Freitag, 10. September 2010

Eine Absage, Dünnpfiff und merkwürdige Vorgänge

Gestern bekam ich ausgerechnet beim Teammeeting Dünnpfiff, was scheinbar auf die Gingko-Tabletten zurückzuführen ist, die ich seit Dienstag nehme. Zur Sicherheit habe ich sie erst mal abgesetzt, da es zu Organblutungen kommen kann und ich gestern auch eine geringe Blutmenge im Stuhl hatte :o/. Bei Rheumatikern ist die Gefahr von Blutungen ohnehin erhöht und das hat jetzt wohl bei mir zugeschlagen. Sonst geht's mir aber noch ganz gut.

Gerade bekam ich eine blöde, unpersönliche Absage von einem Essener Unternehmen, das mir aber anbot, mich in ihrer Datenbank zu registrieren, damit sie mir bei der Stellensuche behilflich sind. Nein, danke - auf diese Unterstützung kann ich gut und gerne verzichten. Ich hatte nicht vor, zurück zur Zeitarbeit zu gehen. Mich wundert es auch nicht, dass die meisten meiner Kunden gegenüber Zeitarbeitsverhältnissen Vorurteile haben und das nicht machen möchten - die Bezahlung ist meist unter aller Kanone, wobei einige führende Anbieter der Branche sogar noch versuchen, Tarifverträge zu unterwandern mit Stundenlöhnen von weniger als 5 € und selbst für hochqualifizierte Kräfte und Stellen lediglich etwas mehr als 7 € anbieten. Es gibt eine Reihe bekannter Leiharbeitsunternehmen, von denen ich nur dringend abraten kann - die wünschen sich jemanden mit umfangreicher Berufserfahrung, aber bitte erst 25 Jahre alt und bitteschön für nen Appel und n Ei. Vor dem Hintergrund verwundert es ja nicht, dass ein Drittel der Vollzeitarbeitnehmer zusätzlich noch auf Hartz IV angewiesen ist. Die Politik tut ja nix dagegen, sondern lässt die Arbeitgeber gewähren, wie man auch an Merkels merkwürdiger Atom-Lobby-Politik sieht. In unseren Nachbarländern ist es gang und gäbe, dass Leiharbeiter von der Entlohnung her mit Festangestellten gleich gestellt werden, nur hier in Deutschland zieren sich die Arbeitgeberschaft und Politik wieder. Klar, jeder Cent, den die Arbeitgeber mehr für ihre Angestellten ausgeben, fehlt ihnen an ihrem dicken Bankkonto, das scheinbar nie voll genug sein kann - allerdings kann man Geld nicht mit ins Grab nehmen und man kann sich dafür weder Gesundheit noch Glück noch Zufriedenheit kaufen.

Auch im gestrigen Teammeeting ging es u. a. um unschöne Szenen in der täglichen Arbeitswelt, von denen wir leider genug hautnah mitbekommen - Mobbing und Bossing sind an der Tagesordnung, parallel dazu nimmt die Zahl der psychischen Erkrankungen bei den Arbeitnehmern jedoch zu, was ja auch nicht weiter verwundert. Manche Arbeitgeber, und damit meine ich hauptsächlich die Großkonzerne, haben ganz perfide Methoden, um unliebsame MitarbeiterInnen los zu werden. Den Arbeitnehmern wird vielfach der Eindruck vermittelt, dass alles an ihnen falsch ist (die Frage ist nur, warum sie dann vorher jahrelang unbehelligt in dem Unternehmen tätig waren...) und sie ohnehin durch jeden x-beliebigen Menschen ersetzbar sind. Es geht offensichtlich eher darum, Neid, Missgunst und Misstrauen unter den Arbeitnehmern zu schüren, damit sich erst gar keine Einheit bilden kann, die sich geschlossen gegen Missstände am Arbeitsplatz wehrt. Hinzu kommt noch, dass ein Mensch, der psychisch angeschlagen ist, irgendwann nicht mehr die Energie hat, sich zu wehren, sondern erst mal damit beschäftigt ist, selbst wieder auf die Beine zu kommen. Offen gestanden frage ich mich nur, wie einer noch morgens in den Spiegel gucken kann, der andere mobbt, herabwürdigt, aus fadenscheinigsten Gründen Arbeitnehmer für "nicht mehr tragbar" erklärt usw. Da muss man schon selbst ziemlich einen an der Waffel haben und zudem äußerst boshaft veranlagt sein. Besonders anfällig für solche Instrumentalisierungen sind jedoch meist diejenigen, die selbst nicht mit sich im Reinen und/oder korrumpierbar sind. Auf sowas scheinen zumindest die Großkonzerne jedoch vermehrt zu stehen. Das erklärt auch, warum viele gute Arbeitnehmer Schwierigkeiten haben, eine neue Stelle zu finden - eben, weil sie niemals andere dissen und mobben würden, ihnen Dumping-Löhne zahlen würden usw.

Von Großkonzernen hab ich aus dem Grund die Schnauze gestrichen voll und viele andere Arbeitnehmer sicherlich auch. Ich bin hier in einem kleinen Betrieb und auch, wenn es hier und da mal kleine Unstimmigkeiten gibt, die aber normal sind, leben wir hier wirklich wie auf einer Insel, die von außen sieht, was sich auf dem Festland für hanebüchene Szenen abspielen.

Parallel dazu habe ich auch das Gefühl, dass es ein Vermittlungshemmnis ist, eine Frau zu sein, unabhängig von Familienstand, Qualifikation, Zahl der Kinder. Gut qualifizierten Frauen wird vielfach vermittelt, dass sie viel zu selbstbewussst sind - klar, da können sich einige Herren der Schöpfung nicht mehr so profilieren. Es ist schon interessant, dass Frauen Männer vielfach qualifikationstechnisch gesehen überrundet haben, ihnen aber jede Menge Vorbehalte entgegen gebracht werden. Als Frau kann man es eigentlich nur verkehrt machen - ist sie ledig, ist sie ne spröde Zicke, die eventuell auch über Leichen geht für die eigene Karriere, ist sie verheiratet oder lebt in einer festen Partnerschaft, kommen sowieso früher oder später Kinder - auch wenn sich nicht jedes Paar Kinder wünscht - und dann steht sie dem Arbeitsmarkt nicht mehr vollumfänglich zur Verfügung. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir uns allmählich wieder zu den Zeiten hin entwickeln, wo die Frau am besten den ganzen Tag am Herd stehen und sich um die Kinder sowie das Wohlergehen ihres hart arbeitenden Göttergatten kümmern soll. Das Frau sein scheint auch ein echter Hemmschuh zu sein aus der Sicht mancher Arbeitgeber und auch in vielen Köpfen handelsüblicher Angestellter spuken bisweilen merkwürdige Frauenbilder herum. Sei bitte weiblich, aber bloß nicht zu intelligent und zu selbstbewusst - das steht Dir als Frau einfach nicht zu. In den Sekretariatsberufen ist das teilweise ganz extrem.

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