Sonntag, 11. Dezember 2016

Anderthalb Wochen Arbeit :o)

Seit etwas über einer Woche arbeite ich in Gelsenkirchen als Sozialpädagogin für Flüchtlinge für 30 Wochenstunden - und ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden :o). Während ich mich auf den letzten zwei Stellen hauptsächlich gelangweilt habe, ist hier immer etwas zu tun und das ist auch gut so. Auch meine Kolleginnen und Kollegen sind sehr nett und hilfsbereit, keine Leute der Marke "Nie sollst du mich befragen." :o)

Auch die Menschen in Gelsenkirchen sind sehr freundlich - davon könnte sich die Stadt Essen mal eine Scheibe abschneiden. Auch wenn die Leute einen gar nicht persönlich kennen, grüßen sie einen nett oder bieten einem ein Taschentuch an, weil es bei der Bäckerei Gatenbröcker keine Servietten gab. Das ist doch im humorlosen Essen fast undenkbar, wie auch die Fälle von unterlassener Hilfeleistung immer wieder zeigen. Natürlich gibt's auch in Essen nette, hilfsbereite Menschen - ich habe das am Freitag bei Honda gesehen, als mein Papa hingefallen war und direkt drei Angestellte des Autohauses raus kamen, um zu helfen - aber die Vollasis, die in einer Borbecker Bank einfach über einen sterbenden Mann hinweg steigen, als wenn er gar nicht da wäre oder die nur dusselig auf ihr Handy starren, wenn ein Anwalt im Rollstuhl um Hilfe bittet, gehen gar nicht. Eine Anwohnerin hatte den Anwalt rufen hören und ihm letzten Endes geholfen. In Essen wundert mich das leider überhaupt nicht mehr - mein Geld oder mein Handy sind schließlich wichtiger als ein Sterbender oder jemand, der um Hilfe bittet :o/.

1994 war ich am frühen Abend mit meinem damaligen Freund in Borbeck unterwegs - uns kam ein älterer Herr mit seiner Frau und seiner Enkelin hingegen, bis er plötzlich zusammenbrach. Wir haben sofort unsere Hilfe angeboten, wofür die Frau sich sehr nett bedankt hat, aber sagte, ihr Mann sei momentan unterzuckert - nach einem Stück Traubenzucker ging es zum Glück wieder. Ein Ehepaar, die unsere Hilfsbereitschaft beobachtet hatte, fragten uns tatsächlich völlig auf panne, warum wir uns um den alten Mann Sorgen machen, der wäre eh nur besoffen *kopfschüttel*. Ich habe in dem Moment nur angesichts dieser Arroganz gehofft, dass die auch mal in eine ähnliche Lage kommen und alle weitergehen mit den Worten, dass sie ja eh nur besoffen sind...nicht jeder, dem schwindelig wird, hat einen zuviel gehoben, aber das muss man den Essener Egomanen erstmal klar machen.

Als ich im Juni 2011 meine TIA hatte und oben am Steilhang stand, während Altenessen und Bottrop sich im Tal doppelt ausbreiteten, habe ich auch einen älteren Herrn um Hilfe gebeten - der hat mich trotz Doppelbildern und Schwindel einfach wohlwollend ignoriert und die Gelbe Tonne vor den Clio geschoben, so als wenn ich gar nicht da wäre. Wenn ich den Bekloppten mit seiner nicht besseren Gattin und ihrem genauso bescheuerten Opel Meriva heute noch sehe, kriege ich immer noch Aggressionen - zum Glück kam an jenem Abend ein sehr nettes, älteres Ehepaar, die sich nach meinem Wohlbefinden erkundigten und mich bis zur Haustür gebracht haben, denn ich wusste nicht, wie ich den Steilhang ohne fremde Hilfe hinunter kommen sollte. Da die beiden mir schräg gegenüber wohnen, grüßen sie mich heute noch freundlich. So geht's also auch.

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