Montag, 27. Dezember 2010

Es geschehen noch Zeichen und Wunder

Heute habe ich doch tatsächlich ein Räumfahrzeug bei mir in der Straße gesehen - oh Wunder! Gestreut hat es zwar nix, aber immerhin ist mir mal eins begegnet, das auch die Schaufel unten hatte. Mittlerweile setzt in Essen leichtes Tauwetter ein.

Zur Begründung, warum während der Feiertage nicht gestreut und geräumt wurde, hieß es, dass die Mitarbeiter ja bei ihren Familien sein wollten. Das ist verständlich, aber normalerweise sind bei Ärzten, Krankenschwestern und Entsorgungsbetriebe auch an Feiertagen immer Notbesetzungen am Start - wenn ich solch einen Beruf habe, muss ich normalerweise damit rechnen, auch mal an WEihnachten für den Dienst eingeteilt zu werden. Die Stadt Essen hält ihre Einwohner wohl für so naiv, dass sie ihnen den Blödsinn als Wahrheit verkaufen will - die Stadt verschweigt wohl lieber, dass sie keine Lust hatte, den Mitarbeitern in ihren Räumfahrzeugen an Weihnachten Zulagen von bis zu 150 % (Feiertagszuschlag, gestern auch noch Sonntagszuschlag) zu zahlen, haha. Politiker - egal, ob auf kommunaler oder Bundesebene - scheinen wohl zu meinen, dass ihre Wähler zu doof sind, um ihre billigen Taschenspieler-Tricks zu durchschauen.

Und selbst, als keine Feiertage waren, habe ich hier in Essen kaum Räumfahrzeuge gesehen. Sämtliche Verkehrsadern wie die Altendorfer Straße/Frintroper Straße (B231), die B224, die vom Essener Norden quer durch die Stadt hinunter zur Ruhrhalbinsel im Süden führt, war auch nicht geräumt und das gilt auch für viele andere Hauptstraßen. Auch die Stadt Düsseldorf hat da wohl stark nachgelassen, wie mir meine Freundin Renate am Samstag am Telefon berichtete. Bei ihr ist keine Bahn mehr gefahren - mitgeteilt hat die Rheinbahn aber auch nicht, dass sie ihren Betrieb wegen des Winterwetters komplett eingestellt hat. Warum sollte ich auch potentielle Fahrgäste darüber informieren? Das sind ja auch nur die zahlenden Kunden, die den Laden durch den Kauf von Fahrscheinen und die Benutzung der Fahrzeuge finanzieren...

Renate hat mit einem Argument vollkommen Recht: Wenn die Gemeinden in den klassischen Skigebieten in Deutschland, Österreich und der Schweiz genauso versagen würden wie die Entsorgungsbetriebe in Rheinland und Ruhrgebiet, dann könnten die Leute dort vier Monate lang weder arbeiten noch zur Schule gehen. Da fahren auch die Linienbusse die heftigsten Steigungen hoch, von denen es in den Alpen sicherlich jede Menge gibt, aber hier verzweifeln die Verkehrsbetriebe ja schon am Werdener Berg und den Erhebungen in Heidhausen und Kupferdreh. Nicht, dass die Berge dort nicht steil sind, aber gegen die Alpen doch eher bescheiden.

Das Beste ist: Die Stadt Düsseldorf kriegt es nicht mal gebacken, ihre Straßen vernünftig zu räumen, schickt aber irgendwelche Schergen raus, die Hauseigentümer und/oder Mieter bei der Stadt denunzieren, wenn der Bürgersteig vor dem eigenen Haus nicht ordentlich geräumt ist. Hm, da sollten diese Würstchen, die ihre Mitmenschen in die Pfanne hauen, doch mal direkt ihre Dienstherren denunzieren, denn die kümmern sich ja nicht mal um die Straßen. Gib Doofen Macht in die Hand...irgendwie kriegt das so allmählich den Charakter einiger Auswüchse in der NS-Zeit, wo auch denunziert und bespitzelt wurde auf Teufel-komm-raus, und das ist ne Zeit, die ich mir nicht zurückwünsche, auch wenn ich sie natürlich persönlich nicht erlebt habe. In der Zeit, wo die Denunzianten da Mitbürger ausspionieren und anschwärzen, könnten schon einige Kilometer Straße geräumt sein. Armes Deutschland!

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