Donnerstag, 31. Dezember 2009

Das Theorie-Praxis-Problem bei der Stellensuche

Neben dem positiven Kommentar zu meinem Artikel über fingierte Stellenangebote folgte nun auch ein Kommentar, in dem ein Leser sein Unverständnis äußerte, wieso Firmen aufgrund des zusätzlichen Aufwandes fingierte Angebote ausschreiben sollten (Behörden ausgenommen). Klar, das ist die Theorie und der gesunde Menschenverstand, die Praxis sagt jedoch etwas ganz anderes. Klar kann es vorkommen, dass eine Firma sich bei der Personalauswahl einmal vertut und die Stelle nach Ablauf der Probezeit des Mitarbeiters neu ausgeschrieben wird, aber mehrfach und dann im Abstand von wenigen Wochen...?! Ist eher unwahrscheinlich.

An dem Kommentar zeigt sich aber auch das Problem, das im ursprünglichen Kommentar angesprochen wurde: Das gesamtgesellschaftliche Interesse am Thema "Fingierte Stellenangebotge" ist eher gering - weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Dennoch kommt es in der Praxis sehr häufig vor, wie meine Erfahrungen und auch die meiner bisherigen Jobsearch-Kollegen aus dem Outplacement gezeigt haben.

Hinzu kommt, dass ein Großteil fingierter Stellenangebote über Personaldienstleister aller Art geschaltet wird - einer hat es meinem Kollegen gegenüber sogar einmal offen am Telefon zugegeben. Der Zweck ist die Befüllung des Bewerberpools, auch wenn es gar kein konkretes Angebot gibt. Darauf war ich in meinem Artikel ja auch eingegangen. Außerdem ist es angesichts der hohen Arbeitslosigkeit, von der mittlerweile auch gut qualifizierte Kräfte mit entsprechender Berufserfahrung betroffen sind, sehr unwahrscheinlich, dass ein Unternehmen nicht in der Lage sein sollte, aus bis zu 1.000 Bewerbern auf eine Stelle den Richtigen oder die Richtige zu finden.

In der Praxis kommt es auch immer wieder vor, dass in Absagen behauptet wird, die Stelle sei besetzt und dann ist die Ausschreibung erneut zu finden. Da stimmt dann irgendwas nicht und schon gar nicht vor dem Hintergrund, dass es auf eine Stelle zig Bewerber gibt - und die können nicht alle schlecht oder verkehrt sein. Das ist nicht nur meinen Kunden passiert, mir ist es auch schon passiert. Im Übrigen sind es nicht nur Behörden, die verpflichtet sind, offiziell auszuschreiben, auch wenn die Stelle intern zu besetzen ist, dies gilt auch für Energiekonzerne, Verkehrsverbünde und einige andere Wirtschaftszweige. Leider ist dies nur ein Tabu, über das kaum jemand offen zu sprechen wagt - weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Keine Kommentare: