Sonntag, 3. Februar 2013

Was wenig Begeisterndes

Seit mein Papa aus dem Philipp entlassen wurde, hat er Schwierigkeiten, sich mit Krücke fortzubewegen - das ging vorher problemlos, auch wenn das linke Bein gelähmt und z. T. auch spastisch ist. Kein Wunder, denn Unterstützung vom Pflegepersonal hat er auf der Inneren kaum erfahren, sodass er sein Bein hoffnungslos überanstrengen musste. Tolle Wurst, echt. Eigentlich hatte meine Mom das dem Pflegepersonal auch gesagt, dass mein Vater seit Dezember 2004 halbseitig gelähmt ist, aber solche Hinweise von Angehörigen sind wohl dazu da, ignoriert zu werden *nerv*. Auch mit der Körperpflege ist da wohl nicht alles gut gelaufen - mein Vater bezeichnete es mal als "Kölschen Wisch". Sorry, wenn ich keinen Bock auf sowas habe und Angst habe, während meiner Arbeitszeit mal eine Fluppe weniger rauchen bzw. eine Tasse Kaffee weniger trinken zu können, dann werde ich nicht Krankenschwester. GRMPH!

Natürlich sind auf einer Station immer mehrere Patienten, aber am Tag noch nicht mal zwischendurch gucken kommen und den Mann da nach einem Einlauf mit heruntergelassener Hose im Krankenzimmer sitzen zu lassen, während sein Bettnachbar die Haare geschnitten bekam von einer menschlich "kompetenten" Friseuse - die wohl privat nen Manta fährt, anders kann die Reaktion dieser Dame wohl nicht zu erklären sein - ist schon ein starkes Stück und da kann mir keiner erzählen, dass soviel auf der Station zu tun war, dass da nicht zwischendurch mal eine Krankenschwester hätte gucken können. Für meinen Dad war es sicherlich auch nicht angenehm,  käckeln zu müssen, während da andere mit im Zimmer sind. Ne Beschwerde darüber geht jedenfalls noch ans Krankenhaus und cc an unsere Krankenkasse, denn so geht's ja mal nicht. Ich hab mich vor über elf Jahren auch mal massiv über nen Stationsarzt im Philipp beschwert, als ich dort mit ner tiefen Venenthrombose inkl. peripherer Lungenembolie lag - und da war ich nicht die Einzige - aber der durfte dann auch seinen Hut nehmen. Er war nicht in der Lage, den Grund für meine Thrombose rauszufinden - das hat dann mein Gefäßchirurg zwei Monate später problemlos geschafft - sondern nervte nur mit menschlicher Inkompetenz, Vorverurteilungen und moralischen Vorträgen; Ursachenforschung gleich Null. Schön, wenn ein Stupident sich für nen Halbgott in Weiß hält *kill*.

Vor dem Hintergrund war ich vor mehr als anderthalb Jahren auch so positiv überrascht, dass ich der Stroke Unit und der Station B2 (Neurologie) so gute Noten verleihen konnte, denn da war regelmäßig ein Arzt zu sprechen und auch das Pflegepersonal hat sich gut um alle gekümmert - die Innere kann man da wohl eher vergessen. Ich lag zweimal auf ner Abteilung für Innere Medizin im Philipp (Januar 2002 und Juni 2004) und beides Mal war das nicht gut, wobei ich aber wenigstens noch den Vorteil hatte, mich selbst auf zwei Beinen bewegen und mir selbst helfen zu können - bei meinem Vater geht's aber leider seit dem Schlaganfall nicht mehr. Medizinisch und teilweise auch menschlich war's bei mir in beiden Fällen jedoch ne Katastrophe.

Wie's heute auf der B2 aussieht, kann ich natürlich auch nicht sagen, ich kann nur für meinen einwöchigen Aufenthalt im Juni 2011 sprechen und da war alles in Ordnung - was auch sicherlich an meinem Stationsarzt lag, der mal über seinen Tellerrand hinaus geblickt hat und mich nicht einfach als hysterische Zicke mittleren Alters abgetan hat, die nen unangemessenen Aufriss wegen ein bisschen Blutgerinnungsstörung macht. Er war auch der einzige Arzt, der in der Lage war, mal meine MRT-Aufnahmen vom Schädel mit Lupe und Mikroskop nach Mikro-Einschlägen abzusuchen - und siehe da: Er hat mehrere gefunden - also nix mit Einbildung und Überreaktion meinerseits, haha.

Zudem war er auch so gründlich und umsichtig, dass er mich auch erst mal auf andere Krankheitsbilder untersucht hat, die auch zu Doppelbildern und Schwindel führen können und hat auch alle Untersuchungen veranlasst, um mit Sicherheit ausschließen zu können, dass da nicht irgendwo ein größeres Blutgerinnsel lauert, das mir dann noch viel schlimmere Folgen beschert hätte als temporäre Sehstörungen und Schwindel. Zum Glück gab's aber kein weiteres Blutgerinnsel, das meinen Sehnerv infiltriert hatte, aber er hat's wenigstens ausgeschlossen bzw. durch die Untersuchungen von Kollegen anderer Fachrichtungen ausschließen lassen. Für nen Arzt sollte das selbstverständlich sein, ist es aber wohl scheinbar nicht - leider.

Vor dem Hintergrund verstehe ich auch nicht, warum er nicht mehr da ist - denn da fehlt dem Philipp ne echte Perle von Arzt, denn neben Gründlichkeit, Fachkompetenz und Umsichtigkeit war er auch als Mensch sehr nett; nur eben halt kein selbstverliebter Dummschwätzer, auf die ja soviele abfahren und sich blenden lassen. Was nützt mir ein Arzt, der zwar gut labern kann, aber mich dann letzten Endes mit seiner Laberei ohne die richtigen Taten umbringt?! Da war er mir mit seiner ruhigen, zurückhaltenden Art viel lieber.  

Meine Krankengeschichte zwischen Mai 2008 und Juni 2011 - als mein Stationsarzt auf den Plan trat - hätte ganz anders verlaufen können, aber leider waren nicht alle so umsichtig und sympathisch wie der vorgenannte Stationsarzt. Keiner hat mitbekommen, dass mein APS irgendwann im Jahr 2010 wieder zurückgekehrt ist und dass mein linkes Bein wegen eines arteriellen Verschlusses kurz vor der Amputation stand - bis ich das Glück hatte, auf nen netten, kompeten Chirurgen in der Meißener Straße in Frohnhausen zu treffen. Mein Hörsturz wurde im Krupp-Krankenhaus als Menière-Krankheit oder Stress abqualifiziert - dass mein APS da am Werk gewesen sein könnte, hat da auch keiner mitbekommen, obwohl ich bis dato jeden Arzt, bei dem ich noch nie vorher in Behandlung war, auf meine Erkrankung hingewiesen habe. Angeblich müsste ich ja mit temporärem Schwindel leben - komisch, seit mein Marcumar richtig auf nen INR von 2,5 bis 3,0 eingestellt ist, ist der aber nie wieder aufgetreten. Einige Läsionen im Hirnstamm, der Hörsturz und auch der arterielle Gefäßverschluss hätten mir erspart bleiben können, wenn nicht einige Fachärzte komplett vor sich hingepennt hätten.

Ich weiß, laut Lehrbuch gibt's bei Marcumar drei therapeutische Bereiche - den niedrigen (INR 2,0 bis 3,0), den mittleren (INR 2,5 bis 3,5) und den hohen (INR 3,0 bis 4,0), aber mein APS ist nun mal keine Krankheit aus dem Lehrbuch - in den meisten medizinischen Lexika wird sie noch nicht mal erwähnt - deshalb ist ein INR unter 2,5 bei der Krankheit auch gar nicht ausreichend wirksam. Auch das haben einige Ärzte nicht mitbekommen. Da war's wirklich ein Glück, dass ich im Juni 2011 "nur" ne TIA hatte und keinen komplett vollendeten Schlaganfall mit schlimmeren Folgen.

Wenigstens muss ich mir aber keine Sorgen machen, dass Ärzte Marcumar bei mir überdosieren - das gibt's leider auch häufig genug und war bei mir mal im Frühling 2004 der Fall, als ich noch kein Gerinnungsselbstmanagement durchgeführt habe - denn da ich meinen INR wöchentlich selbst kontrolliere und auch dosiere, ist ne Über- oder Unterdosierung auch ausgeschlossen, denn leider meinen auch auf dem Gebiet manche Ärzte "Viel hilft viel" - nee, ne Überdosierung von Blutgerinnungshemmern führt aber vielfach nicht nur zu verstärkter Blutungsneigung, sondern auch zu Ödemen, Schwächegefühl, Appetitlosigkeit usw.

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