Normalerweise sind Sondersendungen im TV angebracht, wenn irgendwo in der Welt etwas wirklich Schlimmes, Aufrüttelndes oder Katastrophales passiert wie z. B. die verheerenden Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA - da waren Sondersendungen zum Thema mehr als angebracht. Über das Erdbeben im Iran vor einigen Tagen wurde komischerweise keine Sondersendung gebracht, obwohl es dort auch viele Tote und Verletzte gab.
Nein, der Sinn oder Unsinn von Sondersendungen erstreckt sich neuerdings auf Naturphänomene, die man früher Gewitter, Sommer oder Winter nannte *stöhn* - was wirklich geradezu lächerlich ist. Gut, gestern war es extrem heiß mit stellenweise an die 39°C, aber deshalb im WDR ne Sondersendung dazu zu bringen, grenzt an Idiotie. Ähnliche Temperaturen hatten wir schon mal im Super-Sommer 2003 und auch früher gab es überdurchschnittlich heiße Sommertage, aber heute ist das ja wohl schon ne Sondersendung wert, weil's ja auch sonst wohl nix zu berichten gibt...
Ähnlich war es auch in den sehr schneereichen Wintern 2009/2010 sowie 2010/2011. Unsere Eltern und Großeltern haben solche Winter mit viel Schnee und Eis früher praktisch jährlich erlebt und ich selbst kann mich aus meiner Kindheit auch an einen extrem strengen Winter 1979/1980 erinnern, aber nicht an Sondersendungen, die dazu gebracht wurden.
Natürlich ist es tragisch, wenn Menschen bei einem Sommergewitter verletzt oder gar getötet werden, aber mit sensationsheischender Berichterstattung, so als wenn das Gewitter oder der Tornado mit voller Absicht und in vollem Bewusstsein Menschen verletzt oder gar getötet hätte, ist lächerlich - und in manchen Fällen muss man auch leider sagen, dass die Opfer an einem Blitzschlag selbst Schuld sind. Dass Schutz unter Bäumen oder in Holzhütten am Golfplatz nicht der sicherste Ort bei einem Gewitter sind, sollte normalerweise bekannt sein, aber heute ist ja das Styling und Promi-Geseier wichtiger als Allgemeinbildung. Im Jahr 1998 wurde ein junger Mann aus Frohnhausen durch einen Blitz getötet, weil er mit seinem Freund von der Dachluke aus aufs Dach geklettert ist und ein heranziehendes Gewitter über Mülheim-Heißen - das ja direkt an Frohnhausen angrenzt - zu beobachten. In der Nähe der Antenne und des Blitzableiters gab der junge Mann natürlich ein gutes Ziel für den Blitz ab. Auch wenn ein Gewitter noch weit weg zu sein scheint, schließt das aber nicht aus, dass jemand vom Blitz getroffen wird - vor allem dann nicht, wenn der Abstand zwischen Blitz und Donner bereits weniger als zehn Sekunden beträgt.
Tragisch ist, wenn jemand durch unglückliche Umstände vom Blitz erschlagen wird, obwohl er sonst alles richtig gemacht hat, aber manche fordern ihr Schicksal wirklich raus, wie z. B. der o. g. junge Mann. In den USA verstirbt jeder Sechste an den Folgen eines Blitzschlags auf dem Golfplatz, weil manche nicht rechtzeitig ein Gebäude mit Blitzschutz aufsuchen und gerade Golfplätze bieten zig Möglichkeiten, an denen sich ein Blitz entladen kann - und manchmal eben auch der Mensch, wenn er alleine in einer ebenen Fläche ist und glaubt, dass alle anderen vom Blitz getroffen werden, nur er selbst eben nicht.
Im Sommer 1985 kann ich mich an ein sehr heftiges Gewitter in Rodenbach/Westerwald erinnern mit dunkelgrünen Wolken, zahlreichen Blitzen, heftigen Donnerschlägen und einem halbstündigen Platzregen, was nach heutigem Maßstab wohl bei der UWZ die Stufe rot oder sogar violett rechtfertigen würde, aber ein Gewitter gehört nun mal zum Sommer dazu, genau wie extrem heiße Tage - nur nach Meinung der Medienmacher müssen zu Hitze, Gewitter, Schnee und anderen Wetterkapriolen Sondersendungen gebracht werden.
Für alle Fetischisten von Sondersendungen bzw. die Programmmacher: Für ganz NRW bestehen lt. UWZ Gewitter(vor)warnungen. Ist Euch das auch ne Sondersendung wert? Ach nee, kommt ja immer noch drauf an, in welchem Teil von NRW ein Unwetter Sach- oder Personenschäden anrichtet. Passiert das Ganze in Köln oder Düsseldorf, ist das bestimmt ne Sondersendung wert, zieht ein heftiges Gewitter aber durch Ostwestfalen-Lippe, den Niederrhein, das Münsterland oder das Ruhrgebiet, wird die Meldung höchstens mal in den Schlagzeilen versteckt, haha, denn für den WDR sind wohl nur Düsseldorf und Köln interessant, die restlichen Regionen in NRW sind da wohl eher schmückendes Beiwerk *nerv*.
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