Mittwoch, 28. April 2010

Musik und Bücher

Hihi, vorgestern spielte Marina mir den Lieblingssong ihrer Kindheit vor (ja, ja, an Geschmacksverirrung können wir ja alle mal leiden, hehe): "Fang das Licht" von Karel Gott und Darinka. Als der Song aktuell war (1985/86), war Marina allerdings noch eine kleine fröhliche Grundschülerin - ich war damals in der 6. Klasse und fand das Lied da schon nicht gerade begeisternd, im Gegensatz zu meiner Oma und meiner Mom. Viel lustiger als die Original-Version war jedoch ein Auftritt von Karel Gott und Darinka aus dem Jahr 2005, in dem sie eben jenes Lied zum Besten gaben. Darinka hat sich natürlich auch mittlerweile zu einer hübschen Frau gemausert, aber Mimik und Gestik waren ja vollkommen übertrieben! *kicher* Selbst Karel Gott konnte bei diesem total überzogenen Getue streckenweise kaum noch ernst bleiben. Darinka beschrieb ständig Luftbögen mit ihrer freien Hand und hätte dabei ihren Duett-Partner auch noch fast weggeklatscht ;o). Wie gut, dass er das Lied nicht zusammen mit unserem Crazy Frog vorgetragen hat, denn dann hätte er bestimmt einen Lachflash bekommen wg. ihres Gesichtstourettes und wenn sie den Text plötzlich eigenmächtig abgeändert hätte im Sinne von "Fang das Licht, damit die Rosinen in meinem Kopf nicht wieder aneinander knallen..." Vor dem Auftritt hätte sie sich zudem noch am Medium-Mineralwasser berauscht, haha! Natürlich hätte sie auch hinter den Kulissen hinter den Ton- und Lichttechnikern sowie hinter den Kameramännern gestanden, damit sie sehen kann, wie die ihren Job machen und OB sie selbigen überhaupt richtig machen.

Marina ist allerdings von unserem Beitrag zum diesjährigen Eurovision Song Contest ebenso wenig angetan wie ich, deshalb auch der Kommentar "Verdammter Satellit" inklusive einem traurigen Smiley. Als die No Angels beim Eurovision Song Contest mit zwei Gnadenpunkten aus Bulgarien, dem Heimatland von No Angel Lucy, Letzter wurden, titelte eine Berliner Zeitung: "Wie oft wollen wir uns noch blamieren? Schickt Rammstein!" Diese Idee finde ich noch nicht mal schlecht - nicht nur, weil ich selbst auch ganz gerne Rammstein höre. Erstens haben die in ihren Songs meistens was zu sagen (wenn auch oft sehr makaber), zweitens sind sie auch im europäischen Ausland sehr beliebt und drittens sind Lordi das beste Beispiel dafür, dass man auch mit Hard n Heavy-Musik den Eurovision Song Contest gewinnen kann.

Auch andere Rock- und Metal-Bands aus Deutschland hätten sicherlich mehr Chancen auf eine höhere Platzierung als unser Satelliten-Einheits-Geträller: Rage, Oomph! und - obwohl ich diese androgynen Möchtegern-Rockstars nun wirklich nicht mag - Tokio Hotel. Selbst einigen ehemaligen DSDS-Kandidaten - nicht nur die Gewinner und Finalisten, sondern auch andere Teilnehmer der Motto-Shows - würde ich mit dem entsprechenden Song höhere Chancen ausrechnen. Spontan fallen mir da neben Mark Medlock, Thomas Godoj, Tobias Regner, Mehrzad Marashi, Menowin Fröhlich und Mike-Leon Grosch noch Fahdi Malouf, Lisa Bund, Franziska Urio, Vanessa-Jean Dedmon ein. Voraussetzung wäre allerdings wirklich ein qualitativ hochwertiger Song und kein triviales Gedudel - die Songs, die Mark Medlock beispielsweise in Zusammenarbeit mit Dieter Bohlen produziert, sind eigentlich reine Talentverschwendung, denn gerade Mark Medlock hat nun wirklich eine sehr soulige, gute Stimme und könnte auch sicherlich etwas anspruchsvollere Lieder singen als Bohlens Gute-Laune-Sonnenschein-Gedudel.

Leid tut mir bei dem Ganzen lediglich unsere Interpretin: einige deutsche Zeitschriften und Fernsehsender jubeln sie bereits jetzt wer-weiß-wie hoch, obwohl sie im europäischen Ausland wesentlich kritischer gesehen wird (insbesondere im Austragungsland Norwegen) und wenn die Platzierung dann wirklich irgendwo unter ferner Liefen ausfällt, verschwindet sie ohnehin wieder in der Versenkung. Im Prinzip gibt es in Deutschland jedes Jahr den gleichen Unsinn bzgl. unserer Eurovision Song Contest-Teilnehmer - im Vorfeld heißt es immer, dass Deutschland mit Interpret XY sicherlich die europäischen Zuschauer zu begeistern vermag und dann sind plötzlich alle ganz erschüttert, wenn der deutsche Beitrag am Ende irgendwo zwischen Platz 14 und 24 rangiert. Roger Cicero - der immerhin noch regelmäßig CDs veröffentlicht - wurde im Vorfeld des Grand Prix auch hochgelobt und viele deutsche Journalisten wähnten ihn schon in den Top Ten beim Song Contest, in Wirklichkeit wurde es jedoch nur Platz 19. Bei den No Angels ging man davon aus, dass sie aufgrund ihres Erfolges in Deutschland sicherlich auch unsere europäischen Nachbarstaaten begeistern würden - hm, andere Nationen waren so begeistert, dass sie den No Angels gar keine Punkte gegeben haben bzw. es gab zwei Anstandspunkte von Bulgarien. Im Prinzip wird die arme Lena genauso verheizt wie viele andere vor ihr und da lässt DSDS verdächtig grüßen, auch wenn vermeintlich seriöse Journalisten dieses Format ohnehin verreißen, was ja auch prinzipiell nicht unberechtigt ist. Irgendwie scheint der deutsche Musikgeschmack nicht ganz mit dem anderer Länder übereinzustimmen, auch wenn die Journaille uns vielfach etwas anderes glauben machen will.

Klar ist Kunst in jedweder Form - egal, ob Musik, Malerei, Fotografie oder Literatur - immer sehr individuell typabhängig. Was den einen vom Hocker reißt, entlockt dem anderen höchstens ein müdes Gähnen. Ich kann dies teilweise schon an den unterschiedlichen Bewertungen meiner Bücher erkennen - einige geben meinen einzelnen Werken vier oder sogar fünf Sterne, andere belassen es bei einer Wertung von zwei bis drei Sternen wie etwa bei meinem aktuellen Werk "Düstere Schauergeschichten". Die meisten Leute fühlen sich durch meine Bühnenauftritte gut unterhalten, dennoch gab es gerade bei meinen Auftritten im Unperfekthaus immer den einen oder anderen, der vorzeitig die Vorstellung verlassen hat, weil ihm mein Humor zu makaber und/oder vielleicht auch zu kompliziert war. Eine Besucherin aus München klärte mich einmal in Bezug auf meine Geschichte "Eine Geschichte, in der absolut nichts passiert" (aus "Wenn es Nacht wird im Pott") auf, dass Fische gar nicht sprechen können, denn in eben jener Story gibt es quatschende und quiekende Piranhas. Ach was...die meisten Zuschauerinnen fühlten sich gut unterhalten und haben auch gelacht, aber der einen Dame war das wohl zu fröhlich-makaber ;o).

Bei Büchern fällt mir allerdings auf, dass da eher das typisch Deutsche zum tragen kommt - alles muss intellektuell bis zum Abwinken sein, schwer, bierernst...ich schaue oft Literatursendungen, in denen Bücher vorgestellt werden, und bei den meisten Sendungen kann ich nur sagen, dass mir die dort vorgestellten Leseproben lediglich ein müdes Gähnen entlocken, aber es ist ja alles so bedeutungsschwanger und so aussagekräftig *stöhn*. Lesen heißt eigentlich auch Unterhaltung, aber in Deutschland ist Spaß an etwas ja scheinbar nicht gerne gesehen - auch wer Spaß an und bei seiner Arbeit hat, hat ja bei vielen auch schon einen an der Klatsche. Die einzige Sendung, die sich angenehm von diesem ach so intellektuellen Bücherbrei abhebt, ist "Was liest du?" mit Jürgen von der Lippe im WDR. Wenn er - meist zusammen mit einem anderen Prominenten - aus einem Buch liest, ist das wirklich unterhaltsam und oft zum Schreien komisch. Allerdings wählt er auch Bücher aus, in denen es tatsächlich um reine Unterhaltung geht und nicht so ein hochintellektuelles Geseier.

"Die Blechtrommel" von Günter Grass ist zwar in vielen deutschen Schulen Standard-Lektüre und ist auch stets hochgelobt worden, aber ich kann dem Ganzen nix abgewinnen, obwohl die Grundidee gut ist. Die Umsetzung ist jedoch eher langweilig, umständlich und langatmig - der Film ist allerdings auch nicht viel besser.

Besonders "gut" gefallen mir immer Reszensenten, die dem Autor, der mit seinem Buch ja eine bestimmte Intention verfolgt (Unterhaltung, Aufklärung, Information etc.) und aus diesem Grunde auch einen bestimmten Stil gewählt hat, dann noch erklären wollen, was er in seinem Werk eigentlich sagen wollte. Das geht auch vielen Songwritern so wie etwa James Hetfield von Metallica. Der Urheber des Textes wollte eine bestimmte Aussage treffen und deshalb ist die ach so intellektuelle Erklärung eines Buchkritikers im Prinzip überflüssig. Bücher und auch Musik sind vielfach dazu da, damit sich der Hörer seinen eigenen Reim darauf macht bzw. seine eigenen inneren Bilder kreiert - und zwar ohne Vorbeten eines oberväterlichen Intellektuellen, wie der Verfasser eine bestimmte Passage gemeint hat. Selbst denken macht bekanntlich intelligent und auch den Reiz eines bestimmten Songs oder Buchs aus.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Bei Haruki Murakami regnet es Fische vom Himmel. Ein Mann unterhält sich mit Katzen. Katzen!!Das gibt es doch nicht?!?