Montag, 26. April 2010

Unser diesjähriger Beitrag zum Eurovision Song Contest

Am Samstagnachmittag hatte ich die Gelegenheit, unseren Beitrag zum diesjährigen Eurovision Song Contest erstmalig zu hören. Lena Meyer-Landrut ist mir zwar als Mensch sympathisch aufgrund ihres natürlichen, bescheidenen Auftretens, aber von dem Song, mit dem sie uns in Oslo vertreten soll, bin ich gelinde gesagt ziemlich enttäuscht - das Ganze driftet für mich in Richtung kindisches Einheitsgedudel ab und das ist m. E. ne echte Talentverschwendung. Eigentlich schreibt Stefan Raab ja immer gute Songs (z. B. "Can't wait until tonight", mit dem Max Mutzke im Jahr 2004 angetreten ist und sich damit ja auch in den Top 10 des Gesangswettbewerbs platziert hat und selbst die im Vorfeld des Eurovision Song Contest von der Journaille als Untergang des Abendlandes bejammerten Spaß-Titel wie "Gildo hat Euch lieb" und "Waddehaddedudedah" fand ich ziemlich cool), aber das hier ist genauso ein nichtssagendes, austauschbares Geträller wie man es jeden Tag hundertfach auf Eins Live hören kann, wenn man möchte.

Einige Fernsehsender jubeln "Satellite" und seine Interpretin zwar schon wer-weiß-wie hoch, ignorieren aber völlig, dass die norwegischen Journalisten ebenso alles andere als angetan sind und schon im Vorfeld des Eurovision Song Contest über den deutschen Beitrag geradezu ablästern. Wie gesagt: Die Künstlerin selbst ist mir sympathisch, aber mit dem Song wird Deutschland sicherlich wieder keinen Blumentopf gewinnen, deshalb finde ich den Vergleich mit der einzigen deutschen Grand Prix-Gewinnerin Nicole auch total überzogen.

Die norwegischen Journalisten kritisieren insbesondere, dass Lena Meyer-Landrut nicht sehr gut Englisch singt und einen viel zu krassen deutschen Akzent hat und da muss ich der Journaille Recht geben - selbst auf Platte waren diese Schwächen deutlich zu hören. Auch wenn die No Angels vor zwei Jahren den letzten Platz gemacht haben mit ihrem öden Einheits-Geträller, so kann man den vier Mädels immerhin noch zugute halten, dass ihre englische Aussprache durchaus bühnentauglich war. Es ist auch keine Tragödie, wenn Lena Meyer-Landrut nicht so gut Englisch sprechen kann, aber da wäre doch ein Titel mit deutschem Text wesentlich empfehlenswerter gewesen, zumal sich Lena dann auch sicherlich auf der Bühne vor einem Millionenpublikum im Saal und vor den Fernsehschirmen sicherer gefühlt hätte. Ich würde mich z. B. auch nicht sonderlich wohlfühlen, wenn ich plötzlich eine Lesung in französischer Sprache halten müsste, denn obwohl ich die Sprache mal in der Schule für 3,5 Jahre gelernt habe, bin ich da nicht gerade ein Meister drin.

Sollte Lena sich tatsächlich unter ferner Liefen platzieren, wird dies sicherlich wieder darauf geschoben, dass sich beispielsweise die Staaten der russischen Föderation immer gegenseitig Punkte geben sowie auch die Staaten, die zum ehemaligen Jugoslawien gehören. Dies kann allerdings keine stichhaltige Begründung für das seit Jahren schlechte Abschneiden der deutschen Beiträge sein - auch in der Vergangenheit haben sich die russischen und jugoslawischen Staaten immer gegenseitig Punkte gegeben und dennoch ist es ausnahmslos allen drei von Stefan Raab komponierten Beiträgen gelungen, sich in den Top 10 des Eurovision Song Contests zu platzieren, also kann das schlechte Ergebnis nicht nur damit zu begründen sein, dass sich einige Staaten grundsätzlich immer gegenseitig mit hohen Punkten bewerten. Auch mit der Musikrichtung hat das mittlerweile nichts mehr zu tun - Rock ("Run and Hide" von Gracia Baur) ist genauso gnadenlos abgesoffen wie Country ("No no never" von Texas Lightning), Swing ("Fraun regiern die Welt" von Roger Cicero) und Pop (No Angels; letztes Jahr "Miss Kiss Kiss Bang" von Alex Swings Oscar Sings - obwohl Burlesque-Tänzerin Dita van Teese für den Auftritt als zusätzlicher Eyecatcher gewonnen werden konnte).

Am meisten hat mich eigentlich gefreut, dass 2006 die finnischen Schock-Rocker Lordi mit "Hardrock Hallelujah" gewonnen haben, denn das zeigt, dass auch gut gemachter Hardrock dazu geeignet ist, die Massen zu begeistern anstatt immer nur irgendwelches Einheitsgedudel. Dem deutschen Beitrag rechne ich auch in diesem Jahr keine großen Chancen aus - die Platzierung wird irgendwo zwischen 12 und 24 liegen, auch wenn einige Schönfärber in Radio, Funk und Fernsehen (z. B. vom ZDF) das vermutlich nicht hören möchten.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Verdammter Satellit! :(