Montag, 14. Februar 2011

Ein Hai-lastiger Samstagabend bei Kabel1

Kabel1 behauptet ja von sich, "die besten Filme aller Zeiten" zu zeigen. In vielen Fällen ist dies auch richtig und hebt sich häufig auch von dem Trash ab, den man auf RTL2 zu sehen bekommt, aber der hanebüchene Schwachsinn vom Samstagabend, in dem Weiße Haie eine tragende Rolle spielten, gefiel mir nicht ganz so gut.

                                  Foto: (c) Marco Schlüter, Pixelio

Der erste Film trug den Titel "Raging Sharks", in dem Haie nach dem Absturz eines Raumschiffs sich plötzlich zusammen rotteten und alles attackierten, was ihnen vor das Maul mit den schnapsglasgroßen, messerscharfen Zähnen kam - insbesondere die Besatzungsmitglieder der Unterwasserforschungsstation Oshona. Normalerweise rotten sich Weiße Haie nicht zusammen, um gemeinsam auf die Jagd zu gehen - in diesem Film jedoch schon :o/.

Im nachfolgenden Film "Shark Attack 3: Megalodon" wurden ebenfalls Weiße Haie als Protagonisten verwendet, die mittels Computer-Animation künstlich und auch ziemlich schlecht vergrößert wurden, um die ohnehin nicht gerade kleinen Raubfische (5 - 7 m) noch größer erscheinen zu lassen. Ohnehin war die Tricktechnik in dem Streifen nicht gerade gut gemacht - am interessantesten waren die Sequenzen, in der echte Weiße Haie beim Schwimmen in ihrem natürlichen Lebensraum gefilmt worden waren.

Was mich an diesen Filmen außer der grottenschlechten Technik - da waren sowohl die Modelle als auch die Tricktechnik in "Jaws" (1974) besser - noch so genervt hat, ist die Tatsache, dass Weiße Haie, die seit "Jaws" ohnehin keinen guten Ruf genießen, natürlich wieder als blutrünstige Bestien dargestellt wurden, die ständig auf der Suche nach Menschenfleisch sind. Dass dem nicht so ist, beweisen viele Bücher und Artikel von Fachautoren. Selbst Peter Benchley, der die Romanvorlage für "Jaws" geschrieben hatte, setzt sich mittlerweile für den Schutz der Haie ein und sagt, dass er mit seinem heutigen Wissen über Haie nie mehr den gleichen Roman könnte, der Mitte der 70er so erfolgreich fürs Kino verfilmt wurde und eine ganze Spezies in Verruf brachte. Er bereut, was sein Roman und der daraus entstandene Film bei den Weißen Haien angerichtet haben, denn infolge des Films entstand eine regelrechte Hai-Hysterie, insbesondere in Bezug auf den großen Weißen, der bis heute in einigen Ländern der Welt wie etwa Neuseeland als "Weißer Tod" bezeichnet wird. Vor dem Hintergrund finde ich solche Filme, in denen Weiße Haie wieder die Rolle als blutrünstige Menschenfresser inne haben, alles andere als prall.

Bei "Deep Blue Sea" wurden zumindest statt Weißer Haie Mako-Haie als Protagonisten verwendet, wobei diese allerdings enge Verwandte des Weißen Hais sind, wenn auch um einiges kleiner (2,5 - 4 m) und bei weitem nicht so gefährlich. Dies liegt jedoch auch darin begründet, dass Weiße Haie sich häufig in Küstennähe aufhalten, während die Makos reine Hochseehaie sind. Dass sich Weiße Haie und Menschen also häufiger in Strandnähe begegnen, dürfte einleuchten, weil auf hoher See doch nicht soviele Menschen tauchen und schwimmen. Zudem beruhen viele Hai-Angriffe auf Identitätsirrtümern, d. h. der Hai hat von unten betrachtet einen Surfer auf seinem Brett oder Schwimmer mit seinen natürlichen Beutetieren verwechselt wie z. B. Meeresschildkröten oder Seehunden.

Weiße Haie verzehren ohnehin selten einmal ihr Opfer. Man könnte sie eher "Menschenbeißer" als "Menschenfresser" nennen. Sobald ein Weißer Hai merkt, dass er sich versehentlich in ein Surfbrett oder einen Schwimmer verbissen hat, lässt er sofort ab, weil diese Dinge nicht fetthaltig genug für ihn sind. Die wenigsten Menschen sterben nach einer Hai-Attacke im Inneren des Tiers, sondern am Schock oder durch Verbluten, da das Gebiss eines Hais aufgrund der Anzahl der Zähne und ihrer Schärfe einiges anrichten kann.

Jedenfalls werden die Bemühungen von seriösen Hai-Forschern und Hai-Schützern durch solche bekloppten Streifen sicherlich teilweise zunichte gemacht, weil viele Leuten, die nicht weiter nachdenken oder sich informieren, sicherlich denken, dass dies das richtige Bild ist, was von einem großen Weißen dort vermittelt wird.

Ohnehin mussten ja schon alle möglichen Tiere für Katastrophenfilme herhalten, sodass auch andere Spezies in Verruf gebracht oder zumindest sehr realitätsfern dargestellt wurden: Spinnen ("Arachnophobia", "Tarantula"), Haie ("Jaws" und ähnliche Produktionen), Orca-Wale, Bienen ("Angriff der Killer-Bienen"), Heuschrecken ("Die achte Plage"), Piranhas. Aus diesem Grunde plane ich, demnächst eine Persiflage auf all diese z. T. hanebüchenen Katastrophenfilme zu schreiben, denn manches ist geradezu lächerlich, was sich Regisseur und Drehbuchautoren da einfallen lassen.
 

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