Freitag, 8. März 2013

Chaotische bis entgeisternde Arztbriefe

Arztbriefe habe ich ja schon mal häufiger bekommen nach stationären Entlassungen aus Krankenhäusern, aber der aktuelle aus dem katholischen Krankenhaus in Werden schlägt dem Faß den Boden aus. Sowas Unstrukturiertes und bisweilen Widersprüchliches habe ich noch nie lesen dürfen; noch nicht mal aus dem Philippusstift, wo ich ja mit den stationären Aufenthalten - der im Juni 2011 ausgenommen - auch nicht wirklich zufrieden war. Teilweise standen da auch Infos drin, die mir so gar nicht mitgeteilt wurden. Mein Internist, bei dem ich gestern war, konnte auch nur noch den Kopf schütteln, zumal einige Blutwerte, die dort als Abweichung deklariert wurden, durchaus im Normbereich lagen.

Ach ja, ein moralischer Kommentar übers Rauchen durfte auch nicht fehlen; mir aber mal ne Clexane-Spritze für Zuhause mitzugeben, da mein INR ja nach Absetzen von Marcumar noch unterhalb des therapeutischen Bereichs lag (gestern Morgen bei 2,3, mittlerweile ist er wieder im therapeutischen Bereich, also bei 2,8), war aber offenbar für die Herrschaften dort zuviel verlangt. Hauptsache, ich hab mal was geschrieben, so kam mir das vor.

Mir wurde auch Adipositas, also Fettleibigkeit, bescheinigt, was bei nem BMI von 21,97 - absoluter Normbereich - eine absolute Frechheit ist, wie auch mein Doc fand. Übergewicht fängt bei nem BMI von 25 an, ab nem BMI von 27 kann man von Adipositas sprechen. Selig die Armen im Geiste...zum Glück plaudert mein niedergelassener Internist ja mal ganz gerne aus dem Nähkästchen und meinte, dass es wohl so üblich ist, dass teilweise nicht nach Leistung, sondern nach Anzahl der Diagnosen abgerechnet wird. Bei mir stehen zwölf Stück drin, eine davon ist eben Adipositas (unzutreffend, aber das passiert, wenn arrogante Assistenzärzte in der Vorlesung gefehlt haben und es gar nicht mögen, wenn ihre Patienten auch nicht dumm sind) und Nikotinabusus. Rauchen stand früher auch nicht bei den Diagnosen, aber anhand der interessanten, humorvollen Ausführungen meines Internisten erschließt sich mir jetzt auch, warum Rauchen auch bei den Diagnosen aufgeführt wird und auch normalgewichtige bzw. Personen mit leichtem Übergewicht als fettleibig deklariert werden *kopfschüttel*.

Ich weiß nur eins: Sollte irgendwann mal wieder ein stationärer Aufenthalt in einer Inneren notwendig werden, werde ich nicht mehr nach Werden gehen, vom schlechten Essen, faulen Ratten und selbstgefälligem Personal mal ganz abgesehen.  Es ist mir auch noch in keinem Krankenhaus passiert, dass ich meinen Clexane-Spritzen wie ein hechelnder Hund hinterher laufen musste; noch nicht mal im Philipp. Wenn ich dann dank medizinischer Ignoranz wirklich thromboembolische Komplikationen in irgendeiner Art entwickelt hätte (tiefe Beinvenenthrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall), hätte ich den Laden verklagt. Mein Internist hat mir zum Glück gestern noch Clexane-Spritzen verschrieben.

Manchen Diven von Krankenschwestern konnte man es ja schon nicht zumuten, unsere ältere Mitpatientin, die nicht mehr gut zu Fuß war und deshalb auf dem Toilettenstuhl ihre Geschäfte verrichtete, ins Badezimmer zu fahren, damit Jutta und ich wenigstens auch was davon hatten, wenn unsere Mitpatientin ein großes Geschäft erledigt hat. Die haben die alte Dame auch mitten im Zimmer pieseln lassen, während wir beim Essen waren. Hygienisch und absolut appetitanregend, wirklich.

Abgesehen davon hat vom Pflegepersonal auch viel zu selten jemand nach ihr geschaut, obwohl bekannt war, dass sie körperlich stark angeschlagen war und trotzdem manchmal aufgestanden ist. Wenn sie dann wirklich hingefallen ist, hatten Jutta und ich immer erst mal das Vergnügen und haben dann ohnehin erst mal nach ner Schwester schellen müssen. An ungestörten Schlaf war nachts auch nicht zu denken, weil die alte Dame alle zwei Stunden mal auf den Topf musste und vielfach auch die Flutbeleuchtung im Zimmer eingeschaltet wurde. Eigentlich geht man ja ins Krankenhaus, um gesund zu werden bzw. sich zu erholen, aber davon konnte wirklich keine Rede sein. Komisch, im Marienhospital in Altenessen bei meinem Vater war es auch möglich, dass da alle zehn bis 15 Minuten jemand vom Pflegepersonal nach ihm geschaut und gefragt hat, ob alles okay ist. Da arbeiten aber offenbar auch keine selbstgefälligen Diven, die sich Krankenschwestern nennen, sondern Damen, die ihren Beruf und auch ihre Patienten ernst nehmen.

Ich weiß, dass die Krankenhäuser in Werden sehr gut beurteilt werden, wobei sich diese hervorragenden Beurteilungen aber auch lediglich auf drei Stationen stützen: Geburtshilfe, Chirurgie und HNO. Zu allen drei Abteilungen kann ich nix sagen, aber die IM2 konnte man vergessen. Zum Glück war aber der Endoskopeur, der meinen Magen und meinen Darm beguckt hat, sehr gut - und zum Glück war auch alles ohne Befund :o).

Meine Abneigung gegen Krankenhäuser ist durch den achttägigen Aufenthalt in Werden jedenfalls nicht kleiner geworden. Ich war außer bei meiner Geburt im Mai 1974 zwischen Januar 2002 und März 2013 insgesamt sechsmal im Krankenhaus und es gab nur zwei Aufenthalte, die mich wirklich vollkommen zufrieden gestellt haben: einmal der auf der IM2 im August 2004 in Werden (ja, die Abteilung war wirklich mal gut, aber das hat sich ja leider gewandelt...) und einmal der im Philippusstift nach meiner TIA im Juni 2011 (wobei sich die Station B2 wohl mittlerweile wieder stark verschlechtert hat, wie meine Nachbarin aus eigener leidvoller Erfahrung weiß - mein damaliger Stationsarzt ist ja leider nicht mehr da *heul*). Der Aufenthalt im Elisabeth-Krankenhaus im Januar 2011 war auch okay, wobei da die zwischenmenschliche Seite teilweise etwas zu wünschen übrig ließ. Die übrigen drei Krankenhausaufenthalte (dreimal Philippusstift) glichen eher einer Farce.

 

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