Samstag, 8. Juni 2013

Deutschland ist sehr tolerant - oder auch nicht...

Da das Bundesverfassungsgericht ja nun entschieden hat, dass das Ehegatten-Splitting nicht nur für Ehepaare im klassischen Sinne, sondern auch für homosexuelle Lebenspartnerschaften gelten soll, kommen natürlich wieder die Erzkatholiken und Moralisten aus ihren Löchern gekrabbelt und regen sich auf. Als ich gestern Abend im Fernsehen eine junge Novizin sah, die meinte, dass Gott das nicht gewollt hätte, kriegte ich schon wieder das Brechen - und da wundert die katholische Kirche sich über den Mitgliederschwund?! Deren "Schäfchen" von der Straße haben da offenbar weniger Probleme mit als Menschen, die in der katholischen Kirche ein Amt bekleiden. Und wenn ich das schon höre..."Das hat Gott nicht gewollt." - woher weiß sie das denn? Mitgeteilt haben wird er ihr das wohl kaum. Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass Gott gewollt hat, dass Mitarbeiter seiner Kirche Kinder missbrauchen und misshandeln, aber den Makel versucht die katholische Kirche ja ganz schnell wieder los zu werden oder zu vertuschen. Ich "liebe" diese doppelte Moral - Homosexuelle sind nach Meinung mancher Kleingeister und Katholiken scheiße und nicht von Gott gewollt, fröhliches Kinderschänden im Namen Gottes ist dann aber plötzlich okay, oder was? Ich sag's ja immer wieder: Ich glaube an Gott - aber vielfach leider nicht an sein rückständiges Bodenpersonal mit der doppelten Moral. Erst neulich war ich vor einem Vorstellungsgespräch in Rüttenscheid in der Siechenkapelle an der Rü und habe mit Gott gesprochen - da war aber auch keiner da, der mir erzählen wollte, wie ich mit Gott zu sprechen habe.

Ebenso hanebüchen bis schwachsinnig ist auch, dass ein Sketch von Comedienne Caroline Kebekus, der die katholische Kirche zum Thema hatte, vom WDR aus ihrer neuen Show rausgeschnitten wurde, um die religiösen Gefühle anderer Menschen nicht zu verletzen. Kein Wunder, dass sie bei Stefan Raab zum Boykott ihrer eigenen Show aufgerufen hat, weil da die Zensur etwas zu übereifrig war. Vor ein oder zwei Jahren haben sich viele Menschen über Muslime aufgeregt, die nach den Mohammed-Karikaturen ausgeflippt sind, aber bei den Katholiken und den Intendanten scheint das dann normal zu sein, solch eine humorlose Zensur zu betreiben. Gott hat Humor - seine Schäfchen auf Erden hier aber vielfach nicht.

Anstatt sich mal um die wirklich wichtigen Dinge in diesem Land zu kümmern, darf man sich dann über nichtssagende, oberflächliche Artikel zum Thema "Abiball-Kleidung" freuen - Gehirn und Tiefgang sind offenbar out, nur der schöne äußerliche Schein muss stimmen, auch wenn sich in einem sündteuren Outfit der letzte Vollhorst verbirgt. Deshalb fand ich die Protestaktion von Femen beim Finale von Germany's next Top-Model ziemlich cool, denn da geht's auch nur um Äußerlichkeiten und um eine Selbstinszenierung von Heidi Klum, mehr nicht. Wenn sie dann da schon immer mit gespitztem Mündchen steht und einer ihrer Kandidatinnen sagt, was diese bei einem Shooting nicht so gut gemacht hat, krieg ich nen Brechreiz. Einerseits beschweren sich viele Frauen über Sexismus und darüber, nur auf ihr Äußeres reduziert zu werden - andererseits werden aber dauernd solche Casting-Shows gezeigt, wo es weniger auf Persönlichkeit und Ausstrahlung ankommt, sondern eher auf oberflächliches, dummes Geseier bzw. ein ziemlich krankes Schönheitsideal und wo auch noch der letzte Vollhorst für ein paar Minuten Sendezeit im Fernsehen eingeräumt bekommt (das allerdings eher bei DSDS). Solche oberflächlichen Shows lenken allerdings auch von den wahren Problemen in diesem Land ab, aber manche möchten ja leider gerne belogen werden. Kein Wunder, dass sich manche Menschen in ihrer Not nicht mehr an Familie und Freunde wenden, sondern lieber an selbst ernannte Gurus, Esoterik-Hotlines oder irgendwelche Casting-Shows, die von oberflächlichem Hype und Äußerlichkeiten leben.

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