Freitag, 28. August 2015

Es nervt...

Vorab aber erstmal eine gute Nachricht: Meinem Einspruch von letzter Woche Freitag gegen die Einstellung der Zahlung des Jobcenters wurde in vollem Umfang stattgegeben lt. Schreiben des Jobcenters in Borbeck, hihi - ein geänderter Bescheid geht mir in den kommenden Tagen zu. Erstaunlicherweise wurde mein Hartz IV - wenn auch in reduzierter Form - bereits vorgestern überwiesen. Das ist ja schon mal etwas und den Bescheid, wenn ich ihn erhalten habe, lasse ich dann noch mal ganz nett von meinem Anwalt prüfen, denn da passieren leider auch oft genug Fehler seitens der Jobcenter und ein Betrag von etwas mehr als 500 EUR erscheint mir doch ein bisschen zu niedrig, auch wenn man meinen Zuverdienst drauf rechnet. Vielleicht kommt ja am Montag noch was nach bzw. ich warte natürlich den offiziellen Bescheid ab. Auf jeden Fall wurde meinem Widerspruch von vergangener Woche ja sehr schnell Abhilfe geschaffen - was mich schon fast wundert, denn so schnell sind Behörden ja normalerweise nicht :o)).

Das Eine, was mich nervt, ist diese ständige Rassisten- und Anti-Flüchtlings-Scheiße, die man bei Google Plus zu lesen bekommt - und dann auch noch unter den Angesagten. Da muss man manchmal gar nicht großartig in der Tiefe lesen, aber die Dinger springen einen ja schon geradezu an. Natürlich habe ich auch einen rassistisch-paranoiden Beitrag in negativer Weise kommentiert, was mir viele Plusse, aber auch eine Runde Gemecker von einem Neonazi eingebracht hat. Sowas ignoriere ich jedoch wohlwollend - ich erwarte von Neofaschisten weder Hirn noch Benehmen, denn wenn sie beides hätten, würden sie nicht so einen Blödsinn posten in der Hoffnung, dass alle sie jetzt toll finden.

Wenn ich jemanden mag oder eben halt nicht, dann hat das weder mit seiner Nationalität noch seiner Hautfarbe noch seiner Religion zu tun - und die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, können für die antisoziale Politik unserer Regierung nämlich mal gar nix. Unser Politiker als überbezahlte Gehilfen der deutschen Wirtschaft verschachern ja auch ganz im Sinne der Waffenlobby welche an die Länder, aus denen die Menschen zur Zeit in Massen fliehen - da sollte man sich vielleicht auch nicht wundern, wenn die Menschen, bevor sie ermordet werden, lieber woanders versuchen, Fuß zu fassen, da die Bundesregierung ja offenbar kein Problem damit hat, merkwürdige Regime auch noch mit Waffen zu versorgen, damit die gegen Großteile der eigenen Bevölkerung eingesetzt werden können.

In allen Ländern der Welt gibt es nette und weniger nette Menschen - mich nervt allerdings die Doppelzüngigkeit, mit der unsere Politiker Blödsinn von sich geben und natürlich auch immer die ewig Gestrigen, die auch noch jubeln, wenn ein Flüchtlingsboot im Mittelmeer absäuft. Antisozialer geht's echt nicht mehr, wenn ich mich über Tod und Leiden anderer Menschen freue. Ich glaube kaum, dass jemand freiwillig die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer antreten würde, wenn er nicht aufgrund von Krieg, Gewalt, Verfolgung, Vertreibung usw. dazu gezwungen würde, auch wenn solche Misanthropen gerne Kommentare im Stil von "Macht doch nix, wenn Flüchtlingsboote absaufen" ablaichen. Umgekehrt wären solche Misanthropen mit ihrem offenen Rassismus jedoch die Ersten, die rumheulen würden, wenn sie aufgrund ihrer komischen Gesinnung irgendwo nicht willkommen wären.

Und wenn es Euch Rassisten so nervt, dass in Deutschland auch Migranten leben und Ihr solch eine Angst habt, dass die deutsche Rasse (was ein Unwort...) ausstirbt, dann sucht Euch ne einsame Insel, auf der nur reinrassige Deutsche mit Arier-Nachweis leben dürfen und macht Euren eigenen Staat auf - da gibt's dann keine Flüchtlinge, keine Ausländer, kein Hartz IV, keine Arbeitslosen und alles, was Euch sonst so in Eurem komischen Weltbild stört. Es gäbe dann nur ein Problem: Ihr hättet auf Eurer bekloppten Insel nix, worüber Ihr Euch in komischer Manier echauffieren könntet - denn Ausländer und Flüchtlinge dürften Eure Insel ja nicht betreten, ohne direkt mit Gewalt in irgendeiner Form "begrüßt" zu werden. Da würdet Ihr Euch aber langweilen, wenn Ihr keine Flüchtlinge mehr bedrohen und attackieren könntet und hättet Probleme, Euren Selbsthass auf andere zu projizieren - ach ja, notfalls können ja dann die blonden Super-Deutschen auf die dunkelhaarigen los gehen. Okay, Ende an dieser Stelle, bevor ich ganz zynisch werde - ich glaube, es kommt recht deutlich rüber, was ich von Fremdenfeindlichkeit halte, nämlich nichts.

Abgesehen vom Rassismus gegenüber der ausländischen Bevölkerung, die hier in Deutschland lebt, nervt mich aber genauso der Rassismus gegenüber vielen Deutschen selbst, wovon Arbeitslose sicherlich sehr oft am meisten zu spüren bekommen - die Hartz IV-Empfänger sicherlich einiges mehr als diejenigen, die noch ALG I beziehen. Wegen den Flüchtlingen heulen unsere Politiker ständig rum, während Hartz IV-Bezieher oft behandelt werden, als seien sie der letzte Dreck. Da werden dann Zahlungen schon mal ohne Begründung eingestellt, Jobcenter interpretieren sich Dinge so, wie es ihnen gerade passt, ein Recht auf den Behalt von Steuerrückzahlungen haben Hartz IV-Bezieher auch nicht - nein, der Bescheid muss schön dem Jobcenter vorgelegt werden, denn Ihr könntet ja auch nur einen Euro zuviel auf dem Konto haben, wenn Ihr z. B. 20 EUR Steuererstattung für Euch behaltet.   

Es kann auch nicht sein, dass das System jeden Hartz IV-Empfänger gleich behandelt - also jemanden, der nie ernsthaft vorhatte, überhaupt mal einer geregelten Arbeit nachzugehen genauso wie diejenigen, die viele Jahre arbeiten gegangen sind, aber aus etwaigen Gründen ihre Arbeit verloren haben oder aufgeben mussten aus gesundheitlichen Gründen. Da war das alte System wesentlich besser mit Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe - auch wenn einige mit dem Klammerbeutel gepuderte Anzugträger und Politiker (ist ja oft dasselbe) meinen, dass das alles total gut und gerecht sei. Wirklich? - Ein 60-jähriger, der das Pech hatte, mit 57 Jahren nach vielen Jahren Arbeit diese zu verlieren wird genauso als Sozialschmarotzer stigmatisiert wie jemand von unter 30, der in schöner Regelmäßigkeit seine Jobs geschmissen hat, weil man es ihm einfach nicht zumuten konnte, morgens früh aufzustehen und weil der Chef ihn einmal morgens nicht angelächelt hat. Was ist daran bitte gerecht?! - Das kann nur von weltfremden Anzugträgern kommen, die nicht wissen, wie es ist, wenn man von 399 EUR Regelsatz (bei Alleinstehenden) plus Miete leben muss.

Angesichts dieses Rassismus gegenüber der einheimischen Bevölkerung kotzen mich die Ausführungen mancher Politiker einfach nur noch an, z. B. die von unserem Zonen-Jesus, also unserem Bundespräsidenten. Es ist schön, wenn Ihr Euch Gedanken um die Flüchtlinge macht - das tut Ihr ohnehin nur, um bei den Medien gut da zu stehen, mehr nicht - aber vergesst nicht das eigene Volk. Wer in Hartz IV rutscht, der wird im Prinzip total entmündigt und stigmatisiert, egal wie gut qualifiziert und motiviert er ist - dass irgendwas am System nicht stimmen kann, sieht man schon alleine daran, dass vielen Widersprüchen und Klagen von Hartz IV-Beziehern vollumfänglich oder zumindest teilweise stattgegeben wird.

Ganz problematisch ist es für all diejenigen, die nicht nur von 399 EUR Regelsatz auf der Couch rumhartzen, sondern die etwas dazu verdienen, um ihre Hilfebedürftigkeit zumindest zu reduzieren und bei den Aufstockern - die haben nämlich mehr Rennereien und Scherereien als die, die sich ihr Leben behaglich mit der Stütze einrichten und das kann auch nicht im Sinne des Erfinders sein, dass diejenigen, die aus ihrer Misere raus wollen, dafür auch noch bestraft werden sollen. Stattdessen schauen Behörden ja eher, wie sie die Leute in prekäre Arbeitsverhältnisse/Zeitarbeitsverhältnisse gehievt kriegen - auch wenn viele trotz Vollzeitarbeit noch Hartz IV dazu beantragen müssen, und das betrifft nicht immer nur die schlecht Qualifizierten, auch wenn die Medien ganz gerne ein anderes Bild zeichnen wollen und manche auch noch so doof sind und alles glauben, was ihnen in den Medien präsentiert wird.

Vor dem Hintergrund, wie mit Arbeitslosen generell umgegangen wird und dass alle als faule Schmarotzer stigmatisiert werden, hätte ich bei dem menschenverachtenden (natürlich anonymen) Klagelied eines Jobcenter-Mitarbeiters im Internet reinschlagen können. Da ist dann von Hartzern die Rede, die zwei Minuten vor Dienstschluss erst im Amt aufschlagen, weil ihnen sonst der Strom gesperrt wird, die nach Bier und Kippen riechen, von denen, die Unterlagen mit Kaffeeflecken und drauf geschneuzten Popeln einreichen - das mag es alles geben, aber ehrlich gesagt finde ich es bedenklich, direkt zu sagen, alle Hartzer sind so drauf. Ich bin noch nie zwei Minuten vor Toreschluss im JC aufgeschlagen und hab auch noch nie verdreckte Unterlagen abgegeben - und das gilt selbst für die eher asozialen Bezieher, wenn die ihre Plörren abgeben.

Zum Geruch von Bier und Kippen kann ich dem selbstmitleidigen Verfasser nur eines sagen: Wenn Sie nix mit Menschen zu tun haben wollen, sollten Sie vielleicht nicht auf einer Behörde mit Publikumsverkehr arbeiten - und schon gar nicht auf einer, in der Ihnen alle Bevölkerungsschichten vom Obdachlosen bis hin zur ehemaligen Führungskraft begegnen können. Den Geruch von Zigaretten und Alkohol können Sie auch in vielen ganz normalen deutschen Bürogebäuden riechen, dafür müssten Sie nicht auf dem Jobcenter tätig sein. Allerdings werden Alkoholfahnen bei Anzugträgern sicherlich anders bewertet als bei jemandem, der mit einer solchen auf dem Jobcenter auftaucht, haha. Von Suchtkranken hat der "reizende" Mitarbeiter auch noch nix gehört, was?

Ach ja, und Leute mit komischem Körpergeruch können Sie ebenfalls nicht nur im Jobcenter antreffen, sondern auch in ganz normalen Bürobetrieben. Irgendwo musste ja auch der Name "Stinki" für meinen früheren Kollegen herkommen :o)). Nur weil jemand Arbeit hat, heißt das ja nicht, dass derjenige der Körperpflege besonders zugetan ist. Ich hatte in der Vergangenheit einige Kollegen und damit meine ich jetzt nicht nur Stinki, der übrigens gar nicht so schlimm roch, die eher nach Puma-Käfig rochen, haha. In einem Zoo habe ich allerdings auch noch nie gearbeitet, aber wie sagt Renate immer so schön? - "Der Herr hat einen großen Zoo." :o)

Die Einzigen, die etwas von Hartz IV und der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes haben, ist die Wirtschaft: prekäre Arbeitsverhältnisse, Ausbau der Leiharbeit zu schlechteren Konditionen für die Arbeitnehmer, Hire-and-Fire-Mentalität...die Wirtschaft hat da nur Vorteile von, indem sie sich vielfach Sozialabgaben spart, z. B. bei Leiharbeitern und Leute auch schnell wieder los werden kann - für Arbeitslose, die dauerhaft aus dem Hartz IV-Bezug raus wollen, sind diese Reformen jedoch ungeeignet und eher nachteilig.

Hartz IV ist allerdings nicht nur ein Schreckgespenst für all diejenigen, die davon betroffen sind, sondern ist auch, wie mal jemand im Internet schrieb, eine gute Abschreckung für Arbeitnehmer, sich gegen ungerechte Behandlungen im Betrieb zu wehren, so nach dem Motto "Wenn du dir nicht alles gefallen lässt, dann verlierst du irgendwann deinen Job und dann landest du auch nachher bei denen auf dem Jobcenter". Aus dem Grunde halten sicherlich viele Arbeitnehmer die Füße still, auch wenn sie in ihrem Betrieb terrorisiert, drangsaliert und schikaniert werden und mit der Situation sicherlich auch nicht glücklich sind.  

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