Freitag, 4. September 2015

Dinge, die man nicht verstehen muss

Dass den Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, geholfen werden muss, stelle ich überhaupt nicht in Frage - dazu hatte ich letzten Freitag ja schon gebloggt, wie sehr mir die Fremdenfeindlichkeit einiger Menschen gegenüber Flüchtlingen auf den Keks geht.

Was mich allerdings so richtig nervt, sind die Medien mit ihrer andauernden Berichterstattung über das Problem - selbst meine Nachbarin, die genau wie ich in keinster Weise rechts ist, ist schon total genervt davon und hat bald keinen Bock mehr, die Flimmerkiste einzuschalten, denn scheinbar haben wir in Deutschland sonst keine Probleme außer den Flüchtlingsstrom, der derzeit nach Deutschland kommt. Die vielen Flüchtlinge sind eine Seite und, wie schon gesagt, den Menschen muss geholfen werden, deshalb verurteile ich Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte und Anfeindungen bzw. gefakete rechtsradikale Beiträge unter Google + auf's Schärfste (jetzt sind ja angeblich schon die Flüchtlinge Schuld daran, wenn einer keinen Wäschetrockner mehr bekommt - da kommen mir glatt die Tränen, weil ich kotzen muss bei soviel rechtem, selbstmitleidigen, verlogenen Geschmiere, denn der gute alte Wäscheständer tut's auch zum Wäschetrocknen, haha), aber bei anderen Dingen unterbleiben Gutmenschentum und dummes Gelaber der Medien komplett, so als wenn die deutsche Bevölkerung gar nicht mehr zählt. Solch einen Aufschrei und so ein Geheule habe ich aber nicht erlebt, als hier vor zehn Jahren Hartz IV eingeführt wurde, es gibt auch keinen Aufschrei wegen der deutschen Obdachlosen, die auf der Straße leben, kaum jemand muckt auf, wenn Arbeitgeber nicht mal den gesetzlichen Mindestlohn zahlen oder Arbeitnehmer in komische Werkverträge hieven - offenbar zählt nur noch der Flüchtlingsstrom, der derzeit nach Deutschland kommt und das kann es irgendwie auch nicht sein, dass die Sorgen und Probleme der Einheimischen total vernachlässigt werden, so als wenn es das alles nicht gäbe.

Außer frommen Absichtserklärungen unserer Politiker zu den Flüchtlingen und dem dummen Gesicht unserer Bundeskanzlerin kommt doch fast nix - im Gegenteil, bei denen, die vielleicht eh schon am Boden sind, wird noch mal kräftig von Seiten der Politik nachgetreten. Bevorzugt wird auf Arbeitslose eingeprügelt und dummes Zeug erzählt - da kommen dann Vorzeige-Hartz-IV-Empfänger wie vor einigen Jahren Arno Dübel gerade recht, denn die bestätigen unsere weltfremden Volksverräter ja noch in ihrer menschenverachtenden Ansicht, dass Hartz IV zu "spätrömischer Dekadenz einlädt" (O-Ton Guido Westerwelle von der FDP). Wenn doch die Politik meint, 399 EUR Regelsatz für eine Person plus Miete seien ausreichend, wäre mein Vorschlag, dass alle Politiker mal drei Monate lang auf ihre üppigen Diäten und sonstigen Vergünstigungen verzichten und selbst mal in der Zeit von Hartz IV leben - dann wissen sie vielleicht mal, wovon sie reden, bevor sie die Sorgen der einheimischen Bevölkerung ignorieren und stattdessen der Wirtschaft vorne und hinten in ein bestimmtes Körperteil kriechen, in dem die Sonne nie scheint. Vielleicht findet sich ja auch noch irgendein überbezahlter Volksveräter, der für 6 EUR Stundenlohn schuften geht? - Das glaube ich ehrlich gesagt nicht.

Mich wundert es auch nicht, dass unsere Wirtschaft dauernd Flüchtlinge einstellen will - logisch. Für jemanden, der aus Eritrea, Syrien oder dem Irak hierher kommt, würde ein Stundenlohn von 4 - 6 EUR vielleicht im Vergleich zu den Löhnen in seinem Heimatland geradezu paradiesisch erscheinen, während ein deutscher Arbeitnehmer sich das gar nicht gefallen lassen würde, wenn er für einen Dumping-Lohn arbeiten gehen soll, zumal diese Stundensätze weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn liegen. Das sagt unsere Wirtschaft aber nicht offen, dass sie Billiglöhner haben wollen - deshalb klatscht ja die Wirtschaft auch Beifall angesichts der Sanktionen, die gegen Hartz IV-Empfänger verhängt werden können. Komisch, auch da höre ich keinen Aufschrei der Medien, sondern höre und sehe stets nur frömmelnde Gutmenschen-Gesichter, die wegen den Flüchtlingen rumheulen.

Wie gesagt: Für diese komische Schieflage hierzulande kann kein Flüchtling der Welt etwas, aber unsere Politik und Wirtschaft sorgen jedenfalls dafür, dass die Stimmung gegenüber den Menschen, die hier Zuflucht vor Krieg, Vertreibung und Gewalt suchen, irgendwann mal kippen könnte und zwar auch bei denen, die nicht fremdenfeindlich sind. Das ist eine ziemlich subtile Form von rechtsgerichtetem Denken, denn man kann jemandem, der sich ja mit Worten angeblich ach so sehr für die Flüchtlinge einsetzt, schlecht nachweisen, dass er in Wirklichkeit selbst nicht allzu viele Ausländer hier haben möchte - bei jemandem, der Ausländer bedroht bzw. angreift oder Flüchtlingsunterkünfte mit Hakenkreuzen beschmiert oder sogar in Brand setzt, ist das viel offensichtlicher, wes Geistes Kind er ist.      

Keine Kommentare: