Sonntag, 6. September 2015

Was ist das für eine merkwürdige Rechnung?

Letzten Mittwoch war ich ja auf dem Jobcenter, weil mein Zuverdienst offensichtlich falsch berücksichtigt wurde, denn es kann wohl kaum sein, dass ich trotz Zuverdienst wesentlich weniger haben soll wie vorher, als ich "nur" den Regelsatz plus Miete zzgl. 80 EUR Autorenhonorar, das ja innerhalb der anrechnungsfreien Zuverdienstgrenzen liegt, bekommen habe.

Mit Regelsatz plus Miete wurden mir monatlich knapp 752 EUR ausgezahlt und wenn man dann noch die 80 EUR von experto.de drauf rechnet, lag ich bei knapp 832 EUR monatlich - also immer noch um 14 EUR unterhalb der Armutsgrenze, die für eine Person in Deutschland gilt, nämlich 846 EUR.

Seit Juli fließt ja das Honorar von der Neuen Arbeit der Diakonie - im August habe ich knapp 103 EUR dort verdient und ich hoffe, dass mir irgendwann vom Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG noch die Honorarrechnung für August zugeht, was weitere 80 EUR bedeuten würde.

Fakt ist jedoch: Obwohl ich also im August gut 183 EUR, die ich frühzeitig im Jobcenter gemeldet habe und die erst jetzt im September ausgezahlt werden, dazu verdient habe, komme ich mit dem reduzierten Regelsatz plus Miete jetzt nur noch auf gut 719 EUR inklusive Zuverdienst. Das kann es irgendwie nicht sein, dass jemand, der seine Hilfebedürftigkeit zumindest reduzieren bzw. beenden will, wesentlich schlechter da steht als jemand, der stillschweigend seinen Regelsatz plus Miete bekommt und somit gar nichts macht, egal ob freiwillig oder unfreiwillig. Die Differenz von knapp 113 EUR schlagen natürlich ganz ordentlich zu Buche - und es kann auch nicht meine Schuld sein, wenn auf dem Jobcenter falsch gerechnet wird zu Ungunsten der Leistungsempfänger, denn ich bin nicht die Einzige, die von so einem Stuss betroffen ist. Von der Tatsache, dass auch nicht berücksichtigt wurde, dass Hartz IV immer im Voraus gezahlt wird, Honorare, Löhne, Renten, ALG I usw. aber nachschüssig fällig werden, will ich gar nicht erst sprechen.

Ein Zuverdienst wird zwar angerechnet, wenn er 100 EUR monatlich übersteigt, aber es kann auch nicht sein, dass diejenigen, die sich etwas dazu verdienen - egal, ob freiberuflich/selbstständig oder als angestellte Teilzeitkraft - dafür auch noch bestraft werden sollen im Gegensatz zu denjenigen, die nichts nebenbei machen können oder wollen, wobei diejenigen, die es nicht wollen, sondern nur einfach Stütze kassieren möchten, in der Minderheit sind.  

Der Vertrag mit dem Diakoniewerk Essen wurde zwar am 3. August geschlossen, aber die Tätigkeit ist noch gar nicht angelaufen - nach Aussagen von meinem Boss dürfte dies irgendwann diesen Monat, spätestens im Oktober der Fall sein, aber Geld fließt da natürlich noch keins, weil die Maßnahme ja wie gesagt noch gar nicht läuft. Netterweise hatte die "reizende" Dame vom Jobcenter das ja so interpretiert, dass ich zum 3. August eine nebenberufliche Tätigkeit aufgenommen habe - und das, obwohl im Vertrag explizit drin steht, dass der Beginn noch festzulegen ist (wer lesen kann und will, ist halt klar im Vorteil). Der Vertrag wurde von beiden Seiten aber bereits unterschrieben, damit sowohl das Diakoniewerk als auch ich Planungssicherheit haben. Darauf habe ich ja auch in meinem Widerspruch vom 21. August hingewiesen, denn meine Sachbearbeiterin in der Leistungsabteilung wollte ja die Zahlungen für September vollumfänglich einstellen - meinem Widerspruch wurde jedoch ebenso vollumfänglich stattgegeben durch eine Dame vom EKS-Team, sodass zwar eine überpünktliche Zahlung an mich geflossen ist, die aber weit unter dem liegt, was ich vorher ohne Zuverdienst hatte und dadurch auch nicht kompensiert werden kann, haha.

Vor dem Hintergrund, dass diejenigen, die aus ihrer Misere aktiv raus wollen, schlechter gestellt werden sollen als die, die gar nix machen, bin ich auch so dermaßen sauer, denn das wird nie in den Medien erwähnt, dass die Menschen, die ihren Hilfebezug reduzieren bzw. beenden wollen, mehr schikaniert und genervt werden als die, die sich ihr Leben behaglich mit der Stütze einrichten. Nein, da werden gerne nur die Fälle aufgegriffen, in denen jemand wirklich Sozialbetrug begeht oder vor laufenden Kameras zur besten Sendezeit rumprollt, dass Arbeit für ihn keine Option sei.

Selbst der Mitarbeiter vom Empfang im Jobcenter hatte letzten Mittwoch ja schon erkannt, dass da irgendwas nicht stimmen kann und wollte das Ganze ja an die Leistungsabteilung zur Prüfung weiterleiten - da bin ich ja mal gespannt, wie lange das dauert. Er ging von maximal zwei Wochen aus - sein Wort in Buddhas Gehörgang. Ich weiß nämlich sonst echt nicht, wie das finanziell laufen soll.

Am Mittwoch habe ich übrigens noch einen Termin mit der Dame vom EKS-Team, die auch meinem Widerspruch stattgegeben hat. Ich lasse mich mal überraschen, denn ich habe in der Beziehung schon Gutes gelesen, aber leider auch ebenso viel Schlechtes. Bei Jobcenter-Mitarbeitern bin ich grundsätzlich auf der Hut, auch wenn viele nett sind. Manche sind es wirklich und haben keinerlei Hintergedanken - manche sind aber auch nur nett in der Hoffnung, dem Hilfeempfänger etwas zu seinem Nachteil entlocken zu können. Diese Sippenhaft kotzt mich an, da manche Mitarbeiter auf Jobcentern leider fähig noch willens sind zu unterscheiden, ob sie es mit einem arbeitsscheuen Schmarotzer oder mit jemandem zu tun haben, der unverschuldet in Not geraten ist. Da stimmt schon irgendwas im System nicht, würde ich sagen.    

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