Mittwoch, 19. Mai 2010

Böse Tiere?

Im Berliner Zoo ist wohl eine 32-jährige Frau von einer Eisbärin angegriffen und schwer verletzt worden, weil sie leichtsinnigerweise über den Zaun geklettert ist und durch den Wassergraben hindurch zu den Tieren geschwommen ist. Jetzt werden bereits Rufe nach höheren Sicherheitszäunen laut und die Eisbären scheinen eher die Bösen zu sein als die offensichtlich gestörte Frau, die wohl glaubte, Eisbären streicheln zu können wie Zwergkaninchen und Meerschweinchen im Streichelzoo.

Auch wenn Tiere in Zoogehegen kaserniert werden und regelmäßigen Kontakt zu Menschen haben, bleiben es immer noch wilde Tiere - egal, ob es um Bären, Wölfe oder Raubkatzen geht. Die Attacken der jeweiligen Tiere sind nicht fressmotiviert und zeugen auch nicht von übermäßiger Aggressivität, es ist ihr natürliches Revierverteidigungsverhalten! So süß Knut und Flocke auch als Eisbärbabys gewesen sind: Auch sie stammen von wildlebenden Raubtieren ab und würden sicherlich genauso reagieren, wenn man ungefragt ihr Gehege betritt. Nicht umsonst betäubt der Zootierarzt, den die meisten Tiere gut kennen, vor einer notwendigen Behandlung die Raubtiere - bei vollem Bewusstsein würde es sich kein Löwe gefallen lassen, dass man seine Zähne kontrolliert und behandelt oder andere notwendige Untersuchungen an ihm vornimmt. Und wenn ein Löwe sich mit seinen mächtigen Pranken und seinen messerscharfen Zähnen zur Wehr setzt, weiß man eigentlich, wie das endet - bis auf ein paar ganz Verstrahlte, die Raubtiere in Zoogehegen für genauso harmlos halten wie Kaninchen, Hamster & Co. Im Übrigen: Auch Kleintiere können sich durchaus zur Wehr setzen, wenn ihnen etwas nicht passt - wenn auch nicht mit den fatalen Folgen wie bei einer Raubkatze oder einem Bären.

Vor dem Hintergrund verstehe ich auch die Aufregung um den Orca nicht, der vor einigen Wochen seine Tiertrainerin während einer Show unter Wasser gezogen hat, sodass sie schließlich ertrunken ist: Auch wenn Orcas sicherlich putzig aussehen und seit "Free Willy" einen ebenso guten Ruf genießen wie Delphine: Es sind und bleiben Raubtiere - auch in menschlicher Gefangenschaft! Für die Zuschauer hat sich vermutlich kein Grund erschlossen, warum der Wal seine Trainerin attackierte, aber das Tier selbst wird einen triftigen Grund für sein Verhalten gehabt haben. Die Diskussion, ob der Orca nicht vielleicht sogar getötet werden sollte, weil er schon in zwei oder drei weitere Todesfälle mit Menschen verwickelt war, ist so überflüssig wie ein Kropf. Ein wildes Tier lässt sich nun einmal nicht dressieren, bestimmte Urinstinkte bleiben auch in Gefangenschaft erhalten. Im Gegensatz zum Menschen, der aus Habgier, Eifersucht, enttäuschter Liebe, aus Rassismus, zur Befriedigung seines Sexualtriebs oder zur Vertuschung einer solchen Tat oder sonstigen niederen Beweggründen tötet, töten Tiere nur, um ihr Revier/ihre Jungen zu verteidigen oder um sich zu ernähren.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ach du böses, böses Kätzchen. Hat das Miezekätzchen einfach das Kind aufgegessen. :( Das hat der Löwe doch sonst so selten gemacht...:P