Donnerstag, 12. September 2013

Interessante Leserzuschriften

Zu meinem aktuellen Artikel unter experto.de, der sich auf Bewerbungen bezieht, die grundsätzlich keinen Erfolg haben - hat aktuell 1.090 Zugriffe - bekam ich zwei sehr interessante und auch gute, sachliche Leserzuschriften, einmal von einem Personaler im Ruhestand und einmal von einer Dame, die sich offensichtlich im Bewerbungsprozess befindet.

Der Personaler traf die richtige Feststellung, dass manche Mitarbeiter, die mit der Personalauswahl betraut sind, ihre Bewerber eher wie Bittsteller behandeln und mit ihrer Aufgabe (Sichtung von Bewerbungsunterlagen, Beurteilung von Bewerbern, Umgang mit Bewerbern usw.) offenbar heillos überfordert sind und die Dame schilderte ihre negativen Erfahrungen, die sie im Bewerbungsprozess mit Unternehmen machen musste - keine Rücksendung der Unterlagen, Rücksendung von Unterlagen eines anderen Bewerbers, Anschreiben bei der Rücksendung, die den Titel "Entwurf" trugen, und das ausgerechnet noch von der Agentur für Arbeit, die es eigentlich besser wissen müsste, haha. In diesem Zusammenhang fragte sie an, ob ich auch hierüber einen Artikel schreiben könnte/würde. Keine Sorge, der folgt :o).

Die Schilderungen der o. g. Erfahrungen sind leider keine Einzelfälle mehr - auch wenn unsere planlosen Politiker in ihrem beschränkten Weltbild das gerne ausklammern und nur Klischees widerkäuen ("Wer Arbeit will, findet Arbeit!!"), denn viele Bewerber haben trotz guter Unterlagen und entsprechender Qualifikation schlechte Erfahrungen mit Unternehmen machen müssen - Runterputzen des Bewerbers im Vorstellungsgespräch, was schon nix mehr mit einem Stressinterview zu tun hatte, Reduzierung des Bewerbers auf reine Äußerlichkeiten, die aber nix mit der Stelle zu tun haben ("Finden Sie nicht, dass Sie mal ein wenig abnehmen könnten?!"), zickiges Auftreten der Leute, die das Vorstellungsgespräch mit dem Bewerber geführt haben, keine Rücksendung der Unterlagen oder die Rücksendung der Unterlagen eines anderen Bewerbers...die Liste ließe sich noch fortsetzen.

Was auf dem Arbeitsmarkt eigentlich los ist, wissen viele Politiker und Verantwortliche leider nicht, die reiten nur immer auf Klischees der Marke "Wer Arbeit will, findet welche!" oder "Dann stimmt was mit dem Bewerber nicht!" rum. In einigen Fällen wie in den im Artikel geschilderten trifft das sicherlich zu, aber auch ich selbst habe schon eine Reihe von Vorstellungsgesprächen mitgemacht, bei denen ich mich gefragt habe, ob der Personaler weiß, was er da tut und warum ich jetzt überhaupt hier bin, wenn er mich eh schon ablehnt.

Am Dienstag schickte mich mein Personaldienstleister auch zu einem Vorstellungsgespräch in den Duisburger Süden und auch da habe ich mich gefragt, warum ich da jetzt meine Zeit verschwende. Ich erdreistete mich, eine Viertelstunde vor Interview-Beginn da zu sein - das ist ja auch wirklich frech von mir :o))). Wenn die Dame mir gesagt hätte: "Warten Sie noch bitte einen Moment draußen, ich muss noch eben was fertig machen!", hätte ich damit sicherlich kein Problem gehabt - ich wurde aber regelrecht angezickt und das war wohl schon ne Todsünde, dass ich mich erdreistet habe, pünktlich zu kommen *nerv*. Die Interview-Eröffnung nach zehn Minuten Wartezeit war ähnlich reizend: "Das ist aber ein unvorteilhaftes Foto von Ihnen!" Soll ich da als Model anfangen oder als Assistentin der Geschäftsleitung?! Merkwürdigerweise hat das von Madame bemängelte Foto aber mehrere Firmen nicht davon abgehalten, mich einzustellen, haha. Wohl gefühlt habe ich mich in dem Gespräch jedenfalls nicht.

Ich sag mir immer eins: Wenn Firmen neue Mitarbeiter suchen, sollten sie auch damit rechnen, Bewerbungen zu bekommen - gute und weniger gute. Allerdings wirft es kein gutes Licht auf das Unternehmen, wenn sie ihre Bewerber wie lästige Insekten behandeln und am besten noch ihr Mütchen an dem einen oder anderen Bewerber kühlen möchten. Bei solchen Unternehmen fragt man sich echt, ob die wirklich neue Mitarbeiter suchen oder nur nen Fußabtreter für ihre Launen und Unzulänglichkeiten. Es gibt Dinge, die muss sich kein Bewerber der Welt antun, auch wenn heute leider vielfach die Parole ausgegeben wird "Pass dich dem schlechten Mainstream an - Hauptsache, Arbeit.".

Richtig fand ich auch den Einwand meiner Leserin, dass sie sich gar nicht erst auf Stellen bewirbt, bei denen in der Anzeige schon drin steht "Rücksendung der Unterlagen erfolgt nur gegen Beifügung eines ausreichend frankierten Rückumschlages." Sorry, das Geld für die Rücksendung sollte das Unternehmen schon selbst halben - ging ja früher auch, während manche Firmen das wohl heute als vollkommen normal empfinden, sich mit so nem Scheiß lächerlich zu machen und damit eigentlich unfreiwillig ihre Einstellung gegenüber ihren Bewerbern und ihre finanzielle Situation offen zu legen, haha. Vor allem haben ALG I- und Hartz IV-Empfänger auch gar nicht die Kohle, zusätzlich für das Porto der Bewerbung auch noch das Porto für die Rücksendung zu übernehmen - und selbst von Bewerbern, die in Brot und Arbeit stehen und sich aus ungekündigter Stellung heraus bewerben, kann das nicht verlangt werden, auch wenn manche Arbeitgeber das anders sehen mögen.

Ebenso lächerlich finde ich auch Absagen, die fünf Monate nach Versand der Bewerbung eintrudeln - ist mir erst heute wieder passiert. Da nützte auch das blutleere Gewäsch in der E-Mail nix, das eh nur die üblichen Klischees beinhaltete. Das hätten die sich auch schenken können.

Es wird ohnehin mit zweierlei Maß gemessen: Der Bewerber soll gut qualifiziert sein, zu 110 % auf die ausgeschriebene Stelle passen, gute Umgangsformen haben, am besten wie ein Model aussehen usw., aber die meisten Firmen schaffen nicht mal 50 % von dem, was sie von ihren Bewerbern verlangen, haha.

Keine Kommentare: