Donnerstag, 5. September 2013

Meine Stoffies in der Luft

Meine Hamsterdame Steffi mit ihrem schicken Umhängetäschchen ist ja begeisterte Gleitschirmfliegerin - und hat deshalb ihren plüschigen Freunden auch das Gleitschirmfliegen beigebracht :o). Gestern Abend gegen 18 Uhr starteten meine Stofftiere von meinem Balkon aus zu einem Gleitschirmflug - ich habe ihnen gesagt, dass sie spätestens wieder zuhause sein sollen, wenn die Sonne im Westen sich rot färbt und es also stark auf Sonnenuntergang zugeht.

Zum Glück ist die Brüstung meines Balkons recht breit, sodass alle Stofftiere eine ausreichend lange und breite Startrampe hatten, um sich mit ihren Gleitschirmchen in die Lüfte zu erheben. Nur Sammys beste Freundin Erna - das weiße Huhn mit den blau-weißen Ringelsocken - der Drache Urmel und Eva die Hummel brauchten natürlich keinen Gleitschirm, weil sie ja aus eigener Kraft fliegen können.

Auf dem Weg Richtung Rhein-Herne-Kanal gibt es natürlich jede Menge Hindernisse, die von meinen Stofftieren beachtet werden mussten: Hochspannungsleitungen, Oberleitungen für Züge und Straßenbahnen, das Hochhaus am Reuenberg und mehrere hohe Bäume in der Umgebung. Einige Stofftiere flogen zunächst Richtung Pfarrkirche St. Michael in nordöstlicher Richtung, andere trieben auf den Bahnhof Dellwig weiter nordwestlich zu.

Ecki, Klara und Bugs gehörten zu der Gruppe Stofftiere, die zunächst Richtung St. Michael segelten. Die Fledermäuse im Glockenturm fielen fast aus dem Gebälk, als sie sahen, dass ein Miniberggorilla, ein Hase und ein Monchhichi-Mädchen an der Kirche vorbei schwebten. Eine Fledermaus sagte: "Ich fall hier gleich vom Glauben ab!", worauf eine eher klugscheißerisch veranlagte Artgenossin erwiderte: "Nee, dafür aber vom Gebälk!" :o)

Sammy und ihre Freunde trafen zunächst an der Blitzstraße auf dem Bahndamm auf eine S9, die sich vom Haltepunkt Dellwig-Ost weiter zum nächsten Haltepunkt Gerschede bewegte. Die Lok der S-Bahn kratzte sich am Holm, als einige Stofftiere nur wenige Meter über ihr über die Gleise schwebten. Wenig später überquerten sie dann die Köln-Mindener-Strecke am Bahnhof Dellwig. Die Lok einer S2, die Richtung Bergeborbeck/Altenessen unterwegs war und gerade angehalten hatte, um in Dellwig Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen, rief angesichts der Stofftiere in der Luft: "Ich glaub, mich schubst ne Lok!"

Wenig später landeten meine Stofftiere rund um den Rhein-Herne-Kanal, der ja die Stadtgrenze zwischen Essen-Dellwig und Bottrop-Lehmkuhle darstellt.

  
                               (c) Alexandra Döll, Essen

Der Sensemann landete im evangelischen Altenheim an der Schilfstraße, das nur etwa 350 m von der Kanalbrücke entfernt liegt und holte dort eine 98-jährige Dame ab, die während ihres Stuhlgangs auf dem Klo verstarb. Sie wollte sich zunächst noch den Poppes abwischen, doch der Tod erklärte ihr, dass das im Jenseits nicht mehr nötig sei. Er ist dann mit ihr an seinem Gleitschirmchen über den Styx (Fluss im Totenreich) geschwebt, um sie vom Diesseits ins Jenseits zu bringen.

Ecki landete unweit des Lokals Am Wasserbahnhof an der Vondernstraße am Ufer des Kanals - mitten zwischen Blättern wilden Rhabarbers. Er störte dort jedoch ein Schwanenpärchen und dessen Gelege, die sich ebenfalls in den Rhabarberblättern aufhielten. Ecki versuchte, die Schwaneneltern zu beruhigen, indem er trällerte: "Wenn ein Schwan singt, schweigen die Tiere...!", doch da wurde einer der Schwäne richtig sauer und schlug mit dem Flügel nach Ecki, der zum Glück Richtung Freibad Dellwig flüchten konnte. Auf dem Kanal schwammen derweil Erpel Dieter - natürlich mit Fluppe im Schnabel! - Ente Marianne und ihre 13 Küken. Erpel Dieter grummelte: "Du bist bestusst!", und blies Rauchwölkchen in den Abendhimmel.

Paula die Kuh landete auf einer Pferdekoppel oberhalb des Kanals am Klaumerbruch und graste dort zusammen friedlich mit den Pferden, die zum Reiterhof gehören. In unmittelbarer Nähe landeten auch Clio, Hong-Do und Klaus-Werner, die die Pferde jedoch auch nicht als Störung empfanden. Urmel landete in den Schrebergärten auf der anderen Seite des Klaumerbruchs und naschte von den Obstbäumen, Klaus der kleine Frischling grub die Felder am Fahrbahnrand nach Essbarem um. Eva die Hummel sammelte Blütennektar aus den Blumen in den Gärten und auf den Wiesen.

Monchhichi-Mädchen Anna - auch Sammys beste Freundin und die Lebenspartnerin von Huhn Erna - landete am Ufer des Kanals unterhalb des Vereinsheims RuWa Dellwig am Freibad. Erna landete ursprünglich neben ihr, aber Sammy bekam Angst vor der Hochspannungsleitung auf der anderen Seite des Kanals und geriet mitten über dem Kanal ins Trudeln, sodass sie ins Wasser stürzte. Ausgerechnet jetzt näherte sich auch noch ein Binnenschiff, das vom Essener Stadthafen Richtung Oberhausen/Duisburg unterwegs war. Der Kapitän des Schiffs zog am Nebelhorn. Erna setzte wie ein Adler zum Sturzflug an und konnte Sammy gerade noch aus den Fluten reißen, bevor das Schiff sie erfasste.  Anna quietschte am Ufer: "Mann, Sammy!" Direkt nach dieser dramatischen Rettungsaktion musste Anna sich noch einmal aufregen, weil eine Gruppe rücksichtsloser Radfahrer sie fast über den Haufen geradelt hätte. Anna quietschte: "Mann!", woraufhin der letzte Radler der Gruppe ihr den Stinkefinger zeigte. Anna warf total sauer einen Stein nach dem Typen, verfehlte ihn aber zum Glück. Dafür sah eine Schnecke auf dem Weg, die unfreiwillig getroffen wurde, jetzt Sterne :o(. Sammy wurde nach ihrer Rettung von einigen Mitgliedern des RuWa Dellwig abgetrocknet und aufgewärmt.

Sammys Kinder Rudolf-Dieter und Chantal landeten im Freibad Dellwig, aber zum Glück nicht in einem der Becken, sondern auf der Liegewiese am Kopf des Nichtschwimmerbeckens. Ihnen gelang es, durch den Zaun wieder nach draußen zu gelangen und ebenfalls beim RuWa Dellwig einzukehren, wo sie dann ihre nasse, nöhlende Mama wiedertrafen.

Bugs und Klara segelten mit ausreichendem Abstand über die Hochspannungsleitung am Bottroper Ufer des Kanals hinweg, um einen Stromschlag durch einen Lichtbogen zu vermeiden. Danach ging es über die Einbleckstraße im Sturzflug abwärts hinüber zur Emscher. Zum Glück landeten die beiden auf dem Deich und nicht etwa in den dreckigen, stinkenden Fluten der Emscher.

Am weitestens segelten Monchhichi-Mädchen Melanie und ihr Sohn Bubi, den sie stets in einer an ihrem Kleidchen befindlichen Bauchtragetasche transportiert, denn sie schwebten bis auf die in der Nähe befindliche A42, was bei den Autofahrern dort für großes Hallo sorgte. Stinki, der dort gerade mit seinem 5er Touring unterwegs war, fiel fast vom Glauben ab, als Melanie und Bubi direkt vor seiner Windschutzscheibe auftauchten und der kleine Bubi auch noch rief: "Herr U*****!" [Nachname von Stinki] Er ranzte: "Wat is'n hier eigentlich los?!", aber die beiden Monchhichis bekamen Aufwind und segelten unbeschadet über seinen BMW hinweg, um andere Autofahrer zu erschrecken, die hinter Stinki her fuhren :o). Melanie gelang es schließlich, die Richtung zu wechseln und wohlbehalten auf der Emscherbrücke an der Essener Straße zu landen. Sie lief dann zur etwa 50 m entfernten Haltestelle am Einrichtungshaus Poco Domäne und fuhr eine Haltestelle mit dem Bus 186 - also bis zur Haltestelle Kanalbrücke - um dort ihre Freunde zu treffen.

Ein Mitglied des RuWa Dellwig packte alle Stoffies in seinen Golf und fuhr sie netterweise zu mir nach Hause. Mein Clio - am Nachbarhaus abgestellt - grinste, als er meine Stofftiere den Hang hinauf laufen sah und mitbekam, dass Sammy ein Missgeschick passiert war. Manchmal ist mein Auto eben schadenfroh :o).

Damit Sammy sich nicht erkältet, habe ich sie in die warme Wanne gesteckt und anschließend in ihr rotes Morgenmäntelchen. Der Kleinen geht es heute tatsächlich gut, genau wie den anderen Stofftieren.

Happy End!!!  



Keine Kommentare: