Sonntag, 30. September 2012

Von der Kunst, sich wichtiger zu nehmen als man ist

Mit Ärzten stehe ich ja seit einigen Jahren auf Kriegsfuß, wobei es da natürlich auch Ausnahmen gibt wie z. B. meinen Internisten, meinen Stationsarzt im Philipp (dort leider nicht mehr tätig) und meinen jetzigen Zahnarzt in der Zahnklinik, aber wenn ich manche Dinge mitkriege - egal, ob bei anderen oder bei mir selbst - frage ich mich, ob's noch geht. Manchmal sind die Ärzte selbst verstrahlt, manchmal aber auch deren Sprechstundenhilfen, die sich leider vielfach wichtiger nehmen als sie sind oder sich dann sogar noch anmaßen, sich wie Frau Doktor persönlich aufzuspielen bzw. ihren Bekannten auch noch Vorzüge zu gewähren - unabhängig davon, ob es Privat- oder Kassenpatienten sind.

Neulich in einer allgemeinmedizinischen Praxis in Recklinghausen:

Patientin: "Ich hab ständig Durchfall!"
Arzthelferin: "Dann bringen Sie uns bitte ne Stuhlprobe rein, damit wir die Ursache finden können!"
Patientin: "Dann geben Sie mir bitte so ein Teströhrchen mit!"
Arzthelferin: "Nein, das geht auch in nem normalen Einmachglas..." (War mir neu, aber an Senioren meinen manche ja, ihr verstrahltes Mütchen kühlen zu können, da die ja in den Augen mancher Menschen leider nur noch senile Unkosenfaktoren sind *grummel*)

Tja, als sich der Gatte der Patientin dann mit nem Taxi auf den Weg zur Praxis machte (Taxis kosten ja auch kein Geld...), reichte die Probe im heiß ausgekochten Glas eben nicht. Dann wurde ihm auf einmal ein Röhrchen für eine Stuhlprobe mitgegeben, das er dann noch mal mit dem Taxi reinbringen konnte. Hm...auch wenn Senioren nicht mehr aktiv am Erwerbsleben teilnehmen, da sie im wohlverdienten Ruhestand sind, heißt das aber nicht, dass die Bock haben, sich wegen ein paar wichtigtuerischer Gören, die sich für ne Halbgöttin in Weiß halten (Einbildung ist halt auch ne Bildung...), ständig von A nach B zu bewegen.

Symptomatisch für das wichtigtuerische Gehabe mancher Vorzimmergöttinnen von Ärztinnen ist ein Cartoon in dem Buch "Fiese Bilder", das mir meine Freundin Uli mal nach meiner Krankenhausentlassung im Juni 2011 geschenkt hatte. Ein Patient steht mit nem Schwert in der Brust an der Rezeption der Arztpraxis - also eindeutig ein Notfall - doch der Sprechstundehilfe fiel nix Besseres ein, als im Kalender zu blättern und zu fragen, ob dem Patienten ein Termin in drei Wochen passt. Das passiert, wenn manche Trusen sonst nicht für voll genommen werden (wie auch bei so wenig Verstand und Sozialverhalten?) und dann meinen, sie können ihre Macht an Kranken auslassen - so kann man sein verstrahltes, unzufriedenes Gemüt auch kompensieren.

Selbst als bei mir im Januar 2002 Verdacht auf ne Beinvenenthrombose bestand und ich bei meinem Gefäßchirurgen anrief, um mir dort nen Termin geben zu lassen, sollte ich erst von einer Sprechstundenhilfe abgewimmelt werden. "Der Doktor hat gerade keine Zeit, passt es Ihnen in drei Wochen?" Daraufhin habe ich nur lakonisch gemeint, dass ich in drei Wochen auch schon tot sein könnte. Da ging's dann auf einmal mit dem Termin. Obwohl am nächsten Tag zweifelsfrei ne Thrombose diagnostiziert wurde, musste ich am übernächsten Tag ins Philippusstift wg. Lungenembolie, hahaha. Da konnte zwar mein Gefäßchirurg nix für, das war ein Verschulden meines damaligen Hausarztes, aber wenn ich wirklich drei Wochen auf nen Termin gewartet hätte, wäre wohl wirklich alles zu spät gewesen. Auf jeden Fall ist es immer göttlich, wenn die Sprechstundenhilfen meinen, sie hätten zu entscheiden, wer ein Notfall ist und wer nicht.

Vom Gehalt her würde es zwar nicht reichen, aber solche Damen könnten alle BMW fahren, denn BMW steht ja bekanntermaßen auch für "Bin Maßlos Wichtig" :o). Ich kenne natürlich auch nette Sprechstundenhilfen, die so nen Blödsinn nicht machen, aber mir sind auch schon genug von der anderen Sorte begegnet. Das ist auch immer ne Frage des Berufsethos: Wird jemand Sprechstundenhilfe, weil er Freude am Umgang mit Menschen und an Flexibilität hat oder ergreift jemand den Beruf nur, weil er, der sich sonst ohnmächtig gegenüber allen möglichen Menschen und Dingen fühlt, einmal Macht gegenüber vermeintlich Schwächeren - also Kranken - ausüben möchte?

Selbst im Philippusstift hatten zwei blonde Gören, die sich Krankenschwestern nennen durften, im Dezember 2010 kein Problem damit, mich wegzuschicken, obwohl meine Ärztin eindeutig Notfall vermerkt hatte - tja, wenig später sah ich die beiden Gören zum Essen gehen...dass mein linkes Bein dank ärztlicher Unfähigkeit kurz vor der Amputation stand, war denen doch egal. Heute würde ich da auch ganz anders reagieren, dann könnten die nach ner geharnischten Beschwerde auf der Arbeitsagentur blödes Zeug labern und ein pseudobetroffenes Gesicht aufsetzen.

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