Montag, 12. September 2011

9/11

Gestern jährten sich ja die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon zum zehnten Mal. Auch wenn das Ganze bereits eine Dekade zurück liegt, haben die Bilder nichts von ihrem Schrecken eingebüßt und auch für die Angehörigen, die bei den Anschlägen einen lieben Mitmenschen verloren haben, ist es sicherlich auch nicht einfacher geworden - man lernt sicherlich, mit dem Schmerz zu leben, aber gerade an diesem Tag kam sicherlich bei den Angehörigen wieder alles hoch. Es ist schlimm genug, jemanden durch Krankheit oder Unfall zu verlieren, aber doppelt schlimm ist es, wenn dies durch solch einen sinnlosen Terror-Anschlag passiert, dessen Wahnsinn man sich bis zum 11. September 2001 überhaupt nicht ausmalen konnte. Auch wenn ich an jenem Tag niemanden verloren habe, den ich persönlich kannte, kann ich mich gut in die Gefühle und Gedanken der Angehörigen hineinversetzen, denen mein ganzes Mitgefühl gilt.

Auch wenn am Ground Zero mittlerweile eine Gedenkstätte für die Opfer eingerichtet wurde und an gleicher Stelle eine Neuauflage des WTC in Form der Freedom Towers in den Himmel ragt, so sind zwar sie sichtbaren Spuren der furchtbaren Anschläge beseitigt und die Wunde rein äußerlich geschlossen, aber die Menschen, die direkt oder indirekt von den Anschlägen betroffen waren, werden nie wieder dieselben sein. Als es damals passierte und ich abends die Fernsehbilder der einstürzenden Türme sah - auf der Arbeit hatte ich das Ganze lediglich übers Radio und den Newsticker im Internet mitbekommen -  konnte ich kaum glauben, was ich da sah, genauso wenig, wie ich diesen Wahnsinn einiger radikaler Islamisten fassen konnte. Wenn ich heute ältere Spielfilme sehe, die in New York spielen und in denen das World Trade Center im Hintergrund zu sehen ist, ist das immer noch ein komisches Gefühl. Ich hatte eigentlich immer vor, in den USA mal Urlaub zu machen und die Zwillingstürme zu besuchen, aber dazu ist es leider nie gekommen :o(.

Die Welt hat sich seit jenem 11. September 2001 jedenfalls nicht gerade zum Guten verändert - auch wenn die schrecklichen Anschläge auf radikale Muslime zurückzuführen waren, so stehen jetzt praktisch alle Muslime unter Generalverdacht, auch wenn viele von ihnen diesen Wahnsinn genauso verurteilen wie jeder andere Mensch auch und leider haben manche Politiker dies auch zum Anlass genommen, den Überwachungsstaat auszuweiten - in der Bundesrepublik nennt man das Vorratsdatenspeicherung bei Internet und Telefon. Leider werden zwar die Muslime argwöhnisch unter die Lupe genommen, aber dass der Terror auch aus der so genannten Mitte der Gesellschaft kommen kann, hat das wahnsinnige Attentat eines Einzelnen neulich in Oslo bewiesen, der dies ja damit begründete, dass den Muslimen zuviel Toleranz entgegen gebracht würde. Dem Thema stehe ich eher zwiegespalten gegenüber - einerseits finde ich es falsch, dass jetzt jeder Muslime unter Generalverdacht gestellt wird, Terroranschläge zu begehen und die westliche Kultur abzulehnen, andererseits legen manche auch aus falsch verstandener Angst, als Nazi oder Faschischt abgestempelt zu werden, wirklich eine übertriebene Toleranz gegenüber Ausländern an den Tag, sodass sich auch schnell Parallelgesellschaften etablieren. Wir haben jede Menge Muslime, die hier gut integriert sind, gut Deutsch sprechen, einer Arbeit nachgehen  und die das Geschehene vom 11. September genauso unfassbar finden wie Angehörige anderer Religionen auch, andere wiederum kommen nach Deutschland, weigern sich aber, sich hier auch nur annähernd zu integrieren und die Landessprache zu lernen bzw. verteufeln den westlichen Lebensstil. Hm, wenn die westliche Welt wie USA und die meisten europäischen Staaten doch so schrecklich ist, frage ich mich, warum sie dann dahin auswandern - niemand zwingt mich, mein Heimatland zu verlassen und irgendwo hinzugehen, wo mir weder Kultur noch Religion zusagen. Wenn ich tatsächlich vorhätte auszuwandern, würde ich als Erstes die Landessprache lernen, um mich mit meinen Mitbürgern verständigen zu können und zu verstehen, worüber sie sich unterhalten - anstatt mich gegen alles und jedes in dem fremden Land, das ich mir aber selbst ausgesucht habe, zu verschließen.

Damit das auch richtig ankommt: Ich habe nichts gegen Ausländer und als ich als Studentin noch in einer Borbecker Fahrschule tätig war, hatte ich viele Fahrschüler, die aus anderen Nationen kamen - Russland, Türkei, Indien, Pakistan, Libanon, Algerien, Jordanien, Iran - und mit den Allermeisten von ihnen war die Zusammenarbeit sehr angenehm, wobei es umgekehrt auch eine Reihe deutscher Fahrschüler gab, die sich nicht benehmen konnten und mehr zu wissen glaubten als jeder andere. Allerdings habe ich was dagegen, wenn jemand in ein anderes Land geht und dann alles in diesem Land verteufelt bzw. alle Deutschen pauschal, auch wenn sie mit einigen Dingen Recht haben, als Nazis beschimpft. Klar gibt's hier Rechte (und leider auch nicht wenige), das lässt sich leider nicht verleugnen, aber ich kann nicht jedes Mal mit dem Argument kommen, wenn ich berechtigterweise kritisiert werde: "Sei doch still, du bist doch eh ein Nazi, und von dir lasse ich mir gar nix sagen." Diese falsche Toleranz gegenüber Fehltritten von Ausländern, nur um nicht als Faschischt beschimpft zu werden, ist jedoch genauso falsch. Ob ein Zusanmmenleben zwischen Menschen funktioniert, hat nicht etwas mit Religion, Hautfarbe, Nationalität usw. zu tun, sondern mit dem Menschen an sich.

Diese Nazi-Stammtisch-Parolen wie "Ausländer raus!" oder "Arbeit zuerst für Deutsche!" sind genauso bescheuert wie übertriebene Toleranz gegenüber fremden Kulturen, von denen sich einige Mitmenschen leider auch nicht anpassen möchten, sondern ihre eigene Parallelgesellschaft etabieren und sich über die "bösen Ungläubigen" echauffieren möchten. Da stellt sich dann auch die Frage, wer hier der Faschist ist - wenn ich das Land, in das ich gegangen bin, pauschal als Nazis und Ungläubige beschimpfe bzw. mich ihnen komplett verschließe, ist das genauso faschistisch, als wenn Rechtsradikale prinzipiell alle Ausländer ablehnen und sie sogar bedrohen. Faschismus gibt es leider in beide Richtungen.

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