Freitag, 23. September 2011

Die Kunst des Schönredens

Manche Menschen reden sich auch alles schön und/oder rufen direkt oder indirekt zur Ignoranz auf. Die Worte des Papstes in Bezug auf den Missbrauchsskandal ("Wenn man nur das Negative sieht, versteht man das Mysterium Kirche nicht mehr!") sind ein absoluter Witz, so nach dem Motto "Ja, Euch Missbrauchsopfern ist Unrecht widerfahren, aber sonst ist die Welt ja so schön und irgendwann muss ja auch mal gut sein." Wie ignorant muss man eigentlich sein, um so etwas zu sagen? Nach Bekanntwerden des Missbrauchs-Skandals sind ja etliche Katholiken aus der Kirche ausgetreten, was sicherlich auch verständlich ist - manche Menschen möchten nicht einer derart verlogenen Institution angehören, die mit ihren Ansichten offenbar noch irgendwo im 15. Jahrhundert kleben geblieben ist, aber selbst gegen die Gebote Gottes verstoßen. Dass es am Rande des Papst-Besuches etliche Protestaktionen gab, kann ich gut nachvollziehen und die bezogen sich ja nicht nur alle auf den Missbrauchs-Skandal, sondern auf die sexualitätsfeindliche Gesinnung der katholischen Kirche im Allgemeinen.

Gut, in einigen Punkten hat der Papst sogar Recht, z. B. wenn er indirekt darauf hinweist, dass Geld und reine Äußerlichkeiten für viele Menschen zum neuen Gott geworden sind und wenn er einen zunehmenden Werteverfall beklagt (zum zweiten Mal habe ich jetzt eher zufällig einen Bericht gesehen, in dem es um Rettungskräfte ging, die tätlich angegriffen wurden, obwohl sie ja dafür da sind zu helfen), aber das ändert nix an der sexualitätsfeindlichen Einstellung der katholischen Kirche, die Homosexualität nach wie vor als geistige Störung oder abnormes Verhalten abqualifiziert. Dann können die Oberen ja mal direkt bei einigen ihrer Geistlichen anfangen, denn die haben sich in vielen Fällen an Kindern vergangen, was schlimm genug ist - und dann auch noch an Jungs, was dann wohl auch für Homosexualität spricht. Wasser predigen, aber Wein saufen - das können schon unsere Politiker der so genannten Volksparteien so gut. Deshalb hat es mich sehr gefreut, dass die Piratenpartei einen derart hohen Stimmenanteil bei der Senatswahl in Berlin bekommen hat. Offenbar fühlt sich das Volk von den großen Volksparteien nicht mehr so gut vertreten, deshalb haben dann auch eher kleinere Parteien eine Chance. Am meisten freut es mich, dass die Krawattenträger-Partei FDP so von den Wählern abgestraft worden ist (hähä) und sogar kleine Splitter-Parteien wie die Tierschutzpartei mehr Stimmen erringen konnten.

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