Donnerstag, 9. Mai 2013

Der Tag, an dem die Sonne zu hell schien :o)

Die drei Damen mit Herz und Verstand - also Renate, Eva und ich - machen uns an einem sehr sonnigen, schwülen Tag per pedes auf zum Restaurant Haus Notthoff zum Reuenberg. Die Sonne sticht regelrecht, als wir draußen auf der Terrasse vor dem Restaurant Platz nehmen, um uns Spargel in unterschiedlichen Variationen zu gönnen.

Wir wissen nicht, warum, aber irgendwie haben wir an dem Tag Lust, Männern mit Brille auf die Krawatten zu starren - hat das vielleicht was mit der Sonneneinstrahlung und der Gewitterluft zu tun? Egal, wir wissen es nicht. Am Nachbartisch nehmen vier fröhliche Seniorinnen Platz, die auch Spargel zum Mittagessen wünschen.

Der Kellner hat gerade unsere Bestellungen aufgenommen, als sämtliche auf der Terrasse sitzenden Damen, die eigentlich nur die Sonne genießen möchten, von Eddi dem ekelhaften Erziehungswissenschaftlicher genervt werden - mich als Dipl.-Päd. wundert es angesichts solcher Schmalspur-Pädagogen nicht, dass mein Berufsstand öfter mal mit negativen Vorurteilen zu kämpfen hat. Eva grummelt in ihr Mineralwasser, als sie mit den Worten angelabert wird "Du bist aber nicht mehr die Jüngste - und Model könntest du auch nicht werden..." - das sagt dann ausgerechnet einer, dessen Äußeres (schicker Rentierpulli und tolle ausgelatschte Birkenstocks inklusive toller Bierwampe und fettigen Haaren) und Benehmen kaum den durchschnittlichen Anforderungen genügt. Mir wird mitgeteilt, dass ich ne XXL-Frau bin - klar, Kleidergröße 38/40 ist ja für manche Kerle mit beschränktem Verstand und einem hohen Maß an Oberflächlichkeit schon adipös - und Renate ist natürlich zu alt und trinkt auch Bier - geht bei Frauen ja mal gar nicht! Alles, was uns dazu einfällt, ist der Satz "Willst du dir den Tag versauen, musst du in den Spiegel schauen, du hässlicher Vogel!" Eva und ich raten ihm, sich ne Frau aus'm Katalog zu bestellen, wobei Renate kichernd anmerkt, dass die aber, wenn sie aufgeblasen ist, auch etwas zu ausladend für ihn sein könnte. Eva und ich lachen uns scheckig bei der Vorstellung.

Als er noch die Seniorinnen am Nachbartisch mit seinem unmaßgeblichen Geseier belästigt und an jeder Dame etwas auszusetzen hat, wird er mit den Handtaschen der Damen zurück zu seinem alten 6er BMW geprügelt, der gegenüber am Fahrbahnrand abgestellt ist. Alle Gäste atmen erleichtert auf, als er endlich beleidigt den Motor aufheulen lässt und von dannen rauscht. Es gibt Leute, die die Welt nicht braucht.

Nach etwa 20 Minuten wird unser Spargel serviert mit lecker Sauce Hollandaise oder zerlassener Butter, Kartoffeln und Kochschinken. Als wir fast aufgegessen haben, kommt Thomas des Weges gehumpelt - sein Mercedes steht am nahe gelegenen Edeka-Markt, da er auf der Suche nach einem Arzt ist, der ihm mit seinen Rückenschmerzen helfen kann. Natürlich spricht er mich an, als er mich da friedlich sitzen sieht. Wir drei Mädels starren ihn begierlich an. Er versteht gar nicht, was mit uns los ist und schaut entsprechend sparsam aus der Wäsche. Ich kann ihm gerade noch lechzend mitteilen, dass er zu meinem Arzt auf der Bergheimer Straße latschen soll, der gerade mal gut 250 m entfernt ist, dann stürmen wir auf ihn los, denn seine Brille und seine Krawatte machen uns rattendoll. Er jammert, als wir unsere Fingerchen nicht von seiner Krawatte los eisen können und Renate zudem seine Brille befummelt, die sie offensichtlich rattendoll macht - dabei tragen wir drei Mädels ja auch alle eine Brille. Thomas flüchtet humpelnd den Reuenberg hinauf, um schnell zum Arzt zu kommen, in der Hoffnung, dort keine Frauen im Wartezimmer vorzufinden, die seine Krawatte und Brille befingern.

Während wir uns noch ein Eis zum Nachtisch gönnen, ist leider nix zum Starren und Überfallen da :o(. Am südlichen Horizont ziehen erste Wolkentürme heran, die die sengende Sonne aber nicht verdunkeln. Wir mutmaßen, dass es bald ein Gewitter geben könnte.

Nachdem wir unser Essen bezahlt haben, spazieren wir die Grandstraße herunter, um zu dem Wäldchen zu kommen, das sich zwischen Bergheimer Steig/Ripshorster Straße, Grandstraße und Donnerberg erstreckt. Die Blumen auf den Balkonen der Häuser an der Grandstraße wischen sich den Schweiß von ihren Blütenblättern, Büsche in den Vorgärten rufen laut nach Sonnenschirmen.

Mein Clio steht derweil friedlich auf'm Bergheimer Steig und spielt dort mit dem schwarzen 5er Touring von Stinki sowie dem alu-grauen Meriva meines Stationsarztes Skat - natürlich mit dem Haribo Goldbären-Kartenspiel, das mir Eva geschenkt hat :o). Den drei Autos ist es eigentlich auch zu heiß, aber ab und an spritzen fröhliche Kinder sie mit Wasser nass, wenn sie Blumen gießen oder im Plantschbecken herum toben. Stinkis 5er Touring ist begeistert, genau wie mein Clio und der Meriva.

Kurz bevor wir drei Mädels das Wäldchen erreicht haben, läuft uns mein Stationsarzt über den Weg, der offenbar nach Arzneipflanzen am Bachlauf gesucht hat, denn in der Hand hält er einige Pflanzen, die man sich aber normalerweise nicht in die Vase ins Wohnzimmer stellt. Da er zuvor ein Vorstellungsgespräch hatte, trägt er natürlich einen Anzug mit Krawatte - und Brillenträger ist er auch noch. Er grüßt uns unsicher. Seine Unsicherheit wird noch größer, als er unsere begehrlichen Blicke und unser Starren bemerkt, während wir ihm freundlich gegenüber stehen, ohne uns zu bewegen. Die Blumen in einem Vorgarten kichern und freuen sich zudem über eine leichte Brise, die aufkommt. Die Sonne sticht unverändert. Das ändert sich auch nicht, als wir auf meinen Stationsarzt zustürmen, um seine Krawatte und seine Brille zu herzen. Der arme Kerl weiß gar nicht, wie ihm geschieht, als Eva und ich uns nicht mehr von seinem Schlips los eisen können. Die Blumen feuern uns an mit den Worten "Fummel-fummel, kille-kille!". Erst, als ein schimpfendes Ehepaar ihm zur Hilfe eilt und uns anmeckert, flüchten wir kichernd und übermütig den Weg am Ende der Straße hinunter ins Wäldchen. Männer mit Brille und Krawatte machen uns eben rattendoll an diesem Tag :o).

Im Wäldchen ist es etwas kühler, weil die Bäume Schatten spenden. In der Nähe hören wir den Bach plätschern, Pferde wiehern auf einer Koppel am Donnerberg. Die Wolken haben sich vor die Sonne geschoben, Fliegen und Mücken sausen zwischen den Pflanzen umher durch die schwüle, aufgeheizte  Gewitterluft. Eine Ansammlung überdimensionierten Löwenzahns am Wegesrand zeigt uns die Teufelsforke. Die größte Blume der Ansammlung deutet in Richtung Bach. Wir laufen neugierig dort hin und wen finden wir dort vor? - Stinki nach dem Pullern, natürlich in Anzug und Krawatte und mit Brille! Wir stürmen kreischend auf den armen Kerl los, der überhaupt nicht weiß, wie ihm geschieht. Als wir beginnen, seine Krawatte zu befingern, ranzt er uns an: "Wat is'n mit Ihnen eigentlich los?!" Sammy, die zuvor mit ihm am Bachlauf gespielt hatte, nöhlt: "Maaaahaaaaaann, Mutti!" Renate kichert und bemächtigt sich seiner Brille, die sie im Bach reinigt - auch wenn Stinki das gar nicht wollte und seine Brille kurz zuvor erst mit nem Brillenputztuch gereinigt hatte.

Stinki wird von uns erlöst, als ein lauter Donner über den Donnerberg schallt - Gewitter! Sammy ruft erneut: "Maaaahaaaaann!", sodass ich mein Lieblingsstofftier auf den Arm nehme. Renate gibt Stinki schnell seine Brille zurück, dann rennen wir alle los Richtung Bergheimer Steig, denn Gewitter im Wald sind wirklich kein Spaß. Die Pferde am Donnerberg werden von ein paar jungen Mädchen von der Koppel in den Stall gebracht. Stinki ist einerseits erleichtert, dass wir von ihm abgelassen haben, andererseits mag er aber das Wetter überhaupt nicht und meckert den nächsten lauten Donner an: "Wat is'n mit dir eigentlich los?!" Auch der Stationsarzt rennt uns hinterher, um sich vor dem aufziehenden Gewitter in Sicherheit zu bringen.

Die ersten Blitze zucken, als wir endlich unsere Autos auf dem Bergheimer Steig erreichen, der Donner grollt mit ohrenbetäubender Lautstärke. Zum Glück schaffen wir's alle noch rechtzeitig ins Fahrzeuginnere, bevor ein Blitz mitten ins Wäldchen knallt und solch einen lauten Donner folgen lässt, der die Erde zum Beben bringt. Wir Mädels sind erleichert - genau wie Sammy, die sich an mir festklammert - aber auch traurig, weil wir die Herren in Anzug und Krawatte mit Brille nicht mehr befingern können. Die Männer wiederum - Thomas im Wartezimmer meines Arztes auf der Bergheimer Straße, die anderen beiden in ihren jeweiligen Autos - sind doppelt erleichtert, denn a) sind sie vor dem Gewitter in Sicherheit und b) können wir Mädels sie nicht mehr anfallen :o).

Happy End!!!

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