Es sind zwar noch ein paar Tage bis zum Jahreswechsel, aber trotzdem ist der Großteil des Jahres 2011 ja gelaufen, sodass ein Rückblick durchaus lohnt :o).
Januar 2011:
Nachdem ich im Dezember 2010 mal endlich vernünftige Ärzte aufgetan hatte, wurde ich am 17. Januar im Elisabeth-Krankenhaus Essen an der Arteria femoralis operiert, die sich dank meines APS in den Kopf gesetzt hatte, sich fast vollständig zu verschließen. Entgegen anderer medizinischer Prognosen konnte zum Glück auf den Bypass verzichtet werden, ein Ausputzen und Ausschälen des Blutgefäßes reichte. Auch meine erste Vollnarkose verlief besser als ich dachte. Leider ist mein Hamster Slayer einen Tag vor meiner OP verstorben :o( und der Anästhesist hat mir, als er den Beatmungsschlauch nach der OP rausgezogen hat, auch noch nen Schneidezahn abgebrochen *nerv*. Der Chef-Anästhesist entschuldigte sich jedoch am folgenden Tag sehr nett bei mir und am Donnerstag nach der Operation wurde der beschädigte Schneidezahn in der angegliederten Zahnklinik wieder gerichtet.
Am 24. Januar wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und verabschiedete mich von Slayer, den meine Mom in einer alten Tupper-Dose im Gefrierfach meines Kühlschranks aufbewahrt hatte. Anschließend haben wir den kleinen Kerl im Garten beerdigt, ganz in der Nähe seines Vorgängers James Hetfield.
Das Ruhrgebiet erstickt im Schnee, der Stadt Essen ist angeblich das Salz ausgegangen und die Essener sind total entnervt von diesem nicht vorhandenen Winterdienst. Der Einzige, der damit zufrieden war, war unser Oberbürgermeister, denn bis zu dem hat es der Winterdienst dann doch noch geschafft - alle anderen 578.000 Essener hatten eben halt das Nachsehen.
Februar 2011:
Hurra, ich kann wieder arbeiten gehen! Meinem Füßchen geht's immer besser und er verträgt mittlerweile auch wieder Badezusätze. Anfang des Monats besuche ich erstmals meinen neuen Hausarzt in Frohnhausen, der meinen INR auf 2,0 bis 3,0 festlegt, außerdem werde ich auch noch entklammert bzw. meine OP-Narben, das allerdings bei meinem Chirurgen auf der Meißener Straße.
Da ich voraussichtlich lebenslänglich auf Marcumar angewiesen bin, mache ich im Elisabeth-Krankenhaus am 23. und 24. Februar eine Gerinnungsselbstmanagement-Schulung bei dem Arzt mit, der den Gefäßverschluss auch diagnostiziert hat bzw. der auch die richtige Querverbindung zu meinem APS zog. Der Kurs war lehrreich, aber auch unterhaltsam. Erfolgreich bestanden habe ich ihn auch noch, sodass ich bei meiner Krankenkasse um Kostenerstattung bitten konnte - den Antrag für den Gerinnungsmonitor hatte die Sekretärin des Arztes dorthin gefaxt.
Meine Nachbarn unter mir ziehen aus, weil einige in meinem Haus in Frohnhausen ganz abdrehen, Drohungen im Hausflur aushängen und zudem trotz nicht vorhandener gesundheitlicher Einschränkungen noch nicht mal in der Lage sind, den Schnee zu räumen - manchen kann man Bewegung und körperliche Arbeit einfach nicht zumuten, haha. Danach habe auch ich keine Lust mehr, noch länger da wohnen zu bleiben - kackendreiste Lärmbrüder und -schwestern sollten unter sich bleiben. Am 21. Februar miete ich meine neue Wohnung in Gerschede an, gleichzeitig habe ich vormittags noch einen Dreh mit einem Studenten der FH Dortmund in meiner Wohnung, der eine Reportage über Blogger aus'm Ruhrgebiet machen möchte. Die DVD habe ich leider immer noch nicht. Am 28. Februar kaufe ich bei Möbel Boss in Borbeck eine neue Couch.
März 2011:
Mein Gerinnungsmonitor kommt per Paket an und ich kann meine ersten INR-Messungen selbst erfolgreich durchführen. Im Büro bricht der Frühling aus, denn wir heiraten uns alle gegenseitig, sodass ich fortan einen Ehemann, eine Ehefrau und eine Verlobte habe, hihi. Gegen Ende des Monats lädt meine Verlobte Steffi uns alle zum Essen beim benachbarten Portugiesen ein und verkündet gegen Ende des gemeinsamen Mahls, dass sie schwanger ist. Wir freuen uns alle mit ihr. Ich entwickele angesichts der Mails, die wir immer so von unseren Kunden bekommen, einen Langenscheidt mit dem Titel "Ominöse Sex-Mails - Deutsch; Deutsch - Ominöse Sex-Mails", der im Büro für große Heiterkeit sorgt. In Fukushima fliegt am 11. März nach einem verheerenden Tsunami das AKW in die Luft. Promi-Magazine in allen Medien nerven mit unmaßgeblichem Geseier.
April 2011:
Marina fliegt mit ihrem Schatz nach Korea, sodass Steffi und ich die einzigen verbliebenen Assistentinnen im Düsseldorfer Projektbüro sind. Am 27. April wird mir abends kurz vor Feierabend schwindelig und mein rechtes Ohr fällt zu, sodass ich schon befürchte, dass mich der nächste Hörsturz ereilt. Steffi packt mich in ein Taxi und fährt mit mir ins Evangelische Krankenhaus an der Kirchfeldstraße. Der HNO-Spezialist in der Notfallpraxis kann aber nix an meinen Ohren finden - dass ich ein APS habe, scheint wohl unmaßgeblich zu sein. Steffi fährt mich mit meinem Clio nach Hause, denn - O-Ton Steffi - "ich bin schwanger, aber nicht krank." Sie befürchtet, dass mich eine derartige Attacke noch mal auf der A52 ereilen könnte. Das finde ich bis heute total lieb von Steffi.
Am 28. April gehe ich zur Vertretung meines Hausarztes, der meine Innenohren abermals checkt und auch nix Ungewöhnliches findet - zur Sicherheit verschreibt er mir zusätzlich noch einen Beta-Blocker. Der Schwindel ist bis dato nicht mehr aufgetreten, aber am 29. meldet er sich noch einmal zurück, als ich von der Kö zum Büro laufe. Danach ist erst mal Ruhe im Karton.
Mai 2011:
Ich werde 37 und feiere zum letzten Mal in meiner Wohnung in Frohnhausen Geburtstag - da meine anderen Gäste wegen Krankheit oder Urlaub verhindert sind, ist Steffi in diesem Jahr mein einziger Gast.
Am 11. Mai ziehe ich von Frohnhausen nach Gerschede, wobei das von mir beauftragte Umzugsunternehmen bzw. dessen Mitarbeiter diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient haben. Bei denen hängt wohl das Motto überm Bett "Wie Arbeit? Von Arbeit war nie die Rede!" Meine Küche sieht danach aus wie ein Trümmerhaufen, sodass ein anderer Mitarbeiter zwei Wochen später erst mal nachbessern muss - aber auch erst, nachdem ich dem Saftladen telefonisch mit Anwalt und Verbraucherzentrale gedroht habe. Umzugskartons werden im Flur stehen gelassen, sodass ich und meine Mom das Zeug noch alleine schleppen können - wofür ich da ein Umzugsunternehmen beauftragt habe, ist mir bis heute ein Rätsel. Zeitweise fühle ich mich einem Herzkasper nahe. Einer der jungen Herren hatte wohl Angst, dass ein Schweißtropfen seine stylishe Nerd-Brille verschmieren könnte und seine Kommunikationsfähigkeit beschränkte sich meist auf Achselzucken und Geld fordern :o/.
Ich lebe mich schnell in meiner neuen Wohnung ein, zumal der Ausblick von meinem Balkon überwältigend schön ist. Auch meine Nachbarn zu meiner Rechten und zu meiner Linken sind sehr nett, wie eigentlich auch alle anderen Hausbewohner. Insbesondere die tierischen Tierchen in meinem Garten sind richtig cool, genau wie der Kater vom Papa meines Vormieters, Titus Witus. Titus Witus' Büchsenöffner hat zudem auch noch schnarchende Wachteln :o).
Juni 2011:
Am Nachmittag des 5. Juni geht ein schweres Gewitter über dem Essener Nordwesten nieder - die Dellwiger Straße am Bahnhof ist zeitweise überflutet, genau wie die Frintroper Straße in Bedingrade. Von der Mondfinsternis am 15. haben wir leider nix, weil Wolken das Schauspiel verdecken. Steffi wird am 13. Juni 36.
Im Januar hatte ich mir eigentlich vorgenommen, in diesem Jahr nicht mehr ins Krankenhaus zu gehen, aber das Schicksal wollte es anders: Am Abend des 20. Juni befallen mich auf der Bocholder Straße Doppelbilder und Schwindel, sodass ich auf der Otto-Brenner-Straße zunächst rechts ran fahre. Nach fünf Minuten geht's zunächst wieder, aber 600 Meter vor meinem Zuhause kommen die Doppelbilder wieder. Ich schaffe es zum Glück, meinen Clio unfallfrei 30 Meter oberhalb meines Hauses einzuparken. Ein Ehepaar in einem der Häuser sieht wohl, dass es mir nicht so prall geht, macht aber keine Anstalten, mir zu helfen oder zumindest mal nachzufragen - nein, stattdessen platzieren sie mit dümmlichem Gesicht ihre gelben Tonnen vor meinem Auto. KILL!!! Ich versuche dann, alleine den Berg runter zu kommen und laufe, als wenn ich mir in die Hose geschissen hätte. Zum Glück sieht dies ein anderes älteres Ehepaar, das mich vor meiner Haustür abliefert. Danke!
Meine Mom, die ich telefonisch über meine Beschwerden in Kenntnis gesetzt hatte, rief schließlich nen Krankenwagen, sodass die netten jungen Männer vom ASB mich schließlich in die Notaufnahme des Philippusstift in Borbeck gebracht haben. Ich machte mir zunächst Sorgen, was für ne Flachpfeife von Arzt ich da kriege, denn mit dem Krankenhaus habe ich in der Vergangenheit auch nicht immer die besten Erfahrungen gemacht, aber es stellte sich recht schnell raus, dass der zwar introvertierte, aber sehr nette Stationsarzt der Neurologie nicht nur menschlich, sondern auch fachlich kompetent war. Er hat mich auf seiner Station ebenso kompetent, aufmerksam und umsichtig weiterbetreut - und nebenbei auch noch eine Schwärmerei für mich entwickelt, wie meine Zimmerpflanze aus Altenessen, die ich nach meiner Verlegung von der Stroke Unit auf ein normales Zimmer bekommen hatte, amüsiert feststellte. Leider konnte ich mich bei meiner überraschenden Entlassung nicht persönlich von ihm verabschieden und mich für alles bedanken, was er für mich getan hatte, denn er hatte an diesem Tag leider keinen Dienst :o(.
Meine Zimmerpflanze war sehr nett und fröhlich - wir haben immer Fledermäuse gefüttert, mit den Vögelchen gesungen und das Kreuz auf der Kirchturmspitze beobachtet, denn von unserem Zimmer aus hatten wir nen guten Blick auf die Pfarrkirche St. Dionysius. Wenn unser Stationsarzt uns manchmal gehört hätte, hätte er uns sicherlich in die Psychiatrie bringen lassen oder er hätte mich bei sich zuhause persönlich überwacht, hihi.
Fortsetzung zum zweiten Halbjahr folgt! :o)
Pfarrkirche St. Dionysius - (c) Alexandra Döll, Essen; 25. Juni 2011
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