Samstag, 26. Juli 2014

Aus aktuellem Anlass...:o)

Meine Novelle "Liebe, Tod und Teufel", die am 18. November 2008 - also vor fast sechs Jahren - veröffentlicht wurde, hat zwar mehrere Schauplätze, namentlich den Herskamp in Dellwig, das Philippusstift in Borbeck, die Donnerstraße und die Hülsmannstraße in Gerschede, aber das Haus auf dem Herskamp, in dem Protagonistin Nelly wohnt, hat natürlich auch ein reales Vorbild: Es ist das frühere Haus meiner Oma, in dem heute mein Onkel und meine Tante leben.

Das Haus wurde 1921 fertig gestellt und danach auch von Uropa Clemens, Uroma Wilhelmine und ihren Kindern bezogen. Geboren wurde meine Oma Anna zwar am 9. Februar 1916 in Dellwig, aber in der Levinstraße, ganz am Ende, praktisch direkt gegenüber vom damaligen Arbeitsplatz meines Uropas, der Zeche Levin. Mein Uropa war dort Obersteiger und deshalb wurde ihm damals das größere Haus auf dem Herskamp angeboten. Er hatte es dann zwar etwas weiter zur Arbeit als früher, dafür aber auch mehr Platz für seine wachsene Familie. Anfang der 1920er Jahre hatten er und Uroma Wilhelmine insgesamt sieben Kinder.


Wohnsiedlung Herskamp/Dachsfeld in den 1920er Jahren - Quelle: ruhr-bauten.de

Ganz rechts am Bildrand sieht man das Haus auf der Ecke Dachsfeld/Herskamp, das heute noch so in renovierter Form dort steht. Im Buch geht es um das Haus direkt dahinter, bei dem es sich um eine Doppelhaushälfte handelt.

Sowohl in meinem Buch "Liebe, Tod und Teufel" als auch heute ist natürlich auch das alte Steigerhaus, in dem seit 1984 mein Onkel und meine Tante leben, mittlerweile renoviert worden, d. h. alle Strom- und Wasserleitungen liegen unter Putz und das Haus wurde in den 1990er Jahren rot verklinkert, während es früher dunkelgraunen Rauhputz hatte, aber ich habe das Haus meiner Oma Anna in der ursprünglichen Form geliebt, auch wenn die Leitungen teilweise noch über Putz lagen. Erst im Jahr 1979 hat meine Oma sich im ersten Stock des Hauses im ehemaligen Zimmer meines Onkels und der ältesten Schwester ein richtiges Bad mit Wanne/Dusche, WC und Toilette einbauen lassen. Früher bestanden Waschgelegenheiten im Keller und in einer Ecke des Elternschlafzimmers hinter einem Vorhang, die Toilette lag im Keller des Hauses mit Fenster zum Hof/Garten.

Bis Ende der 1980er Jahre konnte man direkt von der Straße aus in den Hof gehen, denn dort gab es noch einen richtig schönen Torbogen, der direkt in den Hof führte. Mein Onkel und meine Tante haben den direkten Zugang natürlich mittlerweile zumauern lassen, was angesichts steigender Zahlen von Vandalismus, Diebstahl, Einbruch usw. mehr als verständlich ist. Aus dem alten Abstellraum auf der Zwischenetage zwischen Erdgeschoss und Keller haben die beiden heute ihre Küche gemacht - im Buch handelt es sich um das Zimmer von Protagonistin Nelly, meine Oma hat es bis Mitte der 80er wiederum als Abstellraum benutzt. Die Küche und Wohnküche lagen, wie auch im Buch "Liebe, Tod und Teufel" im Erdgeschoss, genau wie das Wohnzimmer.

Das Zimmer im Keller, das Nellys Freundin Esther in dem Buch als ihr Zimmer nutzt, war ganz früher mal der Schweinestall, denn nach dem Krieg war es ja durchaus noch gang und gäbe, sich Nutztiere im eigenen Haus zu halten bzw. Gemüse im eigenen Garten anzubauen.

Das frühere Schlafzimmer meiner Großeltern im ersten Stock, das im Buch von Vanessa bewohnt wird, war mir früher als ganz kleines Kind immer ein wenig unheimlich. Es war zwar schön hell, aber mein Opa war ein sehr gläubiger Mann und hatte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der KAB von seinen Vereinskameraden ein schön gearbeitetes Kreuz geschenkt bekommen mit einem Jesus aus Porzellan, der ebenfalls sehr gut verarbeitet war. Wenn meine Eltern ausgegangen waren und meine Oma in ihrem Haus auf mich aufpasste, lag ich oben in dem großen überdimensionierten Bett meiner Großeltern, das meine Oma auch nach dem Tod meines Opas im September 1975 nicht ausgetauscht hatte, und gruselte mich wegen dem Mann, der über mir am Kreuz hing, denn damals wusste ich noch gar nicht, was es mit dem Mann am Kreuz auf sich hatte - ich habe nur gesehen, dass ihm Nägel durch Hände und Füße geschlagen worden waren und dass er eine Dornenkrone trug, und natürlich habe ich auch gesehen, dass der Mann gelitten hat. Ich konnte mit vier Jahren schon ein wenig lesen und auch, wenn ich weder Althebräisch noch Lateinisch gesprochen habe, wusste ich irgendwie, dass die Kreuzesinschrift INRI bestimmt nix Nettes bedeutet.

Ich habe meinen Papa damals als Kind irgendwann nach dem Mann am Kreuz gefragt und auch, was INRI eigentlich bedeutet, und er hat mir das dann sehr kindgerecht erklärt. Danach war mir der Mann am Kreuz zwar immer noch unheimlich, aber ich habe verstanden, warum er dort hing - obwohl ich es schon als Kind nicht gut fand, dass die Römer ihn einfach ans Kreuz geschlagen haben. Ich habe meiner Oma zwar nie gesagt, dass ich Angst vor dem Kreuz hatte - was übrigens bei Kindern gar nicht so selten vorkommt, weil ich dachte, dass könnte sie vielleicht beleidigen, aber trotzdem konnte ich sie überzeugen, dass ich lieber bei ihr unten im Wohnzimmer auf der Couch liege, solange meine Eltern weg waren. Da meine Oma eine sehr kinderliebe Frau war, hatte sie vollstes Verständnis und seither musste ich nicht mehr alleine unter diesem unheimlichen Kreuz liegen :o). Wenn ich später mit meiner Mama und meiner Oma gemeinsam im großen Ehebett geschlafen habe und mein Papa nebenan im Gästezimmer schlief, hatte ich weniger Angst vor dem großen Kreuz an der Wand über dem Kopfende des Bettes. Als ich Renate mal vor Jahren davon erzählt habe, kicherte sie und meinte, dass sie jetzt wüsste, wo ich meinen schwarzen Humor her habe :o). Jaja, was Kreuze über dem Bett alles bewirken können *kicher*.

Eins haben alle früheren Zechenhäuser gemeinsam, und das ist auch so bei dem Haus auf dem Herskamp: Sie haben schöne große Gärten. Meistens saßen wir im Hof zusammen, aber auch im Garten gab es eine Sitzecke, aber auch Rasen, Tannen und damals noch eine schöne große Birke, die mein Patenonkel und mein Papa in den 80ern abgeholzt haben, weil der Baum leider schon ein wenig morsch war :o(. Als Kind mochte ich es immer, wenn der Wind durch ihre Zweige strich - im Buch steht die Birke sogar noch. Heute ist nur noch ein etwa 1,20 m hoher Stumpf von ihr übrig.

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