Montag, 21. Juli 2014

Wir verbreiten dann mal Panik...

Es ist ja schön, wenn Unwetter(vor)warnungen herausgegeben werden, aber bis dato sind die auf sämtlichen Kanälen - sowohl im Fernsehen als auch im Internet - angekündigten Unwetter nach der großen Hitze ausgeblieben. In einigen Teilen Deutschlands ist entgegen anderer Voraussagen offenbar überhaupt noch kein Gewitter und/oder Regen gewesen und selbst in den Regionen, in denen man angeblich mit unwetterartigen Gewittern gerechnet hatte, ist es vergleichsweise ruhig geblieben - zwei Blitze, ein bisschen Wetterleuchten und Nieselregen, haha. Über diese vollmundigen Ankündigungen von Unwettern, die dann nicht eintreffen, haben sich schon einige Google+-Nutzer beschwert.

Auch für Essen und das Ruhrgebiet waren z. T. für gestern unwetterartige Gewitter angekündigt. In Essen hatte die Feuerwehr gestern sieben Einsätze, meist wegen vollgelaufener Keller und auf der Schützenbahn in der Essener City tanzte ein Gullydeckel wegen des vorübergehenden Starkregens. In Gelsenkirchen waren wohl auch einige Keller vollgelaufen und eine Straßenbahn musste anhalten, da die Fahrbahn kurzzeitig überflutet war.

Angeblich sollten die Gewitter im Pott ja eventuell schon in der Nacht von Samstag auf Sonntag bzw. am Sonntagmorgen eintreffen, aber davon war gestern nix zu merken. Kurz nach halb neun sah es im südöstlich von Gerschede mal kurz nach Gewitter aus, doch eine gute halbe Stunde später brutzelte die Sonne erbarmungslos vom Himmel - Blitz und Donner Fehlanzeige. Die Temperaturen lagen bei knapp 30°C. Erst nach 16 Uhr trübte es sich über Essen-Bedingrade ein, kurz danach war aus südlicher Richtung entferntes Donnergrollen zu hören, gegen 16.30 Uhr kamen weitere Donner aus westlicher Richtung dazu. Es hat einige Male geblitzt und kurz nach 17 Uhr ging mal ein Starkregenschauer über Bedingrade nieder, der sich nach zehn Minuten auch wieder beruhigte. Ab 17.45 Uhr war es wieder trocken im Essener Nordwesten, allerdings konnte man bis etwa 18.15 Uhr weiter nördlich von Gerschede - also in Altenessen, Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop - immer noch entferntes Donnern wahrnehmen, wobei die dunklen Wolken sich ja auch nach Norden verzogen hatten, während es in Bedingrade und Gerschede wieder aufklarte.


Gewitterschauer gestern Nachmittag über Bedingrade - (c) Alexandra Döll, Essen

Ich würde das Ganze eher als normales Sommergewitter einstufen, aber nicht als Unwetter. Ich glaube auch, dass manche Wetterportale sich mit ihren teilweise überzogenen Vorwarnungen nicht so ganz bewusst sind, was das für Konsequenzen hat - es kann nämlich irgendwann passieren, dass die Menschen angesichts der stets vollmundig angekündigten Unwetter irgendwann abstumpfen und solche Warnungen gar nicht mehr ernst nehmen, weil dann eh nie was passiert - und wenn dann wirklich mal ein Unwetter aufziehen sollte, ist die Überraschung bei vielen dann umso größer. Das wäre aber auch nicht verwunderlich bei den teilweise inflationär verwendeten Unwetterwarnungen. Das ist wie bei der Geschichte mit dem kleinen Hirtenjungen, der immer um Hilfe schrie, weil der Wolf angeblich seine Herde bedrohte - die erwachsenen Hirten waren sehr ärgerlich, wenn sich herausstellte, dass der Junge nur einen Scherz gemacht hatte und in Wirklichkeit nix vom Wolf zu sehen war. Beim dritten Mal kam der Wolf wirklich, um einige Schafe zu reißen, doch als der Junge dann um Hilfe schrie, haben seine Hirtenkollegen nicht mehr reagiert, weil sie auch in dem Fall dachten, es handele sich mal wieder um einen blöden Scherz des Hirtenjungen.

An Pfingsten hatten wir doch fast dasselbe Theater - seit Freitag vor Pfingsten wurden unwetterartige Gewitter angekündigt, aber am Freitag tat sich nix, am Samstag auch nicht...erst am Sonntagvormittag zog mal ein kleines, kaum nennenswertes Gewitter über Gerschede auf, das aber nach gut zehn Minuten schon wieder vorbei war, sodass die Sonne wenig später wieder fast ungehindert vom Himmel brutzelte. Am Abend des Pfingstmontag hat ja dann ein heftiges Unwetter große Teile NRWs, insbesondere Rheinland und Ruhrgebiet, mit großer Wucht getroffen, aber alle anderen vorherigen Warnungen vor unwetterartigen Gewittern waren ja buchstäblich für die Katz. Allerdings lag die Warnung vor dem Unwettercluster bei der UWZ schon eine Stunde vor dem Eintreffen vor, bei Wetter-Online auch eine knappe Stunde vorher.

Dass gewarnt werden muss, wenn ein Unwetter aufzieht, ist unbestritten, aber bitte nicht in inflationärer Weise, die dann eher zum Abstumpfen gegenüber solchen Warnungen verleitet, weil eh nix von dem passiert, was in den Wettervorhersagen vollmundig angekündigt wird. Natürlich gibt es dann immer wieder Zeitgenossen, die z. B. rumheulen, dass der WDR zu spät vor den Gewittern am Abend des Pfingstmontag gewarnt hätte - hm, erstens gibt es andere, zuverlässigere Wetterberichte als die im Fernsehen und zweitens sind die meisten Menschen mit Augen ausgestattet worden, sodass es normalerweise kein Problem sein dürfte, ab und zu mal einen Blick in den Himmel zu werfen. Wenn sich dort Anzeichen eines (drohenden) Gewitters zeigen wie z. B. Ambosswolken, dunkle Wolkenfronten oder sogar Wolkenwalzen oder wenn sogar schon ein entferntes Donnergrollen zu hören ist, ist normalerweise noch genug Zeit, entsprechende Maßnahmen zur eigenen Sicherheit zu ergreifen.

Ich erinnere mich an den Besuch der Rheinkirmes 2009, an dem meine Kollegen und ich von Oscar Winzen teilgenommen hatten. Für den Abend waren auch heftige Gewitter angekündigt, aber wir konnten unseren Kirmesbesuch am 22. Juli 2009 unbeschwert genießen - an Essen ist ein Gewitter in der Nacht vorbei gezogen, in Düsseldorf kam erst gegen 23 Uhr ein harmloses Sommergewitter runter und da waren wir eh alle schon zuhause, da wir ja am nächsten Tag wieder arbeiten mussten.

Hier in Essen regnet es zwar auch derzeit, aber von den unwetterartigen Regenfällen mit Überflutungsgefahr sind wir hier immer noch viele Meilen entfernt. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass das Wetter bzw. die diesbezügliche Panikmache dazu genutzt wird, um die Menschen ruhig zu stellen bzw. von den wirklich wichtigen Dingen in diesem Land abzulenken. Jetzt, da die Fußball-WM vorbei ist und die Leute somit nicht mehr gedanklich damit beschäftigt sind, muss halt das Wetter als Beruhigungsmittel der Nation her halten.

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