Mittwoch, 9. Juli 2014

Im Krankenwagen, in der Notaufnahme und die Sauberkeit

Am Vormittag des 3. Juli hatte meine Mom mich noch abgeholt, aber ich habe dann doch gemerkt, dass meine Doppelbilder einfach nicht weichen wollten und dass es wohl besser ist, einen Krankenwagen zu rufen. Das habe ich auch vom Anschluss meiner Eltern in Bedingrade getan. Der Rettungswagen traf binnen zehn Minuten ein und die Herrschaften haben praktisch sofort beschlossen, mich ins Philipp zu fahren, damit sich das mal ein Arzt in der Notaufnahme angucken kann.

Ich bin alleine in den Krankenwagen gestiegen, natürlich mit freundlicher Unterstützung eines Sanitäters. Mein Blutdruck wurde mir natürlich noch gemessen, bevor wir los gefahren sind - der war natürlich aufgrund der Aufregung zu dem Zeitpunkt mit 150 : 90 ziemlich erhöht. Als mein Blutdruck wenig später in der Notaufnahme gemessen wurde, lag er nur noch bei 140 : 80.

Zur Sicherheit ist der Krankenwagen mit Blaulicht gefahren und an jeder Kreuzung hat der Fahrer das Martinshorn eingeschaltet. Wir sind an Frinti vorbei gefahren über den Kreyenkrop und dann rechts auf die Schlossstraße abgebogen. Von dort aus ging es weiter auf die Fürstäbtissinstraße und am Borbecker Bahnhof links auf die Heinrich-Brauns-Straße vorbei an der Dampfe. Anschließend bogen wir rechts ab und dann links auf den Weidkamp zur Liegendkrankenanfahrt des Philipp. Die Sanitäterin hat einen Rollstuhl organisiert, während mir der Sanitäter aus dem Krankenwagen half, anschließend wurde ich dann in die Notaufnahme gebracht, wo ich wenig später in einem Behandlungsraum auf einer Pritsche liegen durfte. Lustigerweise wurde ich sogar auf MRSA getestet - das machen die nach Aussagen von Specki aber eigentlich nur bei Menschen, die aus Heimen oder anderen Krankenhäusern kommen, wobei ja beides bei mir nicht der Fall war, denn ich kam ja von Zuhause.

Es ist ja schön, wenn das Philipp bzgl. MRSA sogar zertifiziert ist und alle Patienten, die eingeliefert werden, darauf testet, aber das nützt gar nix, wenn die Sauberkeit im Rest des Krankenhauses sehr zu wünschen übrig lässt. Bei uns auf dem Zimmer kam zwar täglich eine Reinigungskraft, aber die machte immer nur die Böden, im Badezimmer hat sie nie etwas gemacht, weder an der Toilette noch am Waschbecken. Das Waschbecken sah alles andere als anheimelnd aus. Ich hatte eher den Eindruck, dass das Ding zuletzt in den 30er Jahren - also vor dem Zweiten Weltkrieg - gereinigt worden war. Am Ablauf klebten am Rand m. E. noch die Reste von jahrzehntealtem Erbrochenen. Das ist wirklich anheimelnd, wenn man sich dort morgens wäscht und die Zähne putzt *urgh*. Vor meiner Entlassung äußerte ja ein Oberarzt bei der Visite den Verdacht, dass meine Zimmerpflanze zu meiner Linken und ich eine Blasenentzündung haben könnten - komisch, damit hatte ich noch nie Probleme, aber wenn die Toilette dort genauso gut gereinigt wurde wie das Waschbecken, würde es mich nicht wundern, wenn ich mir da tatsächlich was eingefangen hätte. Da ich ja gestern auch eine Urinprobe bei Specki gelassen habe, habe ich ihn gebeten, mein Urin auch auf eine mögliche Blasenentzündung hin zu untersuchen. Das wollte er auch tun.

Im Philipp scheint der Kölsche Wisch ohnehin an der Tagesordnung zu sein, denn ich bin nicht die Einzige, die die Sauberkeit in diesem Krankenhaus moniert. Als ich vor drei Jahren auf der Neurologie lag, musste meine damalige Zimmerpflanze und ich darauf bestehen, dass die Reinigungskraft beim Wischen unseres Zimmers mal den Mob wechselt, denn vorher hatte sie in einem Zimmer gewischt, in dem eine ältere Dame, die aufgrund ihres Schlaganfalls sehr verwirrt war, eine Zimmerecke mit der Toilette verwechselt hatte, d. h. ohne unser Eingreifen wäre unser Boden auch mit dem uringetränkten Mob gewischt worden. Toll, echt.

Einem Assistenzarzt ist bei der Blutabnahme ein kleines Malheur passiert, als er mich angezapft hat, um meinen INR bestimmen zu lassen, denn es war ein wenig Blut auf meine Bettdecke getropft. Okay, das kann passieren und ist auch kein Grund für mich, mich da wer-weiß-wie drüber aufzuregen, zumal es ja mein eigenes Blut war, aber im Philipp wurde ja noch nicht mal die Bettwäsche regelmäßig gewechselt. Ich lag auch schon in zwei anderen Essener Krankenhäusern, nämlich in Werden und im Elisabeth-Krankenhaus, und da wurden die Betten mindestens einmal die Woche frisch bezogen, aber im Philipp wird eine gewisse Sauberkeit offenbar total überbewertet. Deshalb macht auch dieses übertriebene MRSA-Geschiss keinen Sinn, wenn der Rest des Krankenhauses total versifft ist. Manchmal liegen ja auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem im Krankenhaus und dass mangelnde Hygiene deren Immunsystem und Genesungsprozess nicht gerade zuträglich ist, dürfte einleuchten. Mein Immunsystem spielt ja zum Glück eher "Es gibt nix zu tun - ich fang schon mal an" :o) und bildet dann Blutgerinnsel aufgrund einer überschießenden Immunreaktion, sodass ich mit Keimen und Bakterien normalerweise keine Probleme habe, aber das heißt nicht, dass ich mich nicht über eine gewisse Sauberkeit im Krankenhaus freue. Das Philipp ist zwar ein altes Haus, denn es wurde bereits im Jahr 1887 eröffnet, aber das heißt ja nicht, dass da nicht genauso geputzt werden sollte wie in neueren Kliniken auch. Die mangelnde Sauberkeit hatte ich auch im Beurteilungsbogen moniert, genau wie auch schon im Jahr 2011.

Die Ärztin in der Notaufnahme war ja ganz nett, aber sie war doch sehr überrascht, dass ich ein Blutgerinnsel in Augennähe haben könnte, weil mein INR doch über 2,0 lag und das doch normalerweise ausreicht *stöhn*. Ja, laut Lehrbuch reicht das aus, aber bei meiner Krankheit leider nicht, denn da wird Marcumar bei einem INR von unter 2,5 gar nicht ausreichend wirksam, haha - das könnte sie sogar im Internet nachlesen. Darauf musste ich sie dann erst mal höflich aber bestimmt hinweisen. Zum Glück wusste aber mein Oberarzt auf der Stroke Unit darüber Bescheid.

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