Sonntag, 4. Dezember 2011

Sammy und ihre BewerberInnen

Sammy, die ein eigenes Fußpflege-Studio auf der Levinstraße in Dellwig betreibt, beschäftigt auch zwei Bürokräfte für jeweils 30 Std. pro Woche bei überdurchschnittlicher Bezahlung, da der kleine Mini-Berggorilla zum Glück nix von Lohn-Dumping hält. Eine ihrer seit drei Jahren für sie tätigen Bürokräfte zieht aus privaten Gründen mit ihrem Mann nach München, da er dort eine gut dotierte Stelle antreten kann, sodass Sammy sich zum 1. Januar 2012 natürlich um Ersatz bemüht für ihre Bürokraft Doris. Sie hat selbst ne Annonce in der Zeitung geschaltet und die Anzeige auch beim Jobportal der Arbeitsagentur schalten lassen, da sie auch Arbeitslosen eine Chance geben möchte. Heute früh ist sie eben mit ihrem fröhlichen Twingo zur Levinstraße gegondelt und hat die ersten fünf Bewerbungen aus dem Briefkasten gezogen - die sie leider mehr ent- als begeistert haben. Es gibt zwar eine Reihe bekloppter Arbeitgeber, aber auch einige bekloppte Bewerber und da hat sie direkt Post von der Creme de la Creme bekommen. Sie nöhlte ziemlich rum, als sie die Mappen zusammen mit mir, Ecki und ihren plüschigen Freunden gesichtet hat.

Es folgen einige Stilblüten aus den Anschreiben inkl. Rechtschreibfehlern, die zeigen, wie man es besser NICHT macht :o).

  • Sehr geehrte Frau Sammy, mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige wohlwollend zur Kenntnis genommen. Deshalb bewerbe ich mich bei Sie als freie Stelle.
  • Sehr geehrte Sammy, da ich Ihre Stellenausschreibung von der Arbeitsagentur bekommen habe und Ihr Anforderungsprofil sich im Großen und Ganzen mit meinem Profil und meinen Interessen deckt, schicke ich Ihnen meine Bewerbung.
  • Guten Tag, Sammy, mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige in der NRZ gelesen. Hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen um die Stelle als Bürokraft für 30 Std./Woche.
  • Tach Sammy, ich bin die Annekathrin und will bei dich als Sekretährin arbeiten. Ich bin gut in Rechtschreibunk...
  • [...] Ich bin flexibel, kommunikationsstark und initiativ, wobei ich stets die Zielerreichung der Aufgabenstellung im Auge behalte. Außerdem bin ich total tiemfähig, denn ich höhre zu.
  • Hallo, ich möchte bei ihnen arbeiten - egal was. Machen sie mich ein schönes Angebot.
  • [...] ich binn frisöse ohne abschluss und arbeite gerne mit kunden. gerne möchte ich ihre kunden mit meinen benehmen begeistern.
  • [...] Arbeit is egal, Hauptsache keine Überstunden und gute Bezahlung.
Danach hatte Sammy echt keinen Bock mehr weiterzulesen - die Bewerbungen stammen wohlgemerkt nicht von Menschen mit Migrationshintergrund, sondern allesamt von deutschen Bewerbern, sodass Sammy sich nicht zum ersten Mal fragt, was heute noch in der Schule unterrichtet wird bzw. ob man sein Abi nachgeschmissen bekommt. Das veranlasst auch manche Betriebe dazu, Lehrstellen unbesetzt zu lassen, weil manche wohl weder in der Lage sind, sich kundenorientiert zu benehmen noch nen vernünftigen Satz zu formulieren noch fehlerfrei einfache Rechenaufgaben zu lösen. Das erzählte auch gestern die Frau meines Cousins, die gelernte Friseurin ist und die natürlich auch öfter Bewerbungen auf Ausbildungsplätze im Salon bekommen - da aber vielfach schon den einfachsten Anforderungen an Sozialverhalten und Bildung kaum genügt wird, ziehen manche Betriebe es einfach vor, Stellen unbesetzt zu lassen. Jedes Ding hat immer zwei Seiten - und abgesehen von Unternehmen mit fragwürdiger Unternehmenskultur in Verbindung mit untertariflicher Bezahlung gibt's leider auch genug bekloppte Bewerber, die Kunden und Arbeitgeber behandeln, als wenn das ihre Kumpels bei Facebook wären. Paradoxerweise werden aber vielfach auch Bewerber mit sehr guter Fach- und Sozialkompetenz abgelehnt, aber die wären manchen Unternehmen wohl auch zu teuer...

Christoph der Lemming wollte sich angesichts dieser Bewerbungen direkt vom Balkon stürzen, aber seine plüschigen Freunde konnten das gerade noch verhindern.
 

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