Freitag, 2. Dezember 2011

Wieder was dazugelernt...:o)

Bis vor einer halben Stunde kannte ich den Begriff Cyber-Chondrie noch nicht, doch seit ich per Zufall einen sehr informativen Artikel meiner Autorenkollegin Kirsten Wendt gelesen habe, ist mir der Begriff auch geläufig - wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich um eine Mischung aus Internet-Recherche und Hypochondrie. Manche googeln dann ihre Symptome im Netz - und haben plötzlich und ausschließlich schwere, wenn nicht gar tödliche Krankheiten. Hm, bevor ich mir nen Kopf darüber mache, ob meine Kopfschmerzen wetterbedingt sind oder allen Ernstes auf nen Hirntumor hinweisen, sollte ich doch erst mal nen Arzt aufsuchen, aber manche googeln sich ja schon geradezu krank und können dem Arzt natürlich auch genau sagen, was sie haben, bevor der sie überhaupt mal untersucht und ne Diagnose gestellt hat. Manche Internet-Suchmaschinen zielen auch noch genau auf die Hysterie mancher Leute ab - allerdings muss leider auch gesagt werden, dass nicht alles, was im Netz steht, auch wahr ist. Wenn ich z. B. so Sätze lesen muss wie "Das klassische Anzeichen eines Antiphospholipid-Syndroms ist die tiefe Venenthrombose", krieg ich Plaque! Die tiefe Venenthrombose kann ein Symptom sein - bei mir war sie zufällig das Erste - aber sie ist kein zentrales Kennzeichen, denn so ein APS hat schon mal die unangenehme Angewohnheit, die Etage im Körper zu wechseln und auch andernorts für Gefäßverschlüsse zu sorgen (Herzinfarkt, Schlaganfall/TIA, Beckenvenenthrombose...).

Als ich mal vor Jahren - bevor ich überhaupt ahnen konnte, dass ich selbst mal mit den Symptomen einer TIA ins Krankenhaus muss - einen Artikel über die TIA geschrieben habe, habe ich sogar noch extra darauf hingewiesen, dass manche Symptome, die auf eine TIA bzw. einen drohenden Schlaganfall hindeuten, auch ganz andere Ursachen haben können - Hörstörungen beispielsweise können nicht pauschal auf ne TIA zurückgeführt werden, sondern z. B. auch auf die Menière-Krankheit oder eine Mittelohrentzündung. Schwindel ist so ein unspezifisches Symptom, sodass er auch nicht immer auf ne TIA oder nen Schlaganfall hindeutet - Ursachen können auch eine mangelnde Durchblutung des Herzens sein, weil z. B. ne Herzklappe nicht mehr richtig funktioniert, es gibt gutartigen Lagerungsschwindel, Verspannungen im Nacken können Schwindel auslösen...aber nein, für manche Hypochonder deutet Schwindel natürlich und ausschließlich auf nen drohenden Schlaganfall hin.

Am besten ist es natürlich, bei unspezifischen Symptomen und/oder akuten Erkrankungen nen Arzt zu Rate zu ziehen, der im Idealfall wissen sollte, was da los ist - gut, dass der Idealfall nicht selbstverständlich ist, habe ich selbst erfahren müssen, weil vier Radiologen ja über Jahre nicht in der Lage waren festzustellen, dass bereits Mikro-Einschläge in meinem Hirn stattgefunden haben; dazu musste ich erst mit ner TIA ins Krankenhaus gebracht werden und der Stationsarzt (YEAH!) hat dann als Erster rausgefunden, dass das wohl schon öfter passiert ist, wenn auch nur in mikroskopisch kleiner Form. Tja, wer gucken kann und sich mal ein bisschen Mühe gibt bei seinem Job, ist klar im Vorteil - die anderen haben ja eher gespielt "Was ich nicht sehe, ist nicht da", haha, und leider hatte ich die ganze Zeit so nen leisen Verdacht, der mir ja dann nur noch im Krankenhaus bestätigt wurde. Und wenn ich auf manche Ärzte gehört hätte, könnte ich heute nur noch Autos mit Automatikgetriebe fahren, weil die mir mein linkes Bein hätten abnehmen können oder zumindest den Unterschenkel wegen eines arteriellen Gefäßverschlusses, hahahahaha!! Trotzdem gibt es immer noch eine Reihe von guten Ärzten, die auch mal über ihren Tellerrand hinaus blicken und auch seltene Krankheiten diagnostizieren können. Leider sind sie aber nicht die Regel. Dennoch halte ich nicht viel von Selbstdiagnosen per Google.

Vor dem Hintergrund, dass manche Ärzte gar nix mehr mitkriegen, gefällt mir auch ein Cartoon auf nichtlustig.de so gut: Ein Patient sitzt mit einer Harpune in der Brust beim Arzt und fragt ihn: "Was ist denn nun mit meinen stechenden Herzschmerzen, Herr Doktor?" - Der Arzt hat natürlich trotz offensichtlicher Ursache für die stechenden Herzschmerzen ne ganz eigene Diagnose: "Das ist Liebe! Sie sind verliebt. Womöglich in mich!" Ich glaube, so gehen auch manche Ärzte an ihren Job ran, aber man kann sich ja einen aussuchen, dem man vertraut und bei dem man recht schnell rausfindet, dass er Ahnung hat von dem, was er da tut.

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