Freitag, 27. Juni 2014

Ein bisschen mehr Gelassenheit wäre manchmal schön

Heute Morgen postete Spiegel-Online auf Google+, dass Spencer Elden - das nackte Baby, das auf dem Cover des Nirvana-Albums "Nevermind" einem Dollarschein am Angelhaken hinterher schwimmt, heute seinen 23. Geburtstag feiert (nach Info eines anderen Nutzers soll Spencer Elden diesen aber schon am 7. Februar 2014 gefeiert haben, aber okay...). Ein Nutzer kommentierte das mit den Worten, dass heute viele bei dem nackten Baby auf dem Cover sicherlich an Kinderpornographie denken würde. Wie auch ein anderer Google+-Nutzer schon schrieb: Wer bei dem Cover an Kinderpornographie denkt, hat echt ein Problem...das sehe ich allerdings auch so. Da frage ich mich echt, ob manche Menschen noch in der Lage sind, reine Gedanken zu haben, aber das liegt wohl auch am heutigen Zeitgeist, sich wieder geistig rückwärts zu bewegen und in alles was total Hysterisches rein- und fehl zu interpretieren. Ich glaube, nur Leute mit pädophilen Neigungen oder mit ganz überholten Moralvorstellungen, die sie sich gerne von den Massenmedien aufdiktieren lassen, denken beim Cover von "Nevermind" an Kinderpornographie bzw. haben auch keine Ahnung von der Geisteshaltung, die Nirvana hatte.

Diese von den Medien geschürte Hysterie nervt mich ohnehin, genauso wie manche Super-Eltern, die ihre Kinder nicht mehr alleine aus dem Haus gehen lassen, weil draußen ein Kinderschänder lauern könnte. Manche Eltern denken ja auch, dass ihre Sprößlinge ein irreparables Trauma erleiden könnten, wenn sie mit 20 Fehlern in einem Diktat keine Zwei mehr bekommen. Heute wird um Dinge ein Geschiss gemacht, über die sich früher kein Mensch Gedanken gemacht hat: Rauchen, Ernährung, Gewicht/Figur, überfüllte Busse, in die sich Schulkinder quetschen müssen...dieses rückwärts gewandte Denken erklärt wohl auch, warum sich eine Sozialpädagogin an der Uni Duisburg-Essen dazu berufen fühlt, Studis aus Arbeiterfamilien unter die Arme greifen zu müssen, weil sie nicht aus einem Akademiker-Haushalt stammen und somit alleine an der Uni total überfordert sind. Damit ist die Dame wohl geistig in den frühen 60ern angekommen, wo wirklich noch ein Unterschied zwischen Arbeiter- und Akademikerkind gemacht wurde. Warum sich frühere Studierendengenerationen, die aus Arbeiterfamilien stammten, auch ohne sozialpädagogische Betreuung an der Uni oder FH gut zurecht gefunden haben, darauf hat Mrs. Unselbstständig mit Hi-hi-Helfersyndrom wohl auch keine Antwort. Dieses Geheule der Marke "Ich wäre ja froh gewesen, wenn mich als Arbeiterkind jemand an der Uni an die Hand genommen und mir meinen Hintern und mein Hirn nachgetragen hätte" ist nicht nur mega-peinlich, sondern auch noch rückständig.

Ähnlich ist es auch mit Eltern, die hysterisch rumkreischen, weil ihre armen Sprößlinge ein paar Meter zur Schule laufen oder zwei Haltestellen mit dem Bus fahren müssen - da nehmen wir als Helikopter-Eltern doch lieber die Sache selbst in die Hand und fahren unser Kind mit einem überdimensionierten SUV zur 100 m entfernten Grundschule, denn das arme Kind könnte einem Kinderschänder über den Weg laufen, in einer Pfütze ertrinken oder vom nächstbesten Windstoß drei Städte weiter geweht werden. Da fragt man sich echt, wie unsere Eltern uns früher unfall- und traumafrei groß gekriegt haben. Wenn ich manchmal um 13.30 Uhr Schule aus hatte, mussten meine Freundinnen und ich uns auch in einen überfüllten 160 Richtung Borbeck quetschen, weil sich in dem Bus neben anderen Fahrgästen eine Vielzahl von Schülern anderer Schulen befanden (Schulzentrum Stoppenberg, Schulen in Rüttenscheid etc.). Komisch, wir leben heute aber alle noch und haben kein Trauma von den überfüllten Bussen und Bahnen davon getragen.

Als ich noch im Kindergarten St. Antonius Abbas in Schönebeck war (1978 - 1980), hatten meine Eltern noch nicht mal ein Auto, sodass ich zu Fuß zum etwa 800 m entfernten Kindergarten gelaufen bin - erst in Begleitung meiner Mom und später, als ich schon "älter" war, bin ich alleine hin- und zurückgelaufen, und das galt analog auch für andere Kinder aus dem Kindergarten. An dem Fußweg vom/zum Kindergarten ist niemand gestorben, im Gegenteil, wir haben es genossen, laufen, rennen und springen zu können und hatten dabei auch immer den Straßenverkehr im Blick - das kann man vielen Kindern heute nach Meinung mancher Eltern auch schon nicht mehr zumuten. Dazu müsste ich als Vater oder Mutter aber erst mal Bock haben, mich von meinem Smartphone zu lösen und mit meinem Kind z. B. den Schulweg abzugehen und bestimmte Dinge zu erklären (Verhalten an Ampeln, Zebrastreifen und beim Überqueren der Straße, das Rechnen mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer etc.).

Das Einzige, was ich nicht durfte, war alleine durch die Schlucht gehen, weil der Weg ziemlich einsam war - gut, dann bin ich eben halt über die Kalkstraße und Heißener Straße nach Hause gelaufen. Sowas hat nebenbei auch noch Koordination und Motorik trainiert - heute heulen Mütter im Internet rum, weil ihr Kind so grobmotorisch ist, das es im neuen Aquapark im CentrO gegen alle Trennwände flitzt, die dann auch bitte noch entfernt werden sollen :o). Bei solchen "Beschwerden" lache ich mich ehrlich gesagt krank.

Tja, die Kinder können nur Hirn haben, wenn die Eltern erst mal welches hätten. Anders können solche Beschwerden nicht zu erklären sein, genauso wenig wie das Geheule einer Mutter wegen dem Solbad Vonderort. Oh Wunder - das Wasser im Solbad ist salzhaltig! Nein!! *ironieoff* Vermutlich hat diese Super-Mutti noch nicht mitbekommen, dass Sole ein Synonym für Salz ist und nix mit Schuhsohlen zu tun hat, haha. Frau kann gebildet sein - muss sie aber nicht...ich würde dann auch vom Schwimmen im Meer mit kleinen Kindern abraten, denn Meerwasser ist bekanntermaßen auch salzhaltig, dann sind da auch noch Fische statt Fischstäbchen drin und - nicht zu vergessen - ein Hai könnte beißen :o). Allerdings denke ich, dass sogar ein Tigerhai da seinen Stolz hätte, hehe.

Ähnlich peinlich ist auch, dass es scheinbar bei vielen kaum noch ein anderes Gesprächsthema als die Figur gibt. Wir hatten früher auch dickere und schlankere Kinder in der Klasse, aber da ist keiner auf die Idee gekommen, die stabilen Kinder zu dissen und denen Vorträge über gesunde Ernährung bzw. die Nachteile von Übergewicht zu halten. Klar, zerfressene Speiseröhren und kaputte Zähne aufgrund von andauerndem, selbstinduzierten Erbrechen bei Bulimie sind natürlich viel gesünder als Übergewicht.

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