Donnerstag, 16. Februar 2012

Was Erfreuliches und etwas, das an der Realität vorbei ist

Heute Morgen rief mich eine meiner Disponentinnen an und fragte an, ob ich mich morgen bei einem Unternehmen in Herne vorstellen wollte, das offenbar an meinem Profil interessiert ist. Nachdem ich gehört hatte, um was es dabei ging, fand ich das Ganze mehr als interessant und habe auch zugesagt. Den Termin hat sie mir auch schon bestätigt, sodass ich mich morgen auf den Weg ins nicht allzu weit entfernte Herne machen werde. Alternativ hatte sie noch ne zweite Stelle in petto, bei der sie mich vorschlagen wollte. Das ist ja etwas sehr Erfreuliches an Altweiber :o)). Ich habe mich auch schon über das Unternehmen schlau gemacht, denn das ist doch immer ziemlich peinlich, wenn der Bewerber fast nix über die Firma weiß und womöglich nachher noch den Gesprächspartner fragt, was das Unternehmen denn eigentlich genau tut.

Ansonsten wunderte ich mich etwas über einen Leserbrief in der NRZ von einem Leser aus Hamminkeln/Niederrhein, der die Sonderabgabe für Kinderlose befürwortete. Angeblich haben Kinderlose ein stressfreies Leben (gut, mit Kindern haben sie keinen Stress, aber für stressige Situationen sorgen nicht immer nur Kinder, da gibt's auch andere Gründe), können in Urlaub gehen, wann sie wollen (stimmt auch nicht in allen Fällen) und natürlich sind alle Kinderlosen auch privat versichert. Hallo????? Ich weiß zwar nicht, wo der Herr seine Erkenntnisse her hat, aber ich kenne genug Kinderlose und/oder Unverheiratete, die NICHT privat versichert, sondern genauso gesetzlich versichert sind wie Familienväter auch, wie ich zum Bleistift. Da hat ja jemand wieder ganz kurz gedacht oder irgendwelche Stammtischklischees widergekäut.

Und wie ich neulich schon schrieb: Manche Paare möchten Kinder haben, können aber aus etwaigen Gründen keine bekommen oder verzichten darauf, weil bei einem Elternteil nachweislich die Gefahr besteht, dass sie ihrem Kind eine ernst zu nehmende Krankheit wie z. B. Mukoviszidose weitervererben. Und wenn dann Paare Kinder bekommen, bei denen schon bekannt ist, dass sie ihrem Kind u. U. eine Krankheit genetisch weitervererben können, tuscheln nämlich dieselben Leute, die ja so auf Kinder für alle pochen und sich als Gutmensch damit brüsten, sich wieder für Kinder zu entscheiden, hinter dem Rücken der betroffenen Eltern und fragen sich beim Stiegen- oder Reihenhaustratsch, wie jemand ein Kind in die Welt setzen kann, das so eine Krankheit oder Behinderung hat, haha. Manche Leute drehen sich ihr komisches Weltbild auch so, wie sie's gerne hätten. Manche hätten auch gerne Kinder, aber wenn der richtige Partner nicht da ist, macht das auch wenig Sinn, welche in die Welt zu setzen, zumal dann die vorgenannten Weltverbesserer wieder tuscheln würden, warum eine alleinerziehende Mutter nebenan eingezogen ist. Das ist zwar nicht mehr so ein Manko wie bis in die 1960er Jahre hinein, aber trotzdem werden Alleinerziehende vielfach immer noch scheel angesehen. Wenigstens hat unsere Bundeskanzlerin dieser bekloppten Idee eine Absage erteilt - oh Wunder!

Ähnlich realitätsfern war das Statement eines Volkswirtschaftsprofessors zum Verdienst von Professoren. Er schrieb, dass 4.000 Euro zwar nicht viel seien, aber auskömmlich. Sorry, ich weiß nicht, in welcher Welt der Herr lebt, aber es gibt eine Reihe gut qualifizierter Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft, die gerade mal die Hälfte oder etwas mehr verdienen - Leiharbeiter und solche, die mit Werkverträgen geknebelt werden sollen, sogar noch nicht mal die Hälfte. Wenn jemand ein Gehalt von 48.000 Euro p. a., was 4.000 Euro im Monat entspricht, angibt, kann es gut passieren, dass die Bewerbung fast sofort aussortiert wird, auch wenn Verantwortungsbereich und Qualifikation des Bewerbers dieses Gehalt durchaus rechtfertigen würden. Manche Chefs in der freien Wirtschaft zieren sich ja schon, wenn sie 2.500 Euro brutto im Monat zahlen sollen und klopfen erstmal ab, ob der Bewerber auch für weniger als 2.000 Euro brutto arbeiten gehen würde. Solche Äußerungen passieren jedenfalls, wenn man aus seinem Elfenbeinturm heraus die Welt analysiert.

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