Für Arztbewertungen gibt es eine Reihe von Portalen - wie z. B. sanego.de (die auch noch medizinischen bzw. pharmakologische Bewertungen/Ratschläge bieten), weisse-liste.de, jameda.de usw., wobei die Aussagen auf den Portalen a) nicht alle aussagekräftig sind und b) manche auch kommerziell sind, wie z. B. weisse-liste.de, die von der Bertelsmann-Stiftung betrieben wird, einem großen Medienkonzern mit Sitz in Gütersloh, der auch in vielen Fällen nicht den besten Ruf genießt. Die Stiftung Warentest hat im März 2011 zu den Arztbewertungsportalen ebenso einen Artikel verfasst wie auch die Ärztekammern, wobei natürlich bei Letzeren davon auszugehen ist, dass diese ihre Ärzte unterstützen anstatt da große Kritik - egal, ob berechtigt oder nicht - an ihren Mitgliedern zu gestatten.
Wird ein Arzt Premium-Mitglied bei einem solchen Portal, so kann er auch schon mal bei kommerziellen Portalen negative Bewertungen löschen lassen, auch wenn die darin getroffenen Aussagen zu 100 % der Wahrheit entsprechen, sodass von Neutralität da auch nicht die Rede sein kann.
Um überhaupt repräsentativ sagen zu können, ob ein Arzt in seinem Fach gut ist oder nicht bzw. ein Krankenhaus und die dort tätigen Ärzte, reicht eine Bewertung allein nicht aus, weil Arztbewertungen natürlich auch immer subjektiv geschrieben sind, wobei je nach Bewertendem mal die Freundlichkeit des Arztes, mal die Ausstattung der Praxis/Klinik, mal die Fachkompetenz des jeweiligen Arztes im Vordergrund bei der Beurteilung stehen können. Erst ab einer gewissen Anzahl von Bewertungen zu ein und demselben Arzt lässt sich eine Tendenz erkennen, ob der Mediziner sein Handwerk versteht oder auch nicht, ob er nett zu seinen Patienten ist oder einfach nur ein "Halbgott in Weiß" usw.
Wenig aussagekräftig sind auch Slogans wie "Toller Arzt", "Die beste Hausärztin weit und breit", "Abzocke", "Einmal und nie wieder"; oft dann noch ohne nähere Ausführungen, warum ein Mediziner als besonders gut empfunden wird, warum der Arzt ein Abzocker ist oder warum der Patient nie wieder in dieses Krankenhaus/zu diesem Arzt möchte. Ähnlich verhält es sich auch mit den kommerziellen Produkttestern bei amazon.de und anderen Portalen, die gegen einen kleinen Obulus Produkte möglichst positiv bewerten.
Gleichzeitig beklagen viele Patienten, dass es eine Vielzahl von Krankenhäusern gibt, in denen weder die Ärzte noch das Pflegepersonal richtig Deutsch sprechen, sodass es mit der Verständigung natürlich schwierig wird, wenn beide Seiten keine gemeinsame Sprache sprechen - da kann auch ich nur den Kopf schütteln, zumal es dann unter Umständen auch zu fatalen Missverständnissen kommen kann. Leider gilt schlechtes Deutsch aber auch für manche Einträge oder Beschwerden zu bestimmten Ärzten oder Kliniken - auch wenn die inhaltliche Aussage an sich ausführlich und auch stimmig ist, nehmen viele eine berechtigte Beschwerde unter Umständen gar nicht ernst, weil das Statement vor Fehlern nur so wimmelt. Wie wäre es mit einem Lektor, der solche Schnitzer unter Umständen wieder gerade bügelt, damit berechtigte Beschwerden über jemanden/etwas nicht aufgrund des schlechten Deutschs durchs Raster fallen?
So unterschiedlich wie Menschen generell sind, so unterschiedlich sind auch vielfach die Schwerpunkte, die jemand bei seiner Beurteilung eines Arztes bzw. einer Praxis oder einer Station an den Tag legt. Der Eine regt sich schon darüber auf, wenn die Praxis in einem von außen schmuddelig wirkenden Altbau untergebracht ist, auch wenn die medizinische Behandlung und Hygiene im Inneren der Praxis durchaus in Ordnung wären, manche nöhlen rum, weil der Arzt sie abends nicht in den Schlaf wiegt und sie sich nicht genug beachtet/gewürdigt fühlen (gilt häufiger für manche Privatpatienten...), der Dritte betrachtet das Ganze ausschließlich nach sachlichen, medizinischen Kriterien...gleichzeitig sehe ich auch immer das Problem, dass manche solche Bewertungsportale nutzen, um ihren persönlichen Rachefeldzug aus gekränkter Eitelkeit gegen jemanden zu starten und dass dann da Aussagen zustande kommen, die so nicht der Wahrheit entsprechen - am besten noch in der Anonymität des Internets. Wenn ein Arzt wirklich bei meiner Behandlung Scheiße baut, dann schreibe ich direkt einen Brief an die Klinikleitung anstatt da anonym und wüst im Internet rumzunöhlen, Marke "Dr. XY ist unfähig, dem sollte man die Approbation entziehen, bei dem Essen in dem Krankenhaus hätte ich auch glatt kotzen können...".
Und wenn's wirklich lediglich ums Essen in einer Klinik geht und deshalb die ganze Bewertung nach unten rauscht, obwohl Ärzte und Pflegepersonal kompetent, freundlich und aufmerksam waren: Gut, es gibt Krankenhäuser, die haben bessere und welche, die haben schlechtere Küchen - wenn ich jedoch auf Austern, Kaviar und Champagner bzw. auf Essen in einem Vier-Sterne-Restaurant stehe, sollte ich das aber nicht gerade in einem Krankenhaus erwarten, dafür gibt's Restaurants außerhalb der Kliniken oder meine eigene Küche, wo ich mir die Speisen so zubereiten kann, wie ich möchte. Analog gilt das auch für ältere Kliniken, die äußerlich vielleicht nicht so anheimelnd wirken, dafür aber über alle modernen medizinischen Gerätschaften, kompetente Ärzte und gutes Pflegepersonal verfügen.
Um politisch korrekt zu bleiben :o): Mit Ärzten und Patienten sind selbstverständlich auch die Damen impliziert - es hätte aber den Text unnötig aufgebläht, wenn ich von Ärztinnen und Ärzten, Patientinnen und Patienten gesprochen hätte, höhö.
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