Mein schwarzer Clio hat am Halloween-Abend seine ebenfalls schwarz lackierten Kumpels aus der Straße zu einer Geisterfahrt aufgerufen - das hat er mir heute früh auf dem Weg nach Düsseldorf gestanden, als wir einem BMW M3 hinterher zischten, der auch flott unterwegs war und mich nachher auf der A52 auch abgehängt hat :o).
An der Geisterfahrt an Halloween waren neben meinem Clio ein 3er BMW beteiligt, mit dem Clio öfter flirtet, Eckis 3er, der Passat des Pärchens, das schräg unter mir wohnt, ein Mazda, der dem Besuch des Pärchens gehört, ein Twingo und ein Corsa. Zunächst fuhren sie zur Pfarrkirche St. Michael am Langhölterweg in Dellwig, um dort Kürbisse abzulaichen, die der schönen alten Kirche noch mehr Glanz verliehen. Im Langhölterweg wurden die Autos von einem BMW M3 angequatscht, der auch mitmachen wollte, aber leider nicht schwarz, sondern alugrau-metallic lackiert war, doch auch dafür hatten die freundlichen Autos ne Lösung: Der Passat und der Mazda haben den M3 mit schwarzer Wasserfarbe angemalt, damit seine Urspungs-Lackierung zumindest temporär nicht mehr zu erkennen ist. Die Kürbisse, die rund um die Kirche standen, leuchteten fröhlich dazu. Die Fledermäuse, die nach und nach aus dem Glockenturm entwichen, um in der milden Nachtluft auf Insektenjagd zu gehen, huldigten den Autos überwältigt.
Nachdem der M3 umgefärbt worden war, fuhren die Autos weiter zum nahe gelegenen Friedhof an der Haus-Horl-Straße, wo auch tatsächlich einige Tote wieder ne Halloween-Party feierten - so wie in meiner Geschichte aus "Mitten aus'm Pott". Die Autos waren so nett und haben vor dem Hauptportal aus ihren Boxen den Kult-Hit der Toten dröhnen lassen - "Living after Midnight" von Judas Priest. Die feiernden Toten waren dafür sehr dankbar und zeigten den Autos freundlich die Teufelsforke, wobei einige Leichen Fingerknochen verloren, da ihre Hände soviel Bewegung auf einmal nicht mehr gewohnt waren. Der Sensemann musste die Knochen erst mal einsammeln und dann erneut an ihren Besitzern befestigen - wahlweise mit Tackernadeln oder Sekundenkleber. Bevor die Geister-Fahrzeuge ihre Fahrt zum Terrassenfriedhof nach Schönebeck fortsetzten, stellten sie noch einige Kürbisse in die Grünfläche, die direkt an den Friedhof angrenzt.
Da der M3 sehr wasservogelaffin ist, hat er seine fahrbaren Kumpels gebeten, auch die Enten auf dem Teich im neuen Teil des Schlossparks mit Halloween-Kürbissen zu erfreuen. Die anderen Autos waren einverstanden, sodass der M3 wenig später die Gelegenheit bekam, kleine Schiffchen mit Mini-Kürbissen auf dem Teich auszusetzen, damit die dort beheimateten Wasservögel auch Halloween feiern konnten. Die haben sich auch darüber gefreut und den M3 begeistert angequakt. Der fühlte sich ziemlich geschmeichelt und spielte mit meinem Clio "Give me five".
Der Schlosspark ist ja nicht allzu weit vom Terrassenfriedhof entfernt. Zutritt konnten sich die Autos natürlich nicht verschaffen, da alle Tore des Friedhofs verschlossen waren, aber sie ließen es sich nicht nehmen, an den Toren Kürbisse abzustellen. Auch auf dem Terrassenfriedhof in Schönebeck vertraten sich einige Tote die Beine und sangen schaurig, sodass Clio freundlicherweise "Hells Bells" erschallen ließ. Eine Oma, die mit nem ollen Kleiderbügel jonglierte, ging direkt ans Tor und tätschelte die Motorhaube meines fahrbaren Untersatzes mit Eigenleben. Thorsten der Lemming bekam von Eckis 3er zur Feier der Nacht ein wenig Zyankali-Auflauf überreicht.
Nach ihrem nächtlichen Ausflug durch den Essener Nordwesten kehrten die Autos wieder an ihre Parkplätze zurück, damit nicht auffiel, dass sie einfach so ohne Fahrer unterwegs gewesen waren. Der M3 aus dem Langhölterweg wurde von einigen freundlichen Fledermäusen wieder entfärbt, sodass sein alugrauer Lack wieder zum Vorschein kam. Am nächsten Morgen wäre niemand auf die Idee gekommen, dass die Autos einen Halloween-Ausflug gemacht haben. Allerdings fragten sich Friedhofsbesucher und die Pfarrer, die die Besucher mit ihrem Wedel besprengten (nicht etwa besprangen, hihi!), wie die Kürbisse dorthin gekommen waren. Ähnliche Fragen stellten sich auch Spaziergänger im neuen Teil des Schlossparks, weil die Schiffchen mit den Kürbissen immer noch auf dem Teich trieben, sofern sie nicht gerade von Wasservögeln im Schilf beknuddelt wurden.
Mein Clio im Mai 2010 - (c) Alexandra Döll, Essen
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