Als ich mir unter der Homepage totaberlustig.de sämtliche Beiträge zum Deutschen Karikaturistenpreis anschaute, von denen viele sehr gelungen und makaber sind, waren auch einige dabei, die die heutige Arbeits- und Bewerberwelt bissig und vor allem treffend auf's Korn nehmen. Ein sabbernder Hiwi am Rechner wird damit beschäftigt, Bewerber auszuspionieren - nein, das heißt aber jetzt nicht mehr ausschnüffeln, sondern Mitarbeiter-Casting, wird ihm von den Kollegen erklärt. Angeblich fliegt der Schlechteste, bemüht sich einer der Kollegen zu erklären :o).
Bei dem Cartoon "Mobbing" sägen alle Mitarbeiter am eigenen Ast, auf dem sie in dem Baum sitzen. In einem anderen hält der Personalchef dem Bewerber ein Foto hin, auf dem der Kandidat gerade seinen blanken Poppes in die Kamera hält. Der Personaler grinst feist bis selbstgefällig und sagt: "Aus dem Internet kenne ich Sie so!", während dem Bewerber auf der anderen Seite des Schreibtischs sichtbar der Schweiß ausbricht.
Die Cartoons mögen einigen Menschen vielleicht etwas überspitzt erscheinen, aber all diese Fälle sind in der Praxis tatsächlich schon vorgekommen bzw. kommen immer noch vor, wie ein aktueller Artikel aus der Süddeutschen auch beweist. In dem Artikel steht auch drin, dass manche Personalchefs es nicht gerne sehen, wenn ihre Bewerber bei Facebook aktiv sind, weil Privates dort nicht mehr privat bleibt. Klar, von dem Standpunkt der Privatsphäre, der teilweise fragwürdigen Posts bis hin zum Cyber-Mobbing und des Datenschutzes hat der Personaler durchaus Recht, aber wenn doch per se fast alle im Bewerbungsprozess nicht in die engere Wahl kommen, die bei Facebook aktiv sind, stellt sich die Frage, warum dann nicht auch gegen Unternehmen gewettert wird, die bei Facebook ein eigenes Profil haben - und das sind auch nicht wenige und zudem vielfach bekannte Großkonzerne und Verbände. Oder dürfen die Arbeitgeber mehr als ihre Arbeitnehmer?
Gleichwohl wird scheinbar allen Facebook-Nutzern pauschal unterstellt, dass sie scheiße drauf sind und andere mobben, dissen, beleidigen usw. Natürlich gibt's solche bescheuerten Subjekte bei Facebook - genau wie die ganz Sorglosen, die meinen, sie müssten auf Facebook von ihrem letzten One Night Stand erzählen, über den Chef ablästern oder Nacktfotos von sich posten - aber auch auf Facebook wird es jede Menge Menschen geben, die andere nicht mobben, die nicht über ihre letzte Bettgeschichte posten und die Facebook nur für ganz normale Kontaktpflege nutzen, doch die Bekloppten, die sich da tatsächlich auf die eine oder andere Art hirnlos benehmen, bringen dann alle Nutzer in Verruf, die nicht darauf aus sind, Cyber-Mobbing zu begehen, über ihren Chef zu lästern oder sich durch bekloppte Fotos und Storys über ihr Liebesleben der Lächerlichkeit preis zu geben. Im Volksmund nennt man sowas auch Sippenhaft.
Warum ich von Facebook nix halte, darüber hatte ich ja schon mal gepostet - ebenso meine Meinung darüber, was ich von der Online-Recherche über Bewerber halte, deshalb wiederhole ich das jetzt nicht noch mal in allen Einzelheiten. Gefährlich ist umgekehrt allerdings auch, dass Facebook-Posts oft schon der Grund für eine arbeitgeberseitige Kündigung waren - und dabei war es unerheblich, ob derjenige seine Kollegen als Freunde hinzugefügt hatte und dabei nicht berücksichtigt hatte, dass auch der Chef seine bösen Lästereien mitlesen kann, oder ob dem Chef aus anderen Gründen gewahr wurde, wie der/die Angestellte auf Facebook über ihn hergezogen hat. Ich kann da sogar den Chef verstehen, wenn er von seiner Azubine den Post lesen muss, dass die Arbeit scheiße ist, der ganze Laden scheiße ist usw. - wenn sie das alles so scheiße findet, kann sie ja in dem Laden aufhören und dafür hat ihr Chef auch gesorgt, indem er ihr die Kündigung geschickt hat. Das grenzt wirklich schon an Naivität, wenn man solche Sprüche dann noch ins Netz stellt und sich hinterher wundert, warum man geschmissen wird. Da hätte sie besser abends bei ihren Freundinnen im eigenen Zimmer oder in der Kneipe lästern können, das wäre weniger öffentlich gewesen. Solche Vorkommnisse sind wohl mit ein Grund, warum manche Personaler Facebook-Nutzern skeptisch gegenüber stehen.
Das war jetzt ein extremes Beispiel, bei dem der Arbeitnehmer wirklich selbst Schuld an seiner Kündigung hatte, aber Leute sind schon für weniger rausgeflogen bzw. wurden gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen, weil dem Personaler die Nase nicht passte, das Aussehen allgemein oder auch sachlich geäußerte Meinungen zu einem Thema (wohl gemerkt: keine wüsten, asozialen Schimpftiraden im schlechtesten Deutsch) nicht seinem (mitunter beschränkten) Weltbild entsprachen. Selbst seriöse Inhalte können je nach Sichtweise unterschiedlich interpretiert und ausgelegt werden, doch dazu hatte ich auch schon mal gepostet - und ich mache es nicht wie das Fernsehen, dass ewig den gleichen Sch...wiederholt, und damit die Leute zu Tode langweilt, auch wenn der Film an sich eigentlich gut ist, aber nach der 1.000 Wiederholung binnen weniger Monate auch abgenudelt wirkt :o). Manche Personaler, so scheint es, scheinen jedoch nicht unbedingt nach kompetenten Mitarbeitern mit Persönlichkeit zu suchen, sondern nach denen, die im Sinne der Unternehmensphilosophie manipuliert werden können und die dem Chef natürlich immer so richtig dessen Meinung sagen, haha!
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