Sonntag, 6. November 2011

Weiteres Gezwitscher in der Pottgezwitscher-Zeitung

Auch in der aktuellen Ausgabe der Pottgezwitscher-Zeitung bin ich wieder mit mehreren Beiträgen vertreten, u. a. mit pfiffigen Senioren, die findigen Betrügern nicht auf den Leim gehen, lustig-skurrilen Absagen von Unternehmen bzw. der coolen Absage an ein Unternehmen und Zweideutigkeiten aus dem Hause Döll :o). Dankeschön!

Gestern Abend habe ich mit Renate telefoniert, die auch wieder den neuesten Unsinn aus ihrer Firma zu berichten wusste, für die ich ja zwischen Anfang 2001 und August 2006 ebenfalls tätig war: Jetzt sollen Leistungen wie etwa die Buchhaltung nach Tschechien ausgelagert (auf neudeutsch: outgesourct) werden, was mit den Jung-Staffies ist, die gerade erst in großer Zahl eingestellt wurden, steht auch noch in den Sternen...und das alles nur, weil der Gewinn nach Steuern nicht ganz so hoch ausgefallen ist wie avisiert. Es geht also nicht um tiefrote Zahlen, sondern um tiefschwarze, aber es gibt einen bedeutenden Unterschied zwischen einem siebenfachen Millionär und einem siebenfachen Vater: Der Herr mit den sieben Millionen auf dem Konto will weitere, deshalb ist ihm auch egal, was mit seinen Angestellten passiert. Die Leute verheizen und auf den Schleudersitz setzen geht ja offenbar problemlos, aber sozial-verträgliche, vernünftige Lösungen scheinen von manchen Bonzen einfach nicht zu erwarten zu sein, nach dem Motto "Wenn ich einige Leute verheizt habe, kann ich ja problemlos die nächsten Absolventen rekrutieren und die verheizen." - und so geht es immer weiter.

Angesichts der Vorgänge, die vielfach in der Wirtschaft gang und gäbe sind, verwundert es nicht, dass Burnout-Erkrankungen, Depressionen etc. immer weiter zu nehmen, da die Mächtigen ja versuchen, den Leuten auf der Straße einzureden, dass sie eigentlich nicht gebraucht werden und sich deshalb auch bitte für 7,79 Euro  (oder vergleichbare bzw. niedrigere Stundensätze) verheizen lassen sollen, vielfach werden nur noch befristete Arbeitsverträge geschlossen (wie bei Amazon), sodass auch gar keine Planungssicherheit für den Einzelnen entstehen kann. Wer setzt denn guten Gewissens Kinder in die Welt, wenn der Hauptverdiener sich nicht sicher sein kann, ob er seinen Job in drei Monaten auch noch hat?

Auch wenn es immer noch zahlreiche Leute gibt, die die Arroganz und Ignoranz besitzen zu sagen "Alle werden arbeitslos, nur mir passiert sowas nicht - alle Arbeitslosen sind prinzipiell faul und selbst Schuld an ihrer Misere": Heute soll sich keiner mehr aufs hohe Pferd setzen - egal, ob Hilfsarbeiter, Facharbeiter/Fachkraft, Akademiker - denn Arbeitslosigkeit kann heute wirklich jeden unverhofft und unverschuldet treffen; auch wenn die Massenmedien die ewig gleichen Phrasen widerkäuen, dass nur ungelernte Kräfte in der Mehrheit von Arbeitslosigkeit bedroht oder betroffen sind. Da fragt man sich, wo dann die fast 25 % arbeitslosen Akademiker her kommen zzgl. vieler Arbeitskräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung ohne akademischen Grad. Unter meinen Kunden sind genug Akademiker mit guter Qualifikation und viel Berufserfahrung - auch in Randgebieten, die nicht unbedingt zu 100 % zu ihrem Job gehören - die vor genau den gleichen Problemen stehen wie manche Menschen mit schlechterer bzw. einfacher Qualifikation auch. Allerdings setzt die Überprüfung von solchen Thesen wie der oben genannten auch mal ein bisschen Recherche voraus und nicht nur das Abschreiben von Zahlen, die die Bundesarbeitsagentur pünktlich zu Monatsbeginn liefert. Allerdings ist die praktizierte Vorgehensweise auch viel bequemer - ich kann was schreiben, ohne meinen Hintern aus'm Sessel heben und selbst was anhand der Realität recherchieren zu müssen. Die lokalen Anzeigenblätter haben da sogar vielfach ihren großen Konkurrenten, den regionalen und überregionalen Zeitungen, einiges voraus.  

Gleichwohl ist es ja schön, wenn die Arbeitslosenzahlen in einem Bundesland oder einer Stadt formal sinken, aber es gibt einige Fakten, die diese Statistik nicht wiedergibt: Wie viele Leute müssen zu untertariflichen Konditionen schuften und unterschreiten damit teilweise noch ihren ALG I-Satz? Wie viele Leute werden in manchmal überflüssigen Qualifzierungs- und Umschulungsmaßnahmen versenkt, damit sie aus der Arbeitslosenstatistik raus fallen? Deshalb gilt: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast...

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