Gerade die großen Buchhandelsketten wie Thalia oder Mayersche bieten in ihren Räumlichkeiten nicht nur Bücher oder Zeitschriften an, sondern auch anderes Merchandising, wie z. B. Buddha-Figuren, Deko-Artikel für die Wohnung, Plüschtiere usw., wobei das Kerngeschäft dadurch sicherlich teilweise in den Hintergrund rückt. Die kleinen, unabhängigen Buchläden hingegen bieten - wie ihr Name auch schon vermuten lässt - in der Regel ausschließlich Literatur an und keine zusätzlichen anderen Produkte, denn sie verstehen sich als Buchladen und nicht als Krämerladen, der neben Büchern zufällig noch etliche andere Dinge führt, die normalerweise nix mit Lesen zu tun haben. Hierzu fand sich am 31. Oktober auch ein Artikel in der NRZ.
Manche belächeln eine Essener Buchhändlerin, weil sie sich ganz bewusst dafür entschieden hat, Charlotte Roches aktuellen Bestseller "Schoßgebete" nicht in ihr Sortiment mit aufzunehmen; auch wenn ihr dadurch sicherlich der eine oder andere Kunde flöten geht bzw. wobei die meisten ohnehin lieber in den großen Buchläden einkaufen gehen. Auch wenn das dem einen oder anderen nicht passt und/oder er die Buchhändlerin für eigenbrötlerisch oder bekloppt hält, so ist es zumindest konsequent, wenn sie in ihr Sortiment keine Mainstream-Literatur von A- bis C-Promis aufnimmt. Erotische Literatur gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, aber z. B. auf suchbuch.de lese ich viele kleine Auszüge aus erotisch angehauchten Büchern, die mehr Niveau haben - vielfach haben die Autoren trotz guter Qualität ihrer Texte aber nicht die entsprechende Lobby, um bekannt zu werden. Na, das ist ja mal ein richtig tolles Tabu, das sie da in ihrem Buch anspricht: Sex zwischen Ehepartnern...eigentlich sollte der relativ normal sein, aber wahrscheinlich ist die Normalität jetzt schon das Tabu an sich, denn Sex muss ja für manche immer schmutziger, billiger und härter werden, weil Quantität vielfach vor Qualität geht. Romantischer Sex zwischen zwei Menschen, die sich lieben, kann genauso schön erotisch dargestellt werden wie die schnelle, schmutzige Nummer, die sich ja angeblich so gut verkauft. Das ist dann wieder der berühmt-berüchtigte schmale Grat zwischen Erotik und Pornographie.
Der Promi-Bonus spielt ohnehin vielfach eine entscheidende Rolle, sodass sich das Vorurteil "Bücher rausbringen kann ja jeder" auch noch in negativer Hinsicht bestätigt, wenn auch diesmal nicht mit einem No Name-Autor, der sich trotz fehlendem Schreibtalent zu Höherem berufen fühlt, sondern mit bekannten Namen wie Charlotte Roche, Dieter Bohlen, Boris Becker und Daniela Katzenberger. Ich glaube kaum, dass irgendwer sich für die Lebensgeschichte einer unbekannten Blondine aus Hintertupfingen mit gepimpter Oberweite interessieren würde - bei der Katze macht es eben auch der Promi-Status, der von den Massenmedien künstlich aufgebaut wurde. Unterschwellig findet da vielfach auch schon eine Beeinflussung statt, was die Bevölkerung gut zu finden hat und was nicht, so nach dem Motto "Wenn wir den oder den Promi dauernd zeigen, wird auch der letzte Zuschauer von dessen Wichtigkeit überzeugt." Wenn Daniela Katzenberger nicht so gehyped worden wäre, wäre sie heute auch wieder in der Versenkung verschwunden. Manche können der Manipulation erfolgreich widerstehen, andere glauben jeden Scheiß, den die Massenmedien in teilweise reißerischer Manier ausschlachten oder von anderen ohne weitere Prüfung abkupfern, ohne die Hintergründe genauer zu beleuchten. Einem Herrn Kujau wäre es ohne die Sensationsgier und fehlende Prüfung eines ach so intelligenten Spiegel-Redakteurs niemals gelungen, die vermeintlichen, von ihm gut gefälschten Hitler-Tagebücher als echt zu verkaufen, haha. Die Blamage für den Spiegel war damals jedenfalls perfekt.
Wohl gemerkt: Das ist nichts gegen Daniela Katzenberger persönlich, die mir trotz ihrer schrägen, aber dennoch authentischen Art noch irgendwie sympathisch ist, aber den Status, den sie jetzt hat, hat sie den Massenmedien zu verdanken und nicht einem außergewöhlichen Talent, einer tollen Heldentat etc. Wenn irgendwelche missliebigen Menschen, die für Massenmedien tätig sind, die Katze in irgendeiner Form platt geschrieben oder schlecht dargestellt hätten, wäre sie schon längst in der Versenkung verschwunden. Die Medien können jemanden gezielt aufbauen, aber auch ganz gezielt abschmieren lassen - das gilt für alle Promis, nicht nur für Daniela Katzenberger.
Unbekannten Autoren wird der Zugang zum Erfolg ohnehin sehr erschwert, da sie sich oft nicht am Mainstream orientieren, sondern am eigenen Stil und manche haben dann auch noch die unangenehme Angewohnheit, nicht nur die heile Welt darzustellen oder die Welt, die uns vielfach erfolglos vorgegaukelt werden soll, sondern Dinge, die nicht schön sind, aber tatsächlich passieren - und dann fehlt ihnen auch noch der Promi-Bonus. Manche lehnen ja aus dem Grund auch investigativen Journalismus ab - und damit meine ich keine sensationsheischende, tendentiöse Berichterstattung, wie sie oft auf manchen Privatsendern gang und gäbe ist (weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf - wenn die Massenmedien diese Probleme nicht sehen oder sehen wollen, gibt es das auch nicht), sondern sachliche Reportagen, die ihre Thesen untermauern und vielleicht auch mal Ausnahmefälle - positive sowie auch negative - darstellen.
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