Freitag, 7. März 2014

Zum Weltfrauentag

Heute ist ja internationaler Weltfrauentag, wie auch Google auf seiner Startseite ausweist. Vor einigen Tagen wurde über eine Studie berichtet, die besagt, dass jede dritte Frau in der EU schon mal Opfer von Gewalt geworden ist - egal, ob körperlich oder per Cyber-Mobbing. Das wurde u. a. damit begründet, dass gerade in modernen Gesellschaften wie z. B. in Skandinavien die Gewalt gegenüber Frauen zugenommen hat. Was ist daran modern? Im Grunde genommen hat sich doch dann nichts gegenüber früheren Jahrhunderten geändert, nur dass die Frauen heute vielfach besser ausgebildet sind und nicht mehr ständig am Herd stehen, auch wenn man manchmal den Eindruck bekommen könnte, dass die Politik genau das wieder anstrebt.

Wir haben zwar hier keine indischen Verhältnisse i. S. v. Massenvergewaltigungen, die von Männern aus fragwürdigen Gründen beschlossen werden, aber auch hier haben Frauen es vielfach nicht gerade leicht. Vielfach werden Frauen doch eher als liebes Dummchen bevorzugt, das nur als repräsentatives Aushängeschild fungieren soll, wobei die Medien das ja noch kräftig fördern, indem über Dummbacken wie Verona Pooth oder Gina-Lisa ständig berichtet wird, denn außer ihrem Aussehen haben die auch nicht viel zu bieten. Wie Comedienne Carolin Kebekus schon einmal feststellte: Im Fernsehen läuft doch eine frauenfeindliche Sendung nach der anderen - wobei sie hier insbesondere Daurgrinsblondchen Heidi Klum und ihre Sendung "Germany's next Top-Model" in den Vordergrund stellte. Damit hat sie durchaus Recht, denn auch in solchen Sendungen stehen ja nur Äußerlichkeiten im Vordergrund und bestenfalls noch der Zickenkrieg einiger Kandidatinnen - Persönlichkeit und Intelligenz sind da weniger gefragt, und das haben viele auch noch gerne. Deshalb gibt's ja auch genug Teenager, die auch Model werden möchten und bei jedem angebissenen Apfel Angst haben, 100 g zuzunehmen. Da frage ich mich, wo da die Eltern sind, die mal ein differenzierteres Bild vermitteln.

Auch im Bewerbungsprozess haben Frauen es nicht gerade leicht: Natürlich gibt es auch Frauen, die ziemlich weit oben angekommen sind karrieretechnisch, aber das gehobene Management ist nach wie vor eine Männerdomäne - und manche Frauen, die ganz weit oben sind, genießen leider auch den Ruf - manchmal zu Recht, manchmal zu Unrecht - männermordende Zicken ohne Gewissen zu sein. Frauen sind gerne gesehen in den für sie angeblich typischen Berufen wie im Büro, als Krankenschwester/Altenpflegerin, Erzieherin/Kinderpflegerin, Kassiererin etc., aber in Männerdomänen haben sie es vielfach immer noch schwer, denn es kann ja nicht sein, dass eine Kfz-Mechatronikerin ein Auto genauso gut reparieren kann wie einer ihrer männlichen Kollegen. Bevor ich im August 2010 im WDR Essen mein Interview im Mittagsmagazin zum Thema "Anonyme Bewerbungen" gab, habe ich im Extrablatt am Kennedyplatz noch einen Kaffee getrunken. Am Nebentisch saßen zwei Herren, die wohl Inhaber einer Kfz-Werkstatt waren. Beide waren sich einig, keine weiblichen Azubis einzustellen, weil die angeblich sowieso über kurz oder lang alle Kinder kriegen und keine Ahnung von Technik haben. Nettes Weltbild, wirklich.

Auch in Bewerbungsgesprächen haben manche Arbeitgeber es gar nicht gerne, wenn Frauen selbstbewusst auftreten und ihren Marktwert kennen - deshalb sind sie vielfach umso erstaunter, wenn Frauen sich nicht mit 9 EUR Stundenlohn für hoch qualifizierte Tätigkeiten abspeisen lassen. Während Männer ohne gesundes Selbstbewusstsein praktisch überhaupt nicht weiterkommen und das sogar von ihnen verlangt wird, sind selbstbewusste Frauen wiederum eher im Nachteil, weil sie nicht dem Klischee der dümmlich kichernden, unterwürfigen Dummbacke entsprechen, die alles mit sich machen lassen.

Überhaupt kann Frau es vielfach ohnehin nur verkehrt machen: Wiegt sie in den Augen eines Personalers ein paar Kilo zuviel, kann man sie angeblich nicht auf Kunden los lassen, weil nicht repräsentativ genug - das sagen dann aber meist Kerle, die kaum normalen Ansprüchen an Sozialverhalten, Benehmen und äußerem Erscheinungsbild genügen. Ist eine Frau sehr schlank und sieht gut aus, wird sie vielfach als "schön dumm" abqualifiziert und kann dementsprechend auch keine gute Arbeit leisten. Ist eine Frau ledig, ist sie eine spröde Zicke, der nichts und niemand gut genug ist, ist sie verheiratet, kriegt sie ohnehin bald Kinder (sofern noch nicht vorhanden) und ist somit eher Heimchen am Herd.

Auch bei Gewalt gegenüber Frauen existiert eher eine ambivalente Haltung: Auch heute noch raten manche Mütter ihren Töchtern dazu, still zu halten, wenn sie sexuell belästigt werden, denn "sie könnte ja dann ihren Job verlieren". Sorry, wer möchte für einen Sexisten arbeiten, der seine Flossen nicht bei sich behalten kann? Das muss sich nun wirklich keine Frau antun. Frauen, die den Mut haben, ihren Peiniger anzuzeigen, werden vielfach noch zum Täter gemacht - vielleicht hat die Frau ein zu kurzes Kleid getragen, den Angreifer angelächelt, ihm sonst einen Anlass gegeben, zudringlich zu werden. Gegen sexuelle Belästigung soll zwar in den Augen der meisten Menschen vorgegangen werden, aber auch bitte nicht zu hart, denn frau soll ja nie vergessen: Die Arbeitswelt ist eine Männerdomäne...ja, wat denn nu? Leider enden Anzeigen von Frauen gegen Kollegen oder Chefs, die zudringlich werden, jedoch vielfach mit der Kündigung der betroffenen Frau, während der Grapscher ungeschoren davon kommt oder erst mal nur Home-Office machen soll, bis Gras über die Sache gewachsen ist.

Bei häuslicher Gewalt hat die Polizei zwar die Möglichkeit, dem prügelnden Partner Hausverbot zu erteilen für 48 Stunden - aber was ist nach Ablauf dieser Frist? Dann wird aus dem prügelnden Ehemann wohl kaum ein mustergültiger Partner. Ach, und dann sind immer alle ganz pseudobetroffen, wenn ein verlassener Mann seine Ex tötet. Auch bei Stalking ist die Frau trotz eines entsprechenden Gesetzes in der Beweispflicht, dass der Mann sie dauerhaft belästigt hat mit Telefonanrufen zu allen Tages- und Nachtzeiten, Droh-Mails, Auflauern etc. Gegen den Täter wird praktisch erst was unternommen, wenn das Opfer tot oder verletzt am Boden liegt. Das ist kein Anti-Stalking-Gesetz im eigentlichen Sinne, das ist die größte Alibi-Funktion überhaupt. Das Opfer ist in der Beweispflicht, der Täter kann weitermachen wie bisher und ist von der Beweispflicht, das er nicht gestalkt hat, offenbar ausgenommen.

Auch die Gesellschaft selbst gibt ja eher den Frauen, die Opfer von Stalking oder häuslicher Gewalt wurden, die Schuld. "Männer sind halt so," lautet dann ein gängiger Spruch mancher Geschlechtsgenossin. Sorry, natürlich gibt es viele Männer, die keinen Respekt vor Frauen haben und zu Gewalt in jedweder Form neigen - es gibt aber umgekehrt auch genauso viele, die Gewalt gegenüber Frauen verabscheuen und solche Typen, die Gewalt für ein probates Mittel halten, total scheiße finden.

Allerdings muss ich auch mal eine Lanze für die Männer brechen: Umgekehrt geht es genauso wenig an, dass ein Mann unschuldig inhaftiert wird, nur weil eine gestörte Kollegin oder enttäuschte Frau (z. B. bei zurückgewiesener Liebe) den Kerl fälschlicherweise der Vergewaltigung oder des sexuellen Missbrauchs der gemeinsamen Kinder bezichtigt. Komischerweise reicht bei manchen Justizvertretern schon alleine die Behauptung, ohne dass stichhaltige Beweise gegen den betreffenden Mann vorliegen. Von jemandem enttäuscht sein ist eine Sache - jemanden einer Tat beschuldigen, die er nicht begangen hat, aber eine ganz andere. Das sind dann die Frauen, für die ich kein Verständnis habe. Allerdings ist es auch naiv von manchen Männern, die sich gerne als Casanova betätigen und mehrere Damen gleichzeitig am Start haben, zu glauben, dass nicht doch mal eine, die hinter sein doppeltes Spiel gekommen ist, auf die Idee kommt, ihn wegen Vergewaltigung anzuzeigen (auch wenn es diese nie gegeben hat) oder ihn massiv zu stalken - das ist zwar keine Entschuldigung für eine falsche Anschuldigung, aber manche schwanzgesteuerte Kerle denken offenbar nicht so weit, dass auch manche Frauen dies als Rache nutzen, und sei es nur, um seinen Ruf zu ruinieren.

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