Sonntag, 22. März 2015

14 Tage Super-Progamm...?!

So titelte die aktuelle Ausgabe der TV 14. Sorry, soviel finde ich leider in der heutigen Fernsehlandschaft nicht mehr, von dem ich sagen könnte, dass es die Bezeichnung "Super-Programm" verdienen würde. Ich schaue ganz gerne die heute-Show im ZDF, den NDR Comedy Contest auf Eins Plus, einige medizinische Sendungen auf NDR und MDR und gestern Abend erfreute ich mich im WDR an "Pussy-Terror TV" mit Karolin Kebekus, aber ansonsten habe ich manchmal leider das Gefühl, die Programmmacher haben das geistige Niveau einer verschossenen Patronenhülse, mehr nicht.

Dabei spreche ich jetzt noch nicht mal von Trash TV wie den ganzen Casting-Shows, Skripted Reality Soaps und ähnlichem, sondern von ganz normalen Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Das ZDF hat sich wohl seit Neuestem bei ihren Krimis das Wort "Zuschauerverdummung" auf die Fahnen geschrieben. Bei dem Krimi "Der Kommissar und das Meer", der gestern Abend lief, habe ich mich echt gefragt, wie es möglich ist, soviel schlechtes Klischee und hanebüchenen Psycho-Schwachsinn aneinander zu reihen und damit auch noch 90 Minuten Sendezeit zu füllen.

Ähnliches gilt auch für die Reihe "Schuld" nach Ferdinand von Schirach, für die sich das ZDF hauptsächlich am meisten lobt. Da nützt es auch nix, dass Moritz Bleibtreu in der Serie den Anwalt Herr Kronberg spielt. Ich kenne ja die Original-Kurzgeschichten des Strafverteidigers von Schirach nicht, vielleicht sind die besser als die filmische Version, aber das, was einem bislang in fünf Folgen der Reihe geboten wurde, glich eher dem Klischee "So stellt sich Klein-Erna häusliche Gewalt, Exorzismus oder was auch immer vor".

Bei der Folge "Ausgleich", in der Anna-Maria Mühe die misshandelte Ehefrau gespielt hat, habe ich mich echt gefragt, ob's noch geht. Anna-Maria Mühe hat die gedemütigte, misshandelte Frau sicherlich sehr gut dargestellt, aber ihre schauspielerische Leistung trat hinter der hanebüchenen Geschichte voller Logikbrüche und Widersprüche leider vollkommen in den Hintergrund.

Die Entwicklung von Benjamin Sadler, der ihren gewalttätigen Ehemann spielte, vom netten Freund und Ehemann zum prügelnden und vergewaltigenden Haustyrann war vollkommen unglaubwürdig, weil voller Brüche - warum aus dem netten Kerl plötzlich ein gewalttätiger Tyrann wurde, der keine Gelegenheit ausließ, seine Ehefrau zu quälen und zu demütigen, erschloss sich dem Zuschauer überhaupt nicht, weil die Entwicklung leider nur bruchstückhaft dargestellt wurde. Bei ihm ging's eigentlich von Null auf hundert: Erst ist er verliebt und nett zu seiner Freundin bzw. späteren Ehefrau, dann geht's mit einer Ohrfeige nach einem stressigen Tag los, dann passiert jahrelang wieder nix, bis zu einem Weihnachtsabend, an dem er ohne jedwede Erklärung erst sehr spät nach Hause kommt und den Unmut seiner Ehefrau darüber mit einem Schlag ins Gesicht quittiert. Aus diesen zeitlich lange auseinander liegenden Ohrfeigen wurden dann plötzlich massive Prügelattacken und Vergewaltigungen.

Ich habe, als ich ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe gearbeitet habe, auch mit einer Reihe von Frauen zu tun gehabt, die von ihren Lebenspartnern misshandelt wurden und es ist zwar richtig, dass sich Gewalt steigert - es geht meist mit einer Ohrfeige los, aus Schlägen mit der flachen Hand werden irgendwann Faustschläge und Fußtritte und irgendwann kommt es meist auch zu mindestens einer Vergewaltigung der eigenen Partnerin - aber diese Spirale und Steigerung der Gewalt kam in der Folge nicht bzw. unglaubwürdig rüber.

Die kleine Tochter war ein fröhliches, unbeschwertes Mädchen, so als wenn sie überhaupt nicht mitbekommen hätte, was dort tagtäglich zwischen ihren Eltern vorfällt. Natürlich ist dem Mädchen auch nicht aufgefallen, dass der Vater die Mutter direkt nach einem Besuch bei den Großeltern ins Schlafzimmer gezerrt und dort hinter der verschlossenen Tür vergewaltigt hat. Das Kind fragte auch nicht, ob die Eltern vielleicht mit ihm spielen, sondern hat ganz unbekümmert akzeptiert, dass die Eltern direkt nach dem Nachhausekommen keine Zeit mehr für sie hatten und der Vater die Mutter direkt ziemlich rabiat ins eheliche Schlafzimmer gezerrt hat. Manchmal können Kinder noch nicht verbal konkret benennen, wenn der Vater gewalttätig gegenüber der Mutter ist, aber sie drücken es doch auf ihre ganz eigene Weise aus und ziehen sich in sich zurück, weil sie schon mitbekommen, was abgeht, aber dieses Mädchen schien von den ständigen Gewaltattacken ihres Vaters gegen die Mutter überhaupt nicht tangiert zu werden - und das glaube ich bei einem neunjährigen Mädchen ehrlich gesagt nicht, auch wenn das Kind in dem Fall blonde Haare hatte.

Auch die Eltern des Opfers haben sich nicht gewundert, warum ihre Tochter während eines Besuchs dauernd ihre Sonnenbrille aufbehielt (nämlich, um ihre blau geschlagenen Augen zu verstecken) und wollen auch sonst nichts von den Misshandlungen des Schwiegersohns mitbekommen haben - erst, als ihre Tochter wegen Mordes an ihrem Mann vor Gericht stand, waren sie mal wieder als Zuschauer im Gerichtssaal zu sehen. Warum sie ihrer Tochter nicht geholfen haben, bleibt wohl ein Geheimnis des Regisseurs. Mir ist zwar auch bekannt, dass es leider einige Eltern gibt, die wegschauen, wenn ihr Kind durch dessen Partner misshandelt wird, aber auch das klang in keinster Weise in dem Film an. Soviel zum Thema "Aneinanderreihung von schlechten Klischees und hanebüchenem Schwachsinn". 

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