Montag, 16. März 2015

Eine terminreiche Woche irgendwie

Heute Morgen war ich bei meiner Existenzgründungsberaterin auf dem Jobcenter in Borbeck. Wie wir schon beim letzten Mal angedacht hatten, habe ich meinen Antrag auf Einstiegsgeld erstmal zurückgezogen, denn selbst, wenn ich von mehreren 100 Buchverkäufen im Jahr ausgehe und weiteren Einnahmen durch meinen Schreibservice bzw. meine Bewerbungsberatung, bin ich so realistisch und kann nicht guten Gewissens sagen, dass ich irgendwann unabhängig vom Jobcenter leben könnte - da müsste ich schon über Nacht zur Buchmillionärin werden und dann bräuchte ich ja auch die finanzielle Unterstützung durch das Jobcenter nicht mehr :o).

Man muss auch einfach mal Realist bleiben und offen sagen, dass ich mit der guten Idee nicht mehr als ein paar hundert, vielleicht etwas mehr als 1.000 EUR im Jahr einnehmen würde - und dass ich über unternehmerische Qualitäten und somit auch über ein realistisches Einschätzungsvermögen verfüge, habe ich ja bereits im Assessment Center erfolgreich bewiesen. Also werde ich mich weiterhin bewerben - und meine Geschäftsidee im Nebenberuf weiter vorantreiben, denn durch eine Festanstellung, und sei es in Teilzeit, ist ja auch eine gewisse materielle Absicherung gegeben.

Da meine Existenzgründungsberaterin sehr nett ist und wir uns auch von Anfang an sympathisch waren, haben wir natürlich auch miteinander geplaudert im Zusammenhang mit der Selbstständigkeit und Existenzgründung. Wir waren beide ziemlich erstaunt, wie blauäugig manche an die Gründung eines Geschäfts heran gehen. Da sind leider auch einige meiner Berufskolleginnen/-kollegen ganz groß drin - manche meinen, wenn sie drei Topflappen oder Schals im Jahr häkeln und die dann verkaufen, können sie davon leben. Da muss aber jemand wirklich ganz realitätsfern und grottenschlecht in Mathe sein, um zu meinen, dass er sich damit selbstständig machen kann. Da wundert es mich jedenfalls nicht, dass viele meiner Berufskollegen und artverwandte Berufe (Sozialarbeiter, Sozialpädagogen, Lehrer, Sozialwissenschaftler) so einen grottenschlechten Ruf genießen. Ich kenne zwar auch viele nette Menschen, die in den Berufen arbeiten oder gearbeitet haben, aber leider auch jede Menge Subjekte, bei denen ich Außenstehende gut verstehen kann, dass sie nicht viel von dem Berufsstand halten. Sorry, ich kann mich mit den Standard-Sätzen einiger Schmalspur-Pädagogen im Sinne von "Du, das müssen wir jetzt mal ausdiskutieren, am besten bei einer schönen Tasse Erdbeertee!", "Dufte, dass wir mal drüber gesprochen haben." oder "Und was macht das jetzt mit dir?" auch nicht identifizieren :o). Mit so einem Gelaber ist noch keinem Klienten geholfen worden - aber lustig ist es für Außenstehende dennoch, wenn sie solch einen Klischee-Pädagogen erleben dürfen.

Das ist wohl auch der Grund, warum mich manch eine pädagogische Institution nicht haben will: Ich bin denen nicht klischeebeladen genug ("Du, lass uns mal über deine Gefühle diskutieren!" und habe auch nicht vier Kinder von vier verschiedenen Vätern, hihi) und möchte ernsthaft helfen, anstatt nur selbstzufrieden als Alibi-Funktion in meinen Sessel zu furzen und dummes Zeug zu erzählen - darin sind manche Pädagogen nämlich leider auch ganz groß. Mit Klischeewiderkäuerei in Verbindung mit vollgekleckerten Rentierpullis ist auch noch keinem geholfen worden, genauso wenig wie durch die Zusammenfassung eines einfachen Sachverhalts in zehntausend wohlgewählten, umständlichen Worten.  Man kann seinen Beruf ernst nehmen, muss man aber nicht - das gilt allerdings nicht nur für Pädagogen, sondern auch für andere Berufsgruppen wie etwa Banker, Ärzte oder Politiker.

Morgen habe ich einen Termin in der Weststadt-Akademie zwecks Vorbereitung auf die Externenprüfung im Berufsbild Kauffrau für Bürokommunikation und am Donnerstag gehe ich ins Stadion Essen zur Weiterbildungs- und Jobmesse, wozu mich das Jobcenter ja eingeladen hat. Na ja, von Einladung möchte ich angesichts des Tonfalls im Schreiben eigentlich nicht sprechen - ich würde es eher Befehl unter Androhung von Sanktionen nennen. Ist das Grundvoraussetzung, um auf dem Jobcenter arbeiten zu dürfen? - Scheinbar ja...


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