Donnerstag, 26. März 2015

Nervige Berichterstattung in den Öffentlich-Rechtlichen

Der Flugzeugabsturz in den französischen Alpen ist schlimm - nicht nur für diejenigen, die in der Unglücksmaschine gesessen haben, sondern auch für die Eltern, Großeltern, Kinder, Kollegen, Freunde etc. der ums Leben gekommenen Menschen. Die Hinterbliebenden brauchen jetzt Zeit und Ruhe, um trauern und das Geschehene verarbeiten zu können - da hilft es auch nix, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihre Zuschauer auf drei verschiedenen Kanälen (ARD, ZDF und WDR) mit den ewig gleichen Bildern unserer Bundeskanzlerin, der Absturzstelle, der Stadt Haltern am See und dem Wissen, dass noch niemand etwas zur Unglücksursache sagen kann, nerven. Eine Zusammenfassung mit allen wichtigen Infos wäre da wohl wesentlich zielführender und auch geschmackvoller als diese stundenlangen Sendungen ohne neue Ergebnisse.

Selbst, wenn die Absturzursache nach Auswertung von Voice Recorder und Flugschreiber feststeht, so bringt dies den Hinterbliebenen aber leider nicht ihre Toten zurück, denn das Ergebnis bleibt das gleiche, leider.

Was mich noch nervt, außer den ewigen Wiederholungen in der Berichterstattung, ist die Tatsache, dass um andere abgestürzte Flugzeuge nicht so ein Buhei in den Medien gemacht wurde - Flug MH 370 ist bis heute verschollen und niemand weiß, was mit dem Flugzeug und seinen Passagieren geschehen ist, aber da wurde nicht so ein stundenlanges Theater drum gemacht wie um den Absturz der Germanwings-Maschine vor zwei Tagen. Es kann ja wohl nicht sein, dass das Leben von Menschen in einer deutschen Maschine mehr wert ist als das Leben von Menschen in einer ausländischen, in diesem Fall malayischen, Maschine. Selbst als der verheerende Tsunami am 26. Dezember 2004 über die Südostküste Asiens hinweg fegte und viele Menschen mit in den Tod gerissen hat, darunter auch viele Deutsche, wurde nicht so exorbitant ausführlich berichtet und auch da war kein Politiker vor Ort, um den Hinterbliebenen zu ihrem schmerzlichen Verlust zu kondolieren.

Heute Morgen hat es jemand gut im Internet zusammengefasst: Jetzt machen Politiker und Medien alle einen auf pseudobetroffen (an die Angehörigen und Kollegen der Absturzopfer denken die doch nicht wirklich - und wenn, nur um sich selbst zu inszenieren), aber bei den ganzen Menschen, die aus anderen Gründen ums Leben kommen (Verkehrsunfall, Straftat, schwere Krankheit, Ärztepfusch) kommt auch kein Politiker und kondoliert medienwirksam - im Gegenteil, vielfach müssen die Angehörigen noch nach Jahren um eine Entschädigung nach ärztlichen Fehlern oder nach einem tödlichen Verkehrsunfall kämpfen.

Und welcher Sender ist eigentlich so pietätlos, filmt die Angehörigen, die einfach nur in Ruhe um ihre Toten trauern möchten und verpixelt deren Gesichter, um die Hinterbliebenen nicht in ihrer Trauer zu stören? - Haha, wenn es nicht so traurig wäre, könnte man glatt darüber lachen. Schöner wäre es, wenn überhaupt kein Fernsehteam die Hinterbliebenen filmen würde - das Verpixeln von Gesichtern ist da auch nicht mehr als die Wahrung des schönen Scheins. Ich frage mich auch, wie die Angehörigen, Freunde und Kollegen der Absturzopfer in Ruhe mit der Trauerarbeit beginnen sollen, wenn dauernd Fernsehteams da rumschwirren.

Ich kann auch die Kollegen von Germanwings verstehen, dass sie nach dem Unglück nicht sofort zur Tagesordnung übergehen konnten und deshalb nicht sofort in die nächste Maschine gestiegen sind, um ihrer Arbeit nachzugehen - es wurde ja extra nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das nix mit Sicherheitsbedenken zu tun hat, sondern weil sich Flugbegleiter/-innen und Piloten nach solch einer Katastrophe verständlicherweise mental nicht in der Lage gefühlt haben, ihren Job zu tun, so als wenn es den Absturz nie gegeben hätte. In der Münchener Runde hat das irgendjemand mit einem Kopfschütteln quittiert, so als wenn Trauer und Erschütterung der Kollegen nach solch einem Ereignis vollkommen unnormal wären - und dann hatte noch irgendwer das Gerücht aufgebracht, die Crews von Germanwings wollten ihren Job wegen Sicherheitsbedenken nicht tun :o/.

Jaaaaaaa, und wenn dann trotzdem eine Crew von Germanwings normal ihren Job getan hätte, indem sie in einen Flieger gestiegen wäre, wäre den Mitarbeitern sicherlich Pietätlosigkeit und Gefühlskälte vorgeworfen worden, weil sie direkt nach dem Absturz ganz normal ihrer Arbeit nachgegangen sind. Bei unserer bisweilen unterbelichteten Journaille können die Leute es wohl nur verkehrt machen. Jeder trauert auch anders - manche weinen, andere werden vielleicht auch wütend und fragen schreiend nach dem Warum, aber Wut gehört zu einem Trauerprozess genauso dazu wie das Weinen.

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