Donnerstag, 15. Mai 2014

Interessant, aus welchen Mücken heute Elefanten gemacht werden...

Abgesehen davon, dass es mich einen feuchten Kehricht interessiert, ob das verwöhnte, verzogene  Jüngelchen Justin Bieber von der Polizei festgenommen wurde oder wer dieses Jahr "Germany's next Top-Model" mit Grinse-Blondchen Heidi Klum oder DSDS gewonnen hat - was ja den Massenmedien einen Bericht wert ist - kann ich mich nur noch darüber wundern, wie die Medien und auch manche Konsumenten es schaffen, aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen.

Schmunzeln musste ich gestern Abend bei Vollmond, als ich die Sendung "Klartext" auf RBB sah, denn entgegen der Auffassung einiger selbsternannter Trendforscher, die meinen, dass Führerschein und Auto out sind, kann man am Beispiel Berlin schön beobachten, dass dieses blutleere Gefasel von selbsternannten Trendforschern wohl nicht mehr als ein Klischee oder Wunschdenken ist, denn in unserer Hauptstadt wurden gerade mehrere neue Autohäuser deutscher Premium-Hersteller eröffnet, haha. Ich glaube kaum, dass BMW in Berlin eine Niederlasssung für 65 Mio. EUR eröffnen würde, wenn die Konzernspitze der Auffassung wäre, dass sich dort kein Absatzmarkt für ihre Fahrzeuge befindet. Soviel zum Gelaber von Trendforschern - mir reichte ja schon letzten Herbst dieses dumme Hirnblondinen-Gelaber von einer selbst ernannten Trendforscherin im NDR, über das ich hier ja auch gebloggt hatte. Madämchen hatte ja auch gemeint, dass den jungen Leuten Auto und Führerschein nicht mehr wichtig sei und stattdessen jetzt alle auf's Fahrrad umsteigen. Na ja, solche selbsternannten Trendforscher/-innen muss es auch geben, denn sonst hätten wir hier ja noch mehr Arbeitslose...

Vor einigen Wochen wurde in der Aktuellen Stunde über die Initiative "arbeiterkind.de" an der Uni Duisburg-Essen berichtet, heute zog die WAZ nach. Eine Sozialpädagogin, die aus einer Arbeiterfamilie stammt, berät dort andere studierwillige oder studierende Arbeiterkinder, die sich angeblich an der Uni nicht alleine zurecht finden, weil sie ja keine Eltern mit akademischer Vorbildung haben. Aua...!

Sorry, meine Eltern sind auch keine Akademiker - mein Vater ist Metallfacharbeiter im Ruhestand, meine Mutter gelernte kaufmännische Angestellte im Schuheinzelhandel - aber ich kann aus meiner eigenen Studienzeit nicht behaupten, dass ich an der Uni mehr Orientierungsprobleme hatte als Mitstudies aus akademischem Elternhaus. Gut, Erziehungswissenschaften werden eventuell eher von Menschen studiert, die aus nicht-akademischem Haus stammen, aber dieses Klischee-Gelaber und dass dafür jetzt schon eine Initiative gebraucht wird, nervt einfach nur noch, genau wie dieses Pauschal-Urteil, dass Kinder aus Arbeiterfamilien aus dem Elternhaus keine Unterstützung erfahren, wenn sie studieren möchten. Auch das kann ich von meinen Eltern absolut nicht behaupten, denn auch wenn beide keine Akademiker sind, sind sie alles andere als bildungsfern. Manche Akadämliker sind nämlich leider auch nicht in der Lage, zwischen einem Fach- und einem Hilfsarbeiter zu unterscheiden - das habe ich an der damaligen Uni Essen schon feststellen dürfen bei einigen wenigen Dozenten. Da die Uni Essen ohnehin studientechnisch irgendwo in den 60ern stehen geblieben war, bin ich ja nach erfolgreichem Abschluss des Grundstudiums an die Uni Dortmund gewechselt und dort schließlich mein Diplom abgelegt, denn im Gegensatz zu Essen waren die dort schon in den 90ern angekommen...

Angesichts sovieler aufgebauschter Klischees kann man sich echt nur noch wundern, wie aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird, aber das gehört heute wohl leider zum neuen Zeitgeist - wir kreieren mal Probleme, wo gar keine sind.

 
Buchcover - Quelle: exlibris.ch


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