Sonntag, 16. Oktober 2011

Diesmal eher langweiliger Grusel auf Tele5

Gestern Abend sah ich noch den Rest eines abgefahrenen Horror-Films auf Tele5, in dem außerirdische Ameisen eine tragende Rolle spielten. Einer der alkoholkranken Wissenschaftler hatte wohl ne Ameise in nem Blutgefäß sitzen - was Wunder, dass das keine Thrombose gab, höhö - die ihn belästigte. Die Ameisen konnten sich zu Händen, Klauen, Servern etc. formen, wobei ich angesichts der hanebüchenen Handlung ein Fragezeichen oder Daumen runter-Zeichen besser gefunden hätte. Außerirdische Ameisen - alle Achtung! Natürlich sind die nach ner Explosion in der Höhle, die sie sich als Domizil auserkoren hatten, wieder glühend und schillernd ins All abgeschwirrt, was ich gut verstehen kann, denn manches hält man echt im Kopf nicht aus, womit jetzt nicht nur der Film an sich gemeint ist.

Freitagmorgen, halb zehn bei Rewe am Carlsplatz in Düsseldorf! Neben mir und anderen Kunden schwirrten auch drei etwas 16-jährige Schüler in dem Laden rum - die blonde junge Dame musste ihrer Haarfarbe vor der Kasse natürlich wieder alle Ehre machen und hysterisch rumkreischen, weil der Saum ihrer Jeans nicht so gut zu ihren Fellstiefelchen korrespondierte, sodass sie da erst mal dran rumzuppeln musste unter lautem, zickigem Wehklagen. Hm...das ist ja total weltbewegend und ein Grund, bei Rewe nen hysterischen Rappel zu bekommen, so als wenn sie gerade in akuter Lebensgefahr schweben würde. Die Kassiererin guckte auch entsprechend dreieckig und fragte sich vermutlich, ob es auch intelligentes Leben in der Düsseldorfer Altstadt gibt. Dreht die in der Schule auch jedes Mal so ab, wenn was nicht zu ihrer Zufriedenheit läuft? Was macht sie denn später im Berufsleben, wenn sie nen berechtigten Rüffel von ihrem Chef bekommt? - "Chef, ich weiß, ich hab 20 Tippfehler in nem Fünfzeiler, aber erst mal muss ich den Saum von meiner Jeans in Ordnung bringen...!" (Autsch!!) Vielleicht wären die außerirdischen Ameisen aus dem o. g. Film auch schon mal in Düsseldorf gelandet, aber nachdem sie Blondchen und ihren total überzogenen, nicht ganz nachvollziehbaren hysterischen Rappel an der Kasse bei Rewe erlebt haben, haben sie von ihrem ursprünglichen Vorhaben lieber wieder Abstand genommen, weil sie zu der Überzeugung gelangt sind, dass die junge Dame nicht gerade Intelligenz und Tiefgang repräsentiert.

Auch sonst fragt man sich manchmal, ob es in manchen Personalabteilungen und Firmenetagen noch intelligentes Leben gibt. Da werden Sekretärinnen zweckentfremdet, um Gleisbauarbeiten zu beaufsichtigen, Leute kriegen die Kündigung, weil sie es in leitender Position gewagt haben, zu einem Kollegen zu gehen, ohne sich vorher bei der Sekretärin nen Termin geben zu lassen, manche Unternehmen halten es noch nicht mal mehr für nötig, Bewerbungen zu beantworten bzw. schicken die Unterlagen nur zurück, wenn der Bewerber noch nen frankierten Rückumschlag beilegt...hm, wenn die dafür schon keine Kohle mehr haben, sollten sie vielleicht nicht nach neuen Mitarbeitern suchen, denn die müssen ja auch noch bezahlt werden und sind etwas teurer als das Rückporto für die Rücksendung von Bewerbungsunterlagen.

Leider gibt es auch genug Menschen - insbesondere Frauen - die den Status Quo einfach so hinnehmen und/oder sich die Welt noch schön reden. Manche Frauen sind stolz, wenn sie sich trotz eines total untertariflichen Gehalts über die Runden quälen anstatt das zu fordern, was ihnen zusteht, manche argumentieren ja damit, dass der Partner gut verdient...ist ja schön und gut, wenn der Mann gut verdient, aber auch der kann man arbeitslos werden, denn entgegen der landläufigen Meinung, die auch noch schön in allen Massenmedien widergekäut wird, sind von Arbeitslosigkeit nicht nur gering qualifzierte Arbeitnehmer betroffen, sondern in zunehmendem Maße auch Akademiker. Und selbst wenn der Mann in guter Position ist: Die Frau bleibt eine eigenständige Person, auch in einer guten Partnerschaft, und warum sollte sie gehaltlich nicht auch ne angemessene Entlohnung fordern?

Gleichzeitig machen solche Weiber, die sich auf das gute Gehalt des Partners berufen und sich deshalb mit Hungerlöhnen abspeisen lassen, auch den Ledigen alles kaputt, die sich von ihrem Gehalt alleine ernähren müssen und die somit nicht auf die finanzielle Unterstützung des Mannes zurückgreifen können. Dann kommen von den Arbeitgebern, die sich trotz guter wirtschaftlicher Lage außer Stande sehen, faire Gehälter zu zahlen, gerne Argumente wie: "Ja, es gibt aber Leute, die gehen trotz guter Qualifikation auch für 1.500 Euro brutto bei ner 40-Stunden-Woche arbeiten...!" Hm, da gibt's nur eins: Dann soll der Arbeitgeber sich jemanden suchen, der alle Qualifikationen und Voraussetzungen mitbringt, und der tatsächlich manipulierbar genug ist, für 1.500 Euro brutto arbeiten zu gehen, obwohl ihm eigentlich mindestens 500 bis 1.500 Euro mehr zustünden - wer da halbwegs vernünftig mitdenkt, sollte das Gespräch an dem Punkt beenden und sich nicht mehr umdrehen, wenn er das Zimmer verlässt. Es ist nämlich alles andere als fair, wenn Arbeitgeber karierte Maiglöckchen erwarten, die alles oder mehr können, als sie eigentlich müssten, die dann aber mit Dumping-Löhnen abgespeist werden sollen. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum viele Stellen nicht mehr direkt, sondern über die Zeitarbeit besetzt werden, denn da gibt's einige berühmt-berüchtigte schwarze Schafe auf dem Markt, die ner Vorstandssekretärin auch gerne nur 7,50 Euro die Stunde zahlen würden ohne Verpflegungs- und Fahrtkostenzuschuss. Das unglaublichste Angebot eines großen Zeitarbeitanbieters, das mir bekannt ist, war ein Stundenlohn von 3,50 Euro für eine kaufmännische Angestellte, die in Vollzeit in einem Autohaus am Empfang tätig werden sollte - das entspricht bei 168 Arbeitsstunden pro Monat einem Bruttolohn von knapp 800 Euro. Das ist wirklich gruselig...! 

Spricht man die Personaldisponenten darauf an, dass dieser Stundensatz sittenwidrig ist, kommt das ewig gleiche Geschwafel der Marke "Ja, aber unser Kunde ist nicht bereit, mehr zu zahlen und das ist ja auch ein renommiertes Unternehmen...!" Wenn das Kundenunternehmen tatsächlich so renommiert ist, können die ja auch vernünftige Löhne zahlen, oder?

Gleichzeitig wird mit der Zeitarbeit vielfach auch der Kündigungsschutz hinter den Kulissen aufgeweicht - nen festangestellten Arbeitnehmer wird man nicht so leicht los wie nen Leiharbeiter, wenn dem Chef die Nase nicht mehr gefällt oder was auch immer. Vor dem Hintergrund wundert es mich auch nicht, dass viele meiner Kunden nicht in die Arbeitnehmerüberlassung vermittelt werden möchten, weil sie genau wissen, was ihnen in 95 % der Fälle blüht. 

Die Süddeutsche titelte letztes Jahr ziemlich provokativ, ob es Jobs nur noch für Models gibt. Ganz Unrecht hat der Verfasser des Artikels damit nicht, denn den Eindruck könnte man öfter mal gewinnen, dass Verpackung vor Inhalt geht - ich stelle die birnigste, manipulierbarste und dümmste Tussi ein, die nix kann außer sich blöd benehmen und dem Chef nach dem Mund labern, aber Hauptsache, das Äußere stimmt. Eine meiner Kundinnen hat einen kleinen Schönheitsfehler, der aber über ihre fachliche Qualifikation überhaupt nix aussagt - trotzdem ist sie noch nie zu nem Gespräch eingeladen worden, wobei es an den Unterlagen eigentlich nicht liegen kann. Wir befürchten schon ganz ekelhaft, dass der kleine Schönheitsfehler in vielen Fällen der Grund für die Absagen bzw. Nicht-Reaktion ist. Hm, eigentlich soll die Dame Personalentwicklungskonzepte implementieren und als Schnittstelle zwischen den Abteilungen fungieren und nicht übern Laufsteg wandeln bzw. auf dem Cover von Zeitschriften mit ihrem Gesicht in Großaufnahme werben.  Außerdem wird auch bei Models soviel retouchiert, sodass die im Alltag auch nicht immer so gut aussehen wie im Fernsehen oder auf Zeitschriftencovern. Da stellt sich die Frage, ob manche Arbeitgeber ein manipulierbares schönes Püppchen wollen oder ne Mitarbeiterin mit Fachwissen und Persönlichkeit. Schönheit ist auch immer relativ - was der eine gut findet, muss der andere noch lange nicht gut finden.

Diese ewige Gleichmacherei ist ohnehin total gruselig - gerade bei jungen Mädchen sieht man oft schon gar keine Individualität mehr, weil sie scheinbar alle die gleichen Klamotten, die gleiche Frisur und das gleiche Make-up tragen. Ob die immer alle so schön sind, steht auf nem ganz anderen Blatt, denn manche haben trotz eines ebenmäßigen Gesichts und guter Figur so einen stupiden, selbstunzufriedenen Gesichtsausdruck, sodass die trotzdem weder sympathisch noch gutaussehend wirken.

Manche Menschen wiederum, die überdurchschnittlich gut aussehen, aber zusätzlich auch noch über Ausstrahlung, Persönlichkeit und Intelligenz verfügen, beklagen sich vielfach, dass sie nur auf ihr ansprechendes Äußeres reduziert werden und ihnen somit eine eigene Meinung, Fachwissen und Intelligenz abgesprochen werden. Auch das kann auf Dauer unzufrieden machen, wenn äußerliche Schönheit gleichzeitig mit Dummheit assoziiert wird, denn das stimmt nun wirklich nicht in allen Fällen. Natürlich ist es angenehm, wenn jemand innerlich und äußerlich schön ist - was wiederum vielfach im Auge des Betrachters liegt - aber ein gutes Aussehen ersetzt weder Intelligenz noch Persönlichkeit. Manche Arbeitgeber scheinen jedoch eher Angestellte der Marke "schön dumm" zu bevorzugen und wenn man sich anguckt, über was für Bratbirnen in den Boulevard-Medien berichtet wird, nur weil sie sich mal nen Promi geangelt haben und es verstehen, sich mainstream-tauglich zu stylen, wird leicht der Eindruck erweckt, dass reine Äußerlichkeiten vor Bildung und Charakter gehen. Wer würde heute von einer Liljana Matthäus sprechen, wenn sie sich nicht "uns Loddar" geangelt hätte? Wer von einer Gina-Lisa oder einer Sarah Dingens? Normalerweise niemand, aber über irgendwas Triviales müssen die Medien ja berichten. Wenn das jetzt die neuen Vorbilder sein sollen, dann gute Nacht, Deutschland!

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