Mittwoch, 5. Oktober 2011

Homepage Wort.Satz.Buch

Auf die o. g. Seite bin ich eigentlich eher zufällig gestoßen und habe natürlich auch den einen oder anderen Beitrag gelesen, wobei ich sagen muss, dass das, was ich bisher durchgelesen habe, sich sehr gut und plausibel anhört - und vor allem auch in vernünftigem Deutsch geschrieben ist und nicht in diesem komischen SEO Content-Style, bei dem falsche Rechtschreibung auch noch hoffähig gemacht werden soll (z. B. wird dann aus der korrekten Schreibweise Butterbrotpapier schon mal Butter Brot Papier *stöhn*). Das nervt ähnlich wie diese komische Mode, neuerdings zusammengesetzte Wörter ohne Bindestriche zu schreiben, die teilweise auch noch von Journalisten übernommen wird *urgh*. Auch wenn man es sogar schon im Newsticker unter N24 lesen kann, in Stellenausschreibungen oder in zig Zeitungen von vermeintlich seriösen Schreiberlingen: Es wird nicht richtiger dadurch, indem man es immer wieder falsch macht und irgendwann hofft, dass falsche Rechtschreibung zum Nonplusultra erklärt wird. Eine Prinz-Friedrich-Straße oder eine Nelly-Sachs-Straße beispielsweise schreibt sich auch weiterhin mit Bindestrichen (gestern hatte ich die Stellenanzeige für eine Kundin, die es dann auch genauso falsch abgetippt hat, also Rudolf Stracke Straße). Wenn der Shopping-Sender QVC ein Produkt zu einem bestimmten Preis anbietet, ist es weiterhin der QVC-Preis und nicht der QVC Preis. Klar, das Private Banking haben wir aus dem Englischen übernommen und da die Briten bzw. Amerikaner extrem wenig in ihrer Sprache Bindestriche verwenden, ist es in diesem Fall auch korrekt, aber wenn z. B. ein deutsches Wort mit einem Fremdwort zusammen gesetzt wird (Weihnachts-Event, Krimi-Highlights u. ä.) oder wenn zwei Substantive zu einem Wort zusammen gesetzt werden (z. B. Weihnachts-Mehrteiler, Krimi-Serie), dann kommt da ein Bindestrich hin. Ab und zu mal in den Duden schauen kann ja nicht so verkehrt sein, aber einige sind wohl eher groß im Abschreiben und andere für sich denken lassen.

Manchmal freue ich mich auch über die Rechtschreibfehler im Newsticker von N24: Da werden aus Hämorrhoiden schon mal "Hämoriden" (also so, wie man's spricht) oder aus einem Flugzeugabsturz wird ein Flugzeugabsturtz. Hm, es wird ja vielen Migranten vorgeworfen, dass sie angeblich nicht gut in der deutschen Sprache sind - viele Deutsche sind aber gelegentlich auch nicht besser und die haben keinen Migrationshintergrund, höhö. Damit das jedoch nicht so auffällt, wollte ja irgendeine stupidierte Sprachwissenschaftlerin Ghetto-Deutsch ("Isch komm dir gleisch dahin, dann hol isch meine Brüda!") als Unterrichtsfach einführen, haha! M. W. sind diese Idiotien allerdings gescheitert, was man von der Pkw-Maut leider nicht behaupten kann, doch das ist jetzt ein anderes Thema.

Gut gefiel mir auf der besagten Homepage u. a. die Frage danach, warum Humor zwar in den Bestseller-Listen ganz oben steht, aber wieso das, was dort geschrieben steht, teilweise gar nicht immer komisch ist, weil dort eine Stereotypie an die andere gereiht wird. Gut, Eckhardt von Hirschhausens Buch "Glück kommt selten allein" fand ich wirklich lustig, aber es gibt auch Bücher, bei denen muss ich mich selbst ohrfeigen, damit ich überhaupt ein schwaches Glucksen zustande kriege. Gleichzeitig stellte sich da die Frage nach dem Niveau und ob die Deutschen immer blöder werden - der Verdacht liegt manchmal nahe, wenn man sieht, dass so tolle Asi- bzw. Verarsche-Sendungen wie "Die Mädchen-Gang", "Der Messie und die Strickliesel", "DSDS" oder "Das Super-Talent" traumhafte Einschaltquoten mit mehreren Millionen Zuschauern haben. Anders ist es wohl auch nicht zu erklären, dass Mario Barth mit seiner niveaulosen Flachwitz-Kalauerei das Berliner Olympia-Stadion füllen konnte :o/.

Loriot hatte in den vergangenen Jahrzehnten einen riesigen Zuspruch aufgrund seines oft hintersinnigen, niveauvollen Humors - ich frage mich aber, ob er noch annähernd genauso erfolgreich wäre wie in den 1950er bis 1970er Jahren, wenn er heute auf der Bildfläche auftauchen würde, da ich ganz ekelhaft befürchte, dass manche vom Intellekt her die Pointen und verdeckten Spitzfindigkeiten nicht mehr raffen würden. Bei Mario Barth muss man ja nicht viel raffen, dieses platte Gekalauere auf der ewig gleichen Schiene (Männer geil und glücklich, Frauen strunzdumm und unglücklich) versteht sogar jemand mit nem IQ von unter 70, was Sonderschul-Niveau entspricht, wobei ich davon überzeugt bin, dass auch nicht jeder Sonderschüler den Typen toll findet. Manche Menschen haben zwar vielleicht keinen besonders hohen IQ, sind aber auf ne andere Art so liebenswert und  allgemein gebildet bzw. verfügen über Benehmen und entsprechende Herzensbildung, sodass die mangelnde Intelligenz gar nicht mehr so ins Gewicht fällt - außer bei Fragen wie Berufswahl und Stellensuche. Und manchmal haben nicht ganz so intelligente Menschen dafür aber andere außergewöhnliche Begabungen wie Sport, Musik, Kunst, Technik, Handwerk - solche Talente werden leider in unserem zertifikatsgläubigen und pseudointellektuellen Land gar nicht mehr anerkannt.

Gut gefiel mir auch der zunächst provokant anmutende Aufhänger eines anderen Artikels, in dem mäßig erfolgreichen bis nicht so erfolgreichen Autoren pauschal unterstellt wird, sie wären neidisch auf die, die wesentlich mehr verkaufen - wie sich jedoch bei weiterer Lektüre herausstellt, hat das vielfach nix mit Neid zu tun oder mit der Tatsache, dass die Bücher nicht gut genug wären, aber ich denke, für viele Jungautoren ohne Promi-Bonus ist es sehr schwer, sich am Markt zu etablieren, wenn sie nicht irgendeinem Trend oder Mainstream folgen, sondern ihren eigenen Stil haben und sich auf nicht so ausgetretene Pfade begeben anstatt die immer gleichen Phrasen wiederzukäuen.

Ein weiteres Problem ist natürlich, dass über Publikations-Services jeder sein Buch heraus geben kann - einerseits natürlich gut, um sich erst mal eine kleine Fangemeinde aufzubauen, die über den Familien- und Freundeskreis hinaus geht, aber andererseits wird anhand mancher schlecht geschriebener Bücher, die vor sachlichen und/oder sprachlichen Fehlern nur so wimmeln, auch noch eine Aversion gegen Werke geschürt, die von BoD, Lulu oder ähnlichen On Demand-Anbietern veröffentlicht wurden, sodass auch die guten Geschichten leider oft in der Masse von Schund, wiedergekäuten Klischees und Blödsinn untergehen. "Geschichten mitten aus dat Leben" gibt's leider nicht mehr allzu häufig, sondern vielfach wirklich nur noch Romane und Novellen, in denen Klischees gnadenlos zum x-ten Male zu Papier gebracht werden (z. B. sind alle Obdachlosen grundsätzlich alkoholkrank und lungern immer an großen Bahnhöfen rum, was auch nicht in allen Fällen stimmt). Warum nicht mal wieder Geschichten - egal, ob Horror, Humor, Krimi, Drama - die keine abgedroschenen Stereotypien bedienen, sondern von denen man sagen kann "Das könnte mir auch passieren!", sodass man sich mit dem Protagonisten bzw. mehreren Protagonisten identifizieren kann? Allerdings setzt das auch bei der Leserschaft eine gewisse Bereitschaft voraus, mal etwas Neues zu lesen und sich auch auf Unbekanntes einzulassen - abseits vom Mainstream und der Bedienung gängiger Klischees. Die besten Geschichten schreibt meistens das Leben selbst bzw. bietet eine gute Vorlage für ein Buch, die man noch mit seinen eigenen Worten und Ideen anreichern kann.

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