Sonntag, 2. Oktober 2011

Zum Schreien komischer Horror-Film

Gestern Abend zappte ich um kurz nach 22 Uhr in einen Horror-Film auf Tele5 rein, der mich zum Schreien gebracht hat - nicht vor Angst, sondern vor Belustigung. Das aus den USA stammende Werk aus dem Jahr 1972 trug den Titel "Frogs - Killer aus dem Sumpf". Offenbar kommen lustige Horror-Filme nicht nur aus Australien (wie der aus der letzten Woche), sondern auch aus den USA, obwohl gerade von dort sehr gute Horrorstreifen in den 1970ern und 1980er Jahren gekommen sind wie z. B. "Der Exorzist", "Poltergeist", "Die Nacht der lebenden Toten" (noch in Schwarzweiß aus dem Jahre 1968), "The Fog - Nebel des Grauens" (das Original aus dem Jahr 1980, nicht das lahme Remake aus dem Jahr 2003!), "Friedhof der Kuscheltiere"...

Die Frösche selbst, um die es ja laut Titel des Films gehen sollte, mimten eher das dekorative Element und unkten dumpf vor sich hin. In ihren Augen konnte man fast die Schadenfreude lesen, dass gleich ihre tierischen Freunde auf den Plan treten, um zu töten - Krokodile, Kaimane, Schlangen...hm, netterweise waren fast alle Tiere grün gefärbt. Soviele Tiere in grünlicher Färbung habe ich auf einem Haufen noch nie gesehen. Ausnahmen bildeten lediglich eine schwarze Mamba (was die in den USA verloren hatte, wusste wohl nur der Regisseur selbst), Blutegel, eine Klapperschlange (die ja in den USA recht häufig vorkommt), Würgeschlangen wie eine Python (hm, die sind aber eher in Südamerika und Indien beheimatet) und die großen Krokodile.

Hm, eins der Krokodile hat erst einem Mann den Garaus gemacht, der nach einem gewissen "Erich" suchte und dann noch einer jungen Frau, die mit ihren Plateau-Schuhchen im Sumpf stecken geblieben war. Als die Überreste der jungen Dame nebst sattem Krokodil von anderen Menschen entdeckt wurden, saß auf dem Rücken des Reptils jedenfalls ein fröhlicher Taschenkrebs :o). Taschenkrebse sind zum Einen reine Salzwasserbewohner und teilen sich ihren Lebensraum zum Anderen nicht mit Krokodilen und den o. g. Schlangen. In der Nordsee sind sie recht häufig anzutreffen und zudem äußerst erfolgreiche Jäger. Wollte der Taschenkrebs das Krokodil jetzt liebevoll kneifen, damit er sich noch an den Resten der toten jungen Frau gütlich tun kann?! Also, Taschenkrebse sind für Menschen eigentlich nicht gefährlich - es sei denn, sie werden provoziert, dann kneifen sie schon mal zu. Vielleicht wollte der Taschenkrebs dem Kroko auch zu seiner kapitalen Beute gratulieren? Denkbar wäre selbstverständlich auch, dass der Taschenkrebs das Krokodil als Taxi zweckentfremden wollte, denn Krokodile sind sowohl im Wasser als auch an Land sehr schnell. Man weiß es nicht, was Regisseur und/oder Drehbuchautor damit bezweckt haben.

Bevor zwei Menschen den großen Krokos zum Opfer fielen, sah man eine ältere Dame in einem neckischen violetten Kleidchen, die mit Schmetterlingsnetz durch den Wald streifte - natürlich gibt es in den Mischwäldern der USA auch Schmetterlinge mit azurblauen Flügeln, denn auch solche schönen Exemplare kommen eigentlich eher weiter südlich im Regenwald vor. Natürlich hat der Mary Poppins-Verschnitt in seinem neckischen violetten Kleidchen dieses hübsche Exemplar nicht gesehen, denn sie wurde ja von Schlangen aller Art belästigt - grüne Mambas, schwarze Mambas, Pythons, Klapperschlange...dann fiel sie in ihrer hysterischen Trotteligkeit noch in einen Tümpel, wo sie für diverse Blutegel als Nahrungsquelle diente. Das Geheul war natürlich groß, aber lange musste sie nicht mehr weinen, denn die grüne Mamba hat ihr mal eben binnen Nanosekunden den Garaus gemacht. Viele Schlangen haben zwar ein hochwirksames Gift, aber normalerweise wirkt das nicht binnen Sekunden.

Abgesehen von dieser abstrusen Mischung von Tieren, die sich vielfach noch nicht mal den gleichen Lebensraum teilen, habe ich Tränen gelacht über die Baby-Kaimane, die ihre Milchzähnchen ständig mit einem maliziösen Grinsen zeigten und auch die unkenden Frösche, die ungefähr so unheimlich anmuteten wie das Sandmännchen :o).

Mir ist zwar klar, dass Horror-Filme aller Art auf Fiktion beruhen - ich sehe es ja auch an meinen Gruselgeschichten - aber diese haufenweise Verwendung von Tieren stellte schon einen Overkill dar. Bei mir schwimmen zwar auch schon mal Weiße Haie durch den Rhein-Herne-Kanal (in Mitten aus'm Pott in der Geschichte "Halloween") oder Piranhas nagen in der Ruhr einen schlafwandelnden Steuerberater bis auf die Knochen ab (in Wenn es Nacht wird im Pott in der Geschichte "Eine Geschichte, in der absolut nichts passiert"), aber eine Tierart, die im Ruhrgebiet nicht heimisch ist, reicht da vollkommen aus, zumal ich auch stets die Erklärung mitliefere, wieso sich ein Weißer Hai im Rhein-Herne-Kanal verirrt hat bzw. wie die Piranhas in die Ruhr gekommen sind. Diese Stories finden die meisten meiner Leser auch amüsant, aber ich glaube, das wäre anders, wenn ich dort wirklich jedes als böse verschrienes Tier (Schlangen, Skorpione, Seewespen, Killerbienen, Krokodile, Raubkatzen...) hätte auftreten lassen. Das war jedenfalls in dem Film ein bisschen zuviel des Guten, was die ganzen Tiere betraf.

Auch die Verbindung zwischen den ganzen bösen Reptilien und den Killer-Fröschen blieb ziemlich unklar. Hm, vielleicht haben die Frösche vorher LSD eingeworfen und in ihrem daraus resultierenden Größenwahn beschlossen, jetzt mal die Weltherrschaft zu übernehmen?  Zu diesem Zweck haben sie dann Briefe und E-Mails an als böse verrufene Tiere verschickt, damit die ihnen dabei helfen, indem sie Menschen töten. Die Krokodile fanden die Idee bestimmt toll, dass Frösche jetzt die Weltherrschaft übernehmen wollten und nicht etwa ihre Spezies. Auch die Schlangen dachten sich bestimmt: "Hurra, unsere Nahrungsgrundlage übernimmt jetzt die Weltherrschaft! Wie geil ist das denn?" :o)

Schon die bekloppte Alte, die da mit ihrem Schmetterlingsnetz durch die Wildnis trappste, bis alle möglichen Viecher sie anfeindeten, war zum Schreien komisch - natürlich liefen ältere Damen in den 70ern alle noch mit Schmetterlingsnetzen bewaffnet durch den Wald; ein Klischee, das bestenfalls noch aus Kinderbüchern zu Beginn des 20. Jahrhunderts stammt. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie einen Kneifer getragen hätte wie Fräulein Rottenmeier aus dem Kinderbuch-Klassiker "Heidi" von Johanna Spyri und artig vor den Schlangen geknickst hätte, wenn die sie angriffslustig angezischelt hätten.

Auf jeden Fall ist der ganze Film noch nicht mal als Horror-Komödie durchgegangen, sondern als reine Lachnummer, bei der sich ein schlechtes Klischee ans andere reihte. Eigentlich fehlten in diesem tierischen Klamauk nur noch Haie, Piranhas, Wölfe, Bären und Raubkatzen, um den Overkill an Tier-Klischees voll zu machen. Vor dem Hintergrund wundert es mich doch etwas, dass der Film von der TV14 mit "gut" bewertet wurde - hm, gut sieht irgendwie anders aus, finde ich. Eigentlich hätte man den Film eher "Frogs - Koller aus dem Sumpf" nennen können, hihi.   

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