Soeben habe ich noch zwei Bewerbungen versendet - eine nach Essen, eine nach Bochum - und ansonsten meine monatliche Vollzugsmeldung an meinen Arbeitsvermittler bei der Arbeitsagentur geschickt *seufz*. Bei vielen Bewerbungen konnte ich mal wieder anmerken, dass überhaupt keine Reaktion seitens des Unternehmens erfolgt ist oder die Herrschaften nach einer automatisierten Eingangsbestätigung nix mehr von sich hören ließen. Das ist wohl traurige Normalität in diesem Lande, dass so auch mit guten Bewerbern umgegangen wird, aber bleibt natürlich bei der Politik unberücksichtigt, denn die wohnt ja bekanntermaßen im A... der Wirtschaft und verbreitet lieber das Märchen vom Fachkräftemangel bzw. kriecht der Wirtschaft vorne und hinten rein.
Heute Morgen bekam ich noch einen Anruf von meiner früheren Disponentin bei einem Personaldienstleister für einen kurzfristigen Einsatz in Lünen, aber da habe ich bisher noch nix Weiteres von gehört, d. h. das Unternehmen hat ihr wohl bis jetzt auch keine Rückmeldung gegeben. Ich könnte kotzen...! 50 km ist zwar nicht gerade ein traumhaft kurzer Anfahrtsweg, aber bei Oscar Winzen in Düsseldorf waren es auch 48 km einfache Strecke. Das Ganze würde ohnehin voraussichtlich nur über drei Wochen laufen, wenn es denn zustande käme.
Dass es auch anders geht, zeigte gestern eine junge Dame aus Augsburg, die ausschließlich Langzeitarbeitslose, Migranten und ältere Arbeitnehmer in ihrem Textilunternehmen beschäftigt und hier in Deutschland auch produzieren lässt. Sie schließt mit allen Arbeitnehmern unbefristete Arbeitsverträge und zahlt mindestens zehn EUR die Stunde - das versuchen sich ja viele Unternehmen zu sparen und heulen in den Medien rum, dass der bescheidene Mindestlohn von 8,50 EUR, der teilweise noch gar nicht in Kraft ist, Arbeitsplätze vernichtet. Klar, ein vernünftig bezahlter Arbeitnehmer sorgt ja auch dafür, dass ein Vorstand mal 100 EUR weniger im Jahr haben könnte - und diese 100 EUR fallen natürlich bei mehreren Millionen Jahresgehalt total ins Gewicht :o). Echt, Deutschland ist eine Bananenrepublik, sorry - wir dürfen zwar hier noch frei wählen, aber das bedeutet im Prinzip auch nur "Not gegen Elend".
In den kommenden Tagen mache ich meine Unterlagen für die ZAV in Bremen fertig, denn in Deutschland scheint hier momentan fast nix für gut qualifizierte Fachkräfte zu reißen zu sein - keine Antworten auf Bewerbungen, unfreundliche Standard-Absagen, gerne auch mit Gottes Segen, befristete Verträge, Zeitarbeit en masse und Lohnangebote unter aller Kanone. Menschen kommen in dieser Politik und diesem Wirtschaftssystem jedenfalls überhaupt nicht mehr vor, das sieht man ja auch daran, wie vielfach mit Menschen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen umgegangen wird. Die werden auch mal ganz gerne zum Unkostenfaktor degradiert, also bitte: Nicht zu lange krank sein, denn dann arbeitet das Krankenhaus nicht mehr kostendeckend...bei soviel Menschenverachtung könnte man nur noch kotzen.