Nach mittlerweile über 140 Bewerbungen, von denen etwa 30 komplett unbeantwortet geblieben sind und einer Vielzahl mehr oder weniger freundlicher Absagen, reicht es mir echt, denn momentan sehe ich in Deutschland keine berufliche Zukunft für mich, und hier im Ruhrgebiet schon mal gar nicht. Die wollen kleine Helferlein, die sich gerne mit dem Mindestlohn abspeisen lassen, und kompetente, gut ausgebildete Arbeitskräfte fallen da nun mal durch das Raster. Ich hab's ja auch letzte Woche gesehen bei der Veranstaltung auf der Arbeitsagentur - da saßen nicht alles die arbeitsscheuen, alkoholkranken "Vorzeige-Hartz-IV-Empfänger", die so gerne von Medien und Klischeewiderkäuern bemüht werden, sondern allesamt gut ausgebildete, ganz normale Fachkräfte zwischen 26 und 60 Jahren mit Berufserfahrung, die vom hiesigen Arbeitsmarkt wie der letzte Dreck behandelt werden, auch wenn es ja angeblich heißt, man solle sich gut qualifizieren und es herrsche Fachkräftemangel (haha).
Da ich hier in Deutschland derzeit keine berufliche Zukunft für mich sehe, habe ich mal einen brauchbaren Tipp der Arbeitsagentur befolgt und mich an die ZAV gewandt, um ggf. in den grenznahen Niederlanden eine Beschäftigung aufzunehmen, denn auf Hartz IV habe ich ebenso wenig Bock wie auf dieses Klischee-Gelaber von irgendwelchen Gutmenschen, die in einer Parallelwelt zu leben scheinen oder nur das sehen, was sie sehen wollen. Soeben habe ich die Mail an die für mich zuständige ZAV verschickt, denn darum hatte mich die ZAV in Bonn gebeten, damit Bremen Kontakt zu mir aufnehmen kann. Ich denke, da wird sich in der kommenden Woche was tun.
Gestern bin ich bei Frau TV im WDR schon bald wieder im Achteck gesprungen, als Frau Ortgies da die netten Klischees widerkäute, dass Frauen es doch selbst Schuld sind, wenn sie nicht auf der Karriereleiter weiterkommen, weil sie sich ja immer nur die am schlechtesten bezahlten Berufe aussuchen. Sonst geht's aber noch, oder? Es ist wohl kaum die Schuld von angehenden Friseurinnen oder Altenpflegerinnen, wenn ihre Berufsgruppen so wenig geschätzt und dementsprechend auch nicht so gut bezahlt werden, wobei immer ganz ausgeblendet wird, dass auch Friseure oder Altenpflegerinnen gebraucht werden - es kann nicht jeder Vorstandsvorsitzender, BWLer, Jurist usw. sein - und da gibt's mittlerweile auch genug Arbeitslose, aber das verschweigen manche ja offenbar gerne in ihrer Klischee-Welt. Bloß nicht der Wirtschaft oder der Politik an die Karre fahren, sondern den Frauen die Schuld geben, dass sie trotz besserer Abschlüsse nicht so weit kommen wie viele Männer, ist ja auch bequemer.
Hm...wenn ich mal nach Tarif bezahlt würde mit meiner Qualifikation, läge ich da als Dipl.-Päd. auch schon bei 3.200 EUR brutto, aber ich bin manchen Herrschaften damit schon zu teuer. Die Sozialpädagogen und Sozialarbeiter haben vielfach dasselbe Problem, denn die verdienen zwar weniger als Diplom-Pädagogen, werden dann aber gerne durch wesentlich schlechter entlohnte Erzieherinnen oder Kinderpflegerinnen bzw. Quereinsteiger ohne jede pädagogische Vorbildung ausgetauscht, weil billiger. Diese 3.200 EUR brutto habe ich aber noch nirgends verdient. Komisch, was? :o) Nee, stattdessen kriege ich dann laufend abwertende Absagen, gerne auch noch mit tausenden Rechtschreibfehlern in einem Satz, bei denen man sich schon glatt dafür entschuldigen will, die Dreistigkeit besessen zu haben, eine Bewerbung dorthin zu schicken, gerne auch von Sozialverbänden, bei denen das Wort "sozial" wohl nur auf dem Papier existiert - bei manchen Absagen denkt man eher an ein Asozialunternehmen *reiher*.
Ich weiß zwar nicht, in welcher Parallelwelt Frau Ortgies lebt, aber ich kann mich da an ein Gespräch zwischen dem Inhaber einer Kfz-Werkstatt und einem Freund am Nachbartisch erinnern, als ich vor vier Jahren in einem Straßencafé am Kennedyplatz in Essen saß, weil ich noch Zeit hatte bis zu meinem Radio-Interview beim WDR 2-Mittagsmagazin. Drei angehende Schulabgängerinnen hatten sich in der Kfz-Werkstatt des Herrn als Kfz-Mechatronikerinnen beworben (welche Unverschämtheit, haha!). Der Kommentar des Inhabers der Werkstatt lautete: "Boa, nee, keine weiblichen Azubis! Mädchen sind technisch nicht so begabt, sind empfindlich, dann muss ich für die auch noch extra sanitäre Anlagen schaffen und nach ein paar Jahren heiraten die sowieso und kriegen Kinder...!" Diese Formel hört sich zwar sehr hart und klischeebeladen an, aber ich denke, der Typ wird nicht der Einzige sein, der so über Bewerberinnen gerade in sog. Männerberufen denkt. Eine meiner ehemaligen Fahrschülerinnen, die Dachdeckerin werden wollte, hat bei ihren Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz zig Absagen bekommen - bis sich doch noch ein Dachdeckerbetrieb fand, der offenbar kein Problem damit hatte, dass ein Mädchen einen Männerberuf ergreifen will. Solange solche Vorurteile noch in den Köpfen der Arbeitgeber existieren, kann man wohl den Mädchen und Frauen nicht die Schuld daran geben, dass sie weniger verdienen oder bei den sog. typischen Frauenberufen landen. Umgekehrt werden ja auch Männer komisch angeguckt, die in sog. Frauenberufe wie Erzieher, Grundschullehrer, Friseur usw. gehen möchten und sich sogar bewusst dafür entscheiden.
Ansonsten habe ich mich im folgenden Beitrag, der offenbar später bei "Menschen hautnah" ausführlicher gesendet wurde, eher gefragt, ob es jetzt die neue Mode ist, Verrückten ohne eigenes Hirn ein Forum im Fernsehen zu bieten. Da hat sich eine Dame tatsächlich von einer so genannten Lebensberaterin einreden lassen, sie sei als Kind von ihren Eltern sexuell missbraucht worden und das war jetzt Schuld an ihrer Lebenskrise. Wie sich herausstellte, hat dieser Missbrauch nie stattgefunden, der wurde von der sog. Beraterin nur mal eben ins Hirn der Klientin suggeriert, wie die Dame dann später in Sitzungen mit einem echten, ausgebildeten Therapeuten herausgefunden hat. Schön, dass solche Menschen, die offenbar sehr anfällig für Seelenfänger aller Art sind, auch noch Thema einer ganzen Sendung werden. Sollen jetzt Dinge wie Manipulierbarkeit, Beeinflussbarkeit und Dummheit hoffähig gemacht werden?
Abgesehen davon, dass es wirklich völlig krank ist, sich von jemandem etwas einreden zu lassen, was nie stattgefunden hat (vielleicht mal das eigene Hirn einschalten?), ist es ebenso krank, dass viele Menschen sich Berater schimpfen dürfen, obwohl sie von nix Ahnung haben und ihre Bösartigkeit und perversen Phantasien offenbar unter dem Deckmäntelchen der Hilfsbereitschaft ausleben wollen. Berater darf sich gerade bei Esoterik-Hotlines jeder schimpfen, denn es handelt sich dabei um keinen geschützten Titel - auch da ist ja schon der hanebüchenste Schwachsinn bei rausgekommen, aber mit der Unfähigkeit mancher Menschen, für sich selbst zu entscheiden und ihr Hirn fürs Denken zu benutzen, lässt sich offenbar richtig gutes Geld verdienen. Für solche Portale reicht es völlig aus, wenn der Berater sich nach einem Kenia-Urlaub "berufen" fühlte - auch wenn überhaupt keine psychologische Vorbildung besteht, man den Leuten dafür aber das Geld aus der Tasche ziehen kann.
Ich habe meine Zusatzqualifikation zur Psychologischen Beraterin vor zehn Jahren an der Deutschen Paracelsus-Schule in Essen erworben und schreibe auch jedes Mal dazu, dass ich geprüfte Psychologische Beraterin bin, denn leider handelt es sich bei der Psychologischen Beraterin auch um keinen geschützten Titel, d. h. morgen könnte Lieschen Müller sich ein Schild mit der Aufschrift "Psychologische Beraterin" an ihre Wohnungstür pappen, auch wenn sie von Psychologie, Gesprächstechniken usw. überhaupt keine Ahnung hat und den Leuten den größten Scheiß erzählen, ohne dass man Lieschen Müller dafür juristisch belangen könnte, denn der Titel "Lebensberaterin", "Psychologische Beraterin", "Coach" etc. ist ja nicht geschützt. Anders sieht es bei akademischen Graden aus, wie etwa Dipl.-Päd., Dipl.-Ing., Master of Business Administration etc. - wenn jemand den Titel führt, ohne den Abschluss nachweisbar erworben zu haben, könnte derjenige juristisch belangt werden, denn das wäre dann eine unrechtmäßige Anmaßung und Nutzen von Titeln. Näheres dazu könnte sicherlich ein Jurist erläutern :o).