Gestern Abend wurde auf RTL um 22.15 Uhr der Horrorfilm "Drag me to Hell" als TV-Premiere gezeigt, auch noch sowohl von rtv und TV14 als besonders sehenswert empfohlen. Hm...wenn Programmredakteure schon mal was empfehlen, mehr fällt mir dazu auch nicht ein. Der Plot an sich war schon gruseliger als der Film an sich.
Darum ging es:
Die Bankangestellte Christine verweigert einer alten Zigeunerin eine Stundung ihres Kredits und wird daraufhin von der alten Dame mit einem Fluch belegt, sodass die junge Dame fortan mit Geistern und ähnlichen Fiesimatenten zu kämpfen hatte. Da hätte man was Gutes draus machen können - hätte man, hat man aber nicht.
Die ganze Story tropfte nur vor Klischees und hanbebüchenem Schwachsinn: Natürlich musste es ausgerechnet ne alte Zigeunerin osteuropäischer Herkunft sein, die Christine verflucht, denn wenn Zigeuner ihren Willen nicht kriegen, werden die ja natürlich sofort bösartig und verfluchen alles und jeden - vielen Dank für soviel rassistisches Klischee gegenüber Sinti und Roma, lieber Drehbuchautor. Da ja der Teufel sein Opfer holen wollte, wurde im Vorspann, der im Jahr 1969 in Pasadena spielte, natürlich auch in Bezug auf die Hölle jedes alte Klischee bemüht, das die katholische Kirche seit dem Mittelalter über die Hölle, das Fegefeuer und Teufel predigt, mit anderen Worten: So stellt sich wohl Klein-Erna die Hölle vor.
Auch die Eindimensionalität der Figuren war erschreckender als die Ekel-Szenen, in den Blut und Galle gespuckt wurde: Die Zigeunerin hatte natürlich kein Benehmen, sondern nahm die Reinigung ihres Gebisses in der Bank vor, dann hatte sie auch noch bräunliche, krallenartige Fingernägel und konnte hauptsächlich den einen Satz sprechen: "Sie haben mich beschämt!" Selten kreativ, wirklich. Der Chef von Christine und ihrem asiatischen Kollegen, die beide um den Posten der stellvertretenden Filialleitung konkurrierten, hatte das Ganze eigentlich mit seiner manipulativen Art zu verantworten, wurde aber komischerweise nicht verflucht und repräsentierte ansonsten das Klischee des geld- und machtgeilen Kleingeistes, der seine Angestellten gegeneinander nach dem Motto "Zuckerbrot und Peitsche" ausspielt. Christine mimte die unsichere Blondine, ihre Schwiegereltern in spe wollten natürlich als materielle, oberflächliche Kleingeister, dass ihr Sohn nicht Christine aus der Provinz heiratet, sondern eine angesehende Anwältin...soviel Eindimensionalität der Figuren findet man sonst nur in irgendwelchen Daily Soaps oder in Doku Soaps.
Nach ner halben Stunde habe ich auf WDR umgeschaltet, weil's dort fröhlicher und weniger ekelig-klischeehaft zuging. Der Regisseur dieses Horrorstreifens meinte wohl auch, dass jede Menge Filmblut, alte Klischees mit pseudoreligiösem Wahn und vermeintlich unterschwellige Sozialkritik für einen guten Horrorfilm reichen. Nee, leider nervten Handlung und die Eindimensionalität der Figuren recht schnell. Horrorfilme haben zwar eigentlich alle ekelige Stellen, aber das gestern Abend wurde mir sehr schnell zu eklig und auch zu klischeelastig. Auch Clio, Escort und Corsa, die sich den Film unten im Hof ansahen, waren mehr ent- als begeistert von dem Mist, den man dem Zuschauer auch noch als Juwel der Filmunterhaltung verkaufen wollte. Die drei Autos haben nachher auch umgeschaltet. Die kleinen Stofftiere habe ich nach 15 Minuten ins Bett geschickt, denn das sollten die Kleinen nun wirklich nicht sehen müssen. Bis zum Ende haben wir uns das jedenfalls nicht angetan - Klischees findet man den ganzen Tag in den Medien, da muss man soviel Eindimensionalität nicht auch noch im Film haben.
Ich sehe ja gerne Horrorfilme, aber die neuen sind nicht annähernd so gut wie die alten aus den 60ern, 70ern und 80ern. Viel Blut, Kotze und anderer Splatter sind eben kein Garant für guten Grusel. In dem Kult-Horrorfilm "Der Exorzist" (1973) gab's zwar auch einiges an Filmblut und auch mal Gekotze, aber die Figuren waren vielschichtiger und der Film lebte auch nicht allein von diesen ganzen Ekelfaktoren, sondern auch von einer nervenzerreißenden Spannung auf psychologischer Ebene. Ähnlich war es auch beim Horrorfilm "Poltergeist" aus dem Jahr 1982, der eigentlich auch eher mit den Urängsten der Menschen spielte als mit blutrünstigem Splatter und klischeebeladenem, pseudosozialkritischem Mist.
Draußen auf'm Balkon konnte man im Norden eine Gewitterwolke sehen, die sich kilometerhoch in die Atmosphäre auftürmte, aber die nix an Gewittertätigkeit mitbrachte. Im Süden schien zunächst der Mond, der z. Zt. im zweiten Drittel steht, bevor er auch von dunklen Wolken temporär verdeckt wurde. Die Stimmung war gruseliger, geheimnisvoller und düsterer als der Scheiß, den RTL uns da als Kult servieren wollte.
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