Häufig wird Kritik an sogenannten Books on Demand-/Print on Demand-Anbietern laut und ganz besonders in Bezug auf Selbstzahlverlage. Ich hatte während des vergangenen Jahres die Chance, mich mit allen drei Verlagssparten näher auseinander setzen zu können.
Books on Demand
Hierüber ist mein erstes Buch „Mitten aus’m Pott“ erschienen sowie auch das Appetithäppchen auf mein nächstes größeres Werk „Absoluter Horror“.
Als Vorteil sind hier beispielsweise geringe Kosten für eine Buchveröffentlichung zu nennen – je nach Anbieter, eigenem Geldbeutel und technischem Know-how liegen die Preise zwischen null und 300 Euro, wobei es natürlich möglich ist, dort umfassende Services wie etwa Lektorat, Layout, Covergestaltung etc. in Anspruch zu nehmen, die den Preis für die Veröffentlichung steigern. Gegen weitere Gebühren ist die Inanspruchnahme weiterer Services möglich wie z. B. Werbemittelherstellung, Buchung eines Presse- oder Messepakets etc. Die Kosten sind insgesamt transparent und überschaubar, das Endprodukt ist, obwohl digital gedruckt, genauso verkaufsfähig und ästhetisch ansprechend wie im Offset-Verfahren gedruckte Bücher.
Als Nachteile sind zu nennen:
- häufig Ablehnung von BoD-Produkten bei der Zulassung zu Schreibwettbewerben oder Autorenforen bzw. bei Rezensionen in der Presse (dazu später mehr),
- ein gewisses technisches Know-how ist erforderlich (Umwandlung des Word-Dokuments in pdf), eine Einreichung des Manuskripts ist meist nur als fertige Druckvorlage, also als pdf-Dokument, möglich,
- weitere Services (Messepaket, Lektorat, Korrektorat) gegen Aufpreis,
- falls das eigene Budget nicht reicht, um zusätzliche Marketingservices zu buchen, ist der Autor auf seine eigene Initiative angewiesen. Dies ist insbesondere nachteilig bei Autoren, die auf dem Gebiet von Marketing und Werbung keine oder nur wenig Erfahrung haben,
- bei mehr als 200 Seiten Buchumfang steigt der Verkaufspreis derart, dass dieser auf potentielle Käufer überhöht wirken könnte. Dies ist insbesondere nachteilig für noch unbekannte Autoren, so dass zu einer Begrenzung des Umfangs auf maximal 200 Seiten zu raten ist,
- häufig bestehen seitens von Präsenzbuchhändlern Schwierigkeiten, die Bücher zu bestellen, was bei herkömmlichen Verlagen nicht der Fall ist. Eine problemfreie Bestellung ist meist nur über Online-Buchhändler wie etwa Amazon oder Libri möglich.
Selbstzahlverlage
Im Internet sind viele Kritiken und negative Rückmeldungen zu diesem Thema zu finden, was m. E. durchaus berechtigt ist. Als ich das Manuskript meines in Kürze erscheinendes Werkes „Wenn es Nacht wird im Pott“, das bei einem „herkömmlichen“ Verlag erscheinen wird, verschiedenen Verlagen anbot, geriet ich hierbei unwissentlich auch an einige Selbstzahlverlage, die mir zum Teil marktschreierische Angebote für eine Buchveröffentlichung unterbreiteten. Die Preise für eine Buchveröffentlichung inkl. Marketing, Listung bei sämtlichen Buchhändlern, Vergabe der ISBN etc. lagen zwischen 1.400 und 3.400 Euro. Man muss nicht eine BWL-Vorlesung besucht haben, um zu wissen, dass sich das wirtschaftlich überhaupt nicht rechnet. Auch wenn man natürlich auf eine große Anzahl von Käufern hofft, so ist es unwahrscheinlich, dass ein relativ unbekannter Autor auf einen Schlag über 1.000 Bücher verkauft, die bei einer durchschnittlichen Autorenmarge von etwa 1 € bis 1,20 € diese Kosten decken würden; noch viel weniger würde es sich bei höheren Kosten rechnen. Häufig keimt sogar der Verdacht, dass derartige Verlage so ziemlich alles tun, damit sich das Buch nicht in Massen verkauft, um von dem eingezahlten Geld möglichst wenig an den Autor zahlen zu müssen.
Die Selbstzahlverlage warten mit scheinbar einleuchtenden Argumenten auf, warum sie für eine Buchveröffentlichung mehrere tausend Euro verlangen müssen. Einerseits schmeicheln Sie dem Autor, andererseits folgen sofort Argumente, warum eine so hohe finanzielle Beteiligung seitens des Autors notwendig ist („Ihr Werk ist durchaus lesenswert, aber Ihr Thema ist risikobehaftet, so dass wir uns aufgrund der hohen Anzahl der Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt gezwungen sehen, eine Risikoteilung vorzunehmen…“). Der Autor wird also für seine Leistung nicht entlohnt, sondern bestraft. Häufig verweisen Verlage darauf, dass sie Wirtschaftsunternehmen sind, die finanzielle Risiken tragen müssen. Die Grundinformation als solche ist durchaus richtig, dass eine Buchveröffentlichung auch immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist, aber andere Verlage arbeiten nicht nach diesem Prinzip so wie auch Wirtschaftsunternehmen aus anderen Bereichen. Die Praxis der Selbstzahlverlage ist mit der Situation vergleichbar, dass ein angestellter Arbeitnehmer am Monatsende kein Gehalt bekäme, sondern für seine Einstellung in dem jeweiligen Unternehmen zunächst einige tausend Euro hinblättern müsste, bevor er überhaupt für seine Arbeit entlohnt und dies entsprechend auf seinem Konto merken würde. Daran würde sich die nächste Frage anschließen: Wovon sollte der Angestellte dann seinen Lebensunterhalt wie Miete, Nebenkosten, Heizkosten, Lebensmittel, Kleidung, eventuelle weitere finanzielle Verpflichtungen bestreiten?
Allgemein gesehen wird hier mit dem Wunsch unbekannter Autoren, die vielleicht bereits von einigen größeren Publikumsverlagen abgelehnt wurden, gespielt, ihr eigenes gedrucktes Werk in den Händen zu halten und ggf. der Bereitschaft der Autoren, hierfür einen Kredit aufzunehmen. Die Gewinner sind in jedem Fall derartige Verlagshäuser, aber nicht die Autoren.
Herkömmliche Verlage
Dass es auch anders geht, hat mir mein Verlag aus Lemgo bewiesen, bei dem, wie bereits erwähnt, in Kürze mein zweites größeres Werk „Wenn es Nacht wird im Pott“ erscheint. Mir entstehen weder für die Veröffentlichung als solche noch für Marketing, Erwerb an Lizenzrechten für Coverfotos, Lektorat, Korrektorat und weitere Leistungen irgendwelche Kosten. Um das Risiko eines Flops für sich zu minimieren, lässt der Verlag die Bücher zunächst im On Demand-Verfahren drucken und schwenkt erst auf Offset-Druck um, wenn die Verkaufszahlen stimmen und somit eine höhere Auflage von 500 oder 1.000 Exemplaren gerechtfertigt ist. Damit ist bewiesen, dass eine Risikoteilung erfolgen kann, ohne den Autor finanziell zu belasten.
Lobend ist auch die Betreuung zu erwähnen, auch wenn es sich hierbei um einen jungen Verlag handelt, der erst im Jahr 2007 gegründet wurde. Ich konnte mit meinem Verleger alles vernünftig besprechen und jede Seite war bereit, sich die Argumentation des anderen für die eine oder andere Cover-Variante anzuhören. Es ist hierüber ein richtiggehend lebendiger Dialog entstanden. Dennoch sollte nicht unerwähnt gelassen werden, dass man als relativ unbekannter Autor auf den Rat des Verlegers hören und nicht einfach nur seine eigenen ästhetischen Vorstellungen verwirklichen sollte.
Es müssen also nicht immer die großen Publikumsverlage sein, die das eigene Werk verlegen, ein kleiner, noch nicht so bekannter Verlag kann genauso gut in seinen Leistungen sein wie ein großer, der seit Jahren oder Jahrzehnten am Markt etabliert ist.
Natürlich habe auch ich die eine oder andere Absage von den großen Publikumsverlagen erhalten. Manche waren sehr nett und persönlich geschrieben, bei anderen konnte ich eher den Eindruck gewinnen, dass das Absageschreiben als Serienbrief auf irgendeiner Festplatte abgelegt ist und bei Bedarf nur noch mit den entsprechenden Adressdaten ausgedruckt und verschickt wird. Ein kleiner Teil der Verlage verzichtete sogar ganz auf Freundlichkeit und einfachste Höflichkeitsregeln, doch in diesem Fall sollte man als Autor vielleicht auch nicht böse sein, wenn einem eine Absage in dem Stil ins Haus flattert:
Sehr geehrte Frau Döll,
wir haben Ihr Manuskript gelesen. Wir können Sie nicht verlegen.
Gruß
Damit wären wir beim Thema „Höflichkeitsregeln“ angekommen. Viele Verleger und Betreiber von Autorenhomepages, auf denen man teilweise eigene Kurzgeschichten veröffentlichen kann, beklagen, dass viele Autoren noch nicht einmal die einfachsten Höflichkeitsregeln einhalten und ihre Manuskripte ohne Anschreiben verschicken, eine allzu saloppe Begrüßungsformel verwenden („Hey Leute!“, „Hallihallo“) oder gerade im Netz mit lustigen Phantasienamen wie „Holla die Waldfee“, „Gefallener Engel“ und ähnliches unterschreiben. Natürlich ist so was extrem nervig für Verleger und Homepagebetreiber und an dieser Stelle fragt man sich dann sogar als Autorenkollege, ob diese Leute Bewerbungen an mögliche Arbeitgeber auch ohne Anschreiben versenden, den Personalchef mit „Tach auch!“ ansprechen und ihre Bewerbungen womöglich auch mit skurrilen Phantasienamen unterschreiben – wie manche Unternehmen beklagen, soll etwas derartiges sogar öfter vorkommen als man denkt.
Es ist schon traurig, wenn explizit darauf hingewiesen muss, wie Manuskripteinreichungen auszusehen haben und welche Höflichkeitsregeln seitens der Autoren einzuhalten sind, aber leider sind manche Verleger, Homepagebetreiber, Journalisten etc., die von den Autoren Höflichkeit erwarten, umgekehrt auch nicht in der Lage, sich an einfachste Höflichkeitsregeln zu halten. Eine kurze, höfliche Absage ist wesentlich besser als die Arroganz, gar nicht zu antworten. Bei Manuskripteinreichungen kann es selbstverständlich einige Monate dauern, bis eine Stellungnahme seitens des Verlages erfolgt, worauf die meisten Verlage auch explizit hinweisen, aber gerade bei Journalisten von größeren Zeitungen ist oft das Phänomen zu beobachten, dass gar keine Antwort erfolgt oder wenn, dann nur ein kurzer, arroganter Satz. Meist sind Mitarbeiter kleinerer Blätter wesentlich höflicher, freundlicher und aufgeschlossener gegenüber unbekannten Autoren.
Das nächste, bereits eingangs angesprochene Problem ist, dass BoD-Produktionen nicht immer ernst genommen werden und manche Autorenforen, Journalisten und Veranstalter von Literaturwettbewerben BoD-Autoren von vorneherein ablehnen. Hierbei stellt sich die Frage, ob BoD-Werke zwingend schlecht sein müssen und ob alles, was in großen Verlagen gedruckt wird, besser und vor allem lesenswert ist. Als Beispiele hierfür seien Bücher von Dieter Bohlen, der auf blasphemische Art über frühere Lebensgefährtinnen und seinen Ex-Modern Talking-Partner ablästert und über ach so interessante Sex-Unfälle berichtet, oder rechtspopulistische Werke von Eva Herman genannt. Und offensichtlich gibt es ja genug BoD-Autoren, die später bei einem herkömmlichen Verlag veröffentlicht haben oder deren BoD-Buch trotz der Veröffentlichung dort zu einem Verkaufserfolg geworden ist.
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