Hm, da ich ja Anfang des Monats einen Hörsturz hatte, raten mir sämtliche Ärzte natürlich, dass ich Stress vermeiden und mich nach Möglichkeit nicht aufregen soll. Das würde auch perfekt funktionieren, wenn nicht immer ständig irgendein Scheiß passieren würde, auf den ich keinen Einfluss habe. Gestern Morgen gegen 7 Uhr ist vor unserem Nachbarhaus Nr. 18a ein Wasserrohr geplatzt - bei den Bewohnern des Hauses stand der Keller bis zur Decke unter Wasser und bei uns im Haus, das ja unmittelbar an Nr. 18a angrenzt, stand es auch bis zu 40 cm hoch. Der Bürgersteig ist komplett aufgebrochen. Unser Vermieter hat uns per Brief, den er an die jeweiligen Wohnungstüren geklebt hat, über den Vorfall informiert. Die Feuerwehr hat das Wasser zwar weitestgehend abgepumpt, aber trotzdem hatte ich gestern Abend das Gefühl, die Emscher hätte sich zu uns in den Keller verirrt. Wir sollten unbrauchbar gewordene Gegenstände in den Hof stellen und etwaige Schäden unserer jeweiligen Hausratversicherung melden. Der Hamsterkäfig, in dem mein Goldhamster Fred zwischen Dezember 2006 und Juli 2008 gelebt hat, war unbrauchbar geworden - in der Wanne stand immer noch braunes Wasser. Auch das ganze Zubehör ist nicht mehr zu verwenden, aber für so eine Kleinigkeit belämmere ich jetzt nicht meine Hausratversicherung. Meine E-Gitarre stand ganz hinten in der Ecke und mein freundlicher, schwermetallischer Nachbar, der schräg über mir wohnt, will mal im Studio testen, ob sie noch verwendbar ist, denn er spielt in seiner Freizeit in einer Black Metal-Band *Teufelsforke*. Er war auch so nett, mir einige Plörren über unsere selbstmörderische Kellertreppe nach oben zu tragen, weil mein Gleichgewichtssinn links ja immer noch nicht vollständig regeneriert ist und diese Kellertreppe eigentlich lebensgefährlich ist - alte, ausgetretene Holzstufen, unter denen die Kohlenschütte verläuft (selbige ist natürlich seit Jahrzehnten nicht mehr in Gebrauch). Wenn ich mal runter in den Keller gehe, ziehe ich immer feste Schuhe an, denn es macht wenig Sinn, da mit Schlappen runter zu balancieren. Einige Mieter haben diese Treppe auch schon mal moniert, aber passiert ist nix...vielleicht muss sich da erst einer die Knochen brechen, damit mal reagiert wird :o/.
Einige Umzugskartons mit Stofftieren waren auch durchweicht und die haben wir dann erst mal zum Trocknen auf Kartons gelegt, die nicht trocken waren. Jedenfalls hatte ich mir meinen Feierabend etwas beschaulicher vorgestellt, aber ich soll mich ja nicht aufregen...
Der Wasserrohrbruch ist gegen 7 Uhr morgens passiert, aber fließendes Wasser hatten wir gestern Abend immer noch nicht. Die Firma Hirsch war da am basteln, sofern nicht gerade einer ihrer Mitarbeiter desorientiert die Adelkampstraße entlang schlich wie ein Zombie, einer sich den Kopf an der Baustellenabsperrung eingehauen hat, zwischendrin wurde auch mal gebrüllt und geprollt, ein Mitarbeiter der Stadtwerke Essen, die gegen 22 Uhr auch noch dazu kamen, stand blöd in der Gegend rum und hielt sich am Kompressor fest, der Zweite befand es nicht für nötig, mal zumindest Standlicht wegen der aufziehenden Dunkelheit einzuschalten und stand unschlüssig vor dem 3,5-Tonner rum. Ach ja, als die Mitarbeiter der Stadtwerke eintrafen, gab es unten auch noch lautes, freudiges Begrüßungsgeschrei inklusive wilder Umarmungen.
Prinzipiell finde ich, dass fließendes Wasser und Nachtruhe selbstverständlich total überbewertete Dinge sind. Die Frau unseres persischen Pfarrers, die schräg gegenüber wohnt, erdreistete sich gegen 21 Uhr, mal höflich nachzufragen, wann wir denn wieder fließendes Wasser hätten - ihre beiden Kinder (5 und 8 Jahre) hätten Durchfall und da wäre Wasser sicherlich nicht so das Allerverkehrteste, z. B. für die Klospülung. Eine pampige Antwort war die Folge. Wie gesagt: Fließendes Wasser ist ja total überbewertet und wieso müssen die Kinder auch ausgerechnet gestern Durchfall bekommen? Sie hätten ihren Durchfall ja auch nach dem Arbeitstempo der Stadtwerke/Firma Hirsch und einem Terminplan, der ihnen genau sagt, wann es wo nen Wasserrohrbruch gibt, ausrichten können. Selig die Armen im Geiste...um punkt 22 Uhr wurde dann der Kompressor angeschmissen, aber da ich in meiner Wohnung alle Fenster zugemacht habe und ich auf dem linken Ohr immer noch nicht soviel höre, bin ich irgendwann dann trotz Geprolle und Kompressorlärm eingeschlafen. Heute Morgen war wenigstens wieder fließendes Wasser da, denn sonst hätte Slayer - dem das ganze Theater auch sichtlich auf den Keks ging - kein frisches Trinkwasser bekommen und ich hätte ohne Kaffee und Frühstücksei auskommen müssen.
Hm, ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn Marina, Steffi und ich unsere Arbeitsweise an die der oben beschriebenen Herren anpassen würden. In der Praxis sähe das dann SO aus:
Marina würde sich den Kopf an sämtlichen Schranktüren und Schubladen einhauen, die unser Büro zu bieten hat und würde dann in der Gegend rumprollen ("Verdammt!", "Du Sau!", "Fuck!"), zwischendurch würde sie dann z0mbiemäßig mitten in unserem Sekretariat stehen und sich keinen Meter bewegen. Falls ihr das Stehen zu anstrengend wird, kann sie sich ja an einer Schranktür festhalten und stehenden Fußes wegpennen ;o). Dann haut sie sich wieder den Kopf ein und das Ganze geht von vorne los...
Steffi würde zombiemäßig die Hohe Straße zwischen Bastionstraße und Carlsplatz entlang schlurfen, wobei sie dann das betretene Gesicht macht. Wenn sie mal zwischendurch hoch gewankt käme, würde sie Marinchen erblicken, die entweder gerade im Stehen stirbt oder sich den Kopf fluchenderweise irgendwo einhaut, sodass Steffili dann wieder runterwanken würde auf die Hohe Straße, um dort den Zombie zu mimen.
Ich würde rumgrölen, Kunden barsch am Telefon und per Mail abwimmeln ("Seien Sie doch froh, dass wir überhaupt hier sind!") und meine zarten, kleinen Krabbelhändchen über die Oberarme, Bäuche und Hüften unserer Berater gleiten lassen - in diesem Fall wären es Zeno und Thomas. Nebenbei würde ich Thomas noch ein paar sexistische Witze und Zoten beibringen, bei Zeno bräuchte ich das nicht, denn der steht mir in dem Punkt in nix nach, hihi. Wenn dann beide ihre Streicheleinheiten bekommen haben, würde ich zombiemäßige Pirouetten in unserem Sekretariat drehen und aufpassen, dass ich nicht mit Marinchen kollidiere, die ja entweder in unserem Büro stirbt oder sich den Kopf einhaut.
Timo, unser neuer Jobsearch-Kollege ab 2. August, sitzt währenddessen in seinem Kabuff und trinkt Rheinsdorfer Kölsch, gleichzeitig schwenkt er eine grelle Grubenlampe - passenderweise gießt er sich ja einen auf selbige. Wenn es keine Berater zu begrüßen und zu herzen gibt, wanke ich auch in sein Zimmer und trinke ne Pulle Kölsch - natürlich nur unter der Prämisse, dass ich vorher keine Medikamente eingenommen habe. Wenn der Kasten leer ist, schreie ich nach Nachschub und schicke Timo los, selbigen zu organisieren, denn wenn er hier ohne Rheinsdorfer Kölsch aufläuft, kriegt er Düsseldorf-Altstadt-Verbot, haha. Marina diskutiert stocksteif stehend in unserem Sekretariat mit Schränken und Schubladen über das Dasein. Steffili wankt immer noch über die Hohe Straße, macht zwischendurch asoziale Kaugummi-Blasen und mäht alles um, was ihr in die Quere kommt - Zombies sind ja ferngesteuert. Sollte sie sich mal auf die Fahrbahn verirren, haben die Autofahrer Pech gehabt, denn dann ist eine Geschwindigkeit von maximal 1 km/h angesagt ;o).
Im Ernst: Ich kann so nicht arbeiten! :o))))
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