Gestern Abend sah ich eher zufällig eine interessante Sendung im MDR, wo es um so genannten Blutregen ging - ein Phänomen, das immer wieder überall auf der Welt vorkommt. Sven Voss und seine Kollegin erläuterten schließlich, wie der vermeintliche Blutregen zustande kommt - dies hängt mit dem Zusammentreffen von rotem Sahara-Sand, der ziemlich weit von Nordafrika in alle Himmelsrichtungen verweht wird, und Gewitterwolken zusammen, sodass der Regen hierdurch schließlich blutig wirkt. Das erinnerte mich irgendwie an den Slayer-Klassiker "Raining Blood" vom fast gleichnamigen Album "Reign in Blood" aus dem Jahr 1986.
Als Autorin mit bisweilem schwarzem Humor komme ich natürlich nicht umhin, dazu mal eine kleine fiktive Geschichte zu schreiben :o).
Auf dem Platz hinter dem Schloss Borbeck - also im Schlosspark - haben Steffi, Marina, Alex, Timo, Thomas, Renate, Uli und KuMi diverse Verkaufsstände eingerichtet, ganz nach dem Vorbild der fixen Marktstände auf dem Carlsplatz am Rande der Düsseldorfer Altstadt.
KuMi hat etwas abseits ein kleines Lebensberatungs-Büdchen, bei dem er Ratsuchenden sein Lebenskonzept Ein Leben im Konjunktiv (hätte, sollte, könnte, würde...) näher bringen möchte. Der Ansturm ist jedoch eher bescheiden, man könnte es eher laues Lüftchen statt Ansturm nennen, hehe.
Timo als Kölsche Jung hat einen Stand mit dem klangvollen Namen "Kölner Nippes", wo er neben stylishen Kleenex-Boxen für autoerotisch veranlagte Zeitgenossen auch sonstigen Nippes aus Köln-Nippes vertreibt wie etwa sexistische Porzellanfigürchen. Natürlich hält er für Besucher auch stets ne Flasche Kölsch bereit, haha.
Steffi und Alex haben einen ziemlich großen Stand, wobei Alex' Hälfte natürlich schwarz ist und Steffis weiß. Wenn gerade keine Kundschaft bzw. Interessenten anwesend sind, treffen sie sich in der Grauzone (schwarz und weiß gemischt ergibt ja bekanntlich grau...) zu einem kleinen Schwätzchen. Steffiiiiii verkauft Schneekugeln mit Fahrradfahrer-Figürchen in unterschiedlichen Situationen (Radfahrer am Zebrastreifen, die fast von nem tiefergelegten 3er BMW umgemäht werden, Radfahrer vor Fachwerkhäusern, Radfahrer rauscht in eine Edeltanne....). Die Schneekugeln werden gerne gekauft und sind weitaus erfolgreicher als KuMis Konzept Leben im Konjunktiv.
Alex in ihrer schwarzen Hälfte verkauft Plüsch-Piranhas mit echten Zähnchen. Einige Piranhas sind aus einem Material gefertigt, das die Farbe wechselt, sobald man die kleinen Piranhas mit in die Badewanne nimmt - aus Red Bellys werden dann Green Bellys, Blue Bellys, Lilac Bellys usw. Ansonsten gibt es an ihrem Stand noch coole Totenköpfe aus Steingut und tanzende Skelette, die munter werden, sobald es dunkel wird, hehe. Während manche Dinge nur bei Sonnenlicht funktionieren, weil solarbetrieben, ist es bei den Skeletten also umgekehrt. Ansonsten gibt's bei Alex auch noch Kugelblitze zu kaufen :o).
Thomas hat direkt nebenan einen Stand mit dem Namen "Thomas' tanzende Tulpen", denn er verkauft Tulpen aus Kunststoff im Topf, die die Hüften schwingen oder mit ihren Blütenblättern Headbanging machen, sobald passende Musik ertönt. Lediglich bei Volksmusik, Nazi-Mucke und Schlagern haben die frechen Kunstblumen keine Lust, sich zu bewegen, da das nicht der Philosophie der Tulpen entspricht. Sie wehren sich auch prinzipiell dagegen, an Rechtsradikale aller Art verkauft zu werden, wobei die ohnehin nur selten Interesse an Thomas' tanzenden Tulpen zeigen - im Gegensatz zu den Schülern der nahe gelegenen Realschule und den Schülerinnen des auch nicht weit entfernten MGB.
Uli und Renate verkaufen an ihrem Stand "Taschenkrebs & Co." alles, was das Aquarianer-Herz begehrt - kleine Putzerfische, Neonfische, Schneckchen, Aquarium-Bürsten, Pflanzen und last but not least Taschenkrebse, die jedoch nicht für den Kochtopf bestimmt sind, sondern für das heimische Aquarium. Jeder Taschenkrebs wird mitsamt einem Zertifikat und einer Schutzurkunde verkauft. Die Taschenkrebse haben bisweilen jedoch auch abgedrehte Vorlieben - einer trägt gerne Nietenhalsbänder, der andere Chucks im Miniatur-Format, der Dritte besteht auf seinem eigenen Klappstuhl, der Vierte ist riesiger Chuck Norris-Fan...
Marina hat direkt neben einem Rhododendron-Strauch ihren Stand "Pineapples, Strawberries & Friends", wo sie Obstprodukte aller Art anbietet - Säfte, Fruchteis, Obst pur....der Stand steht gerade bei Spaziergängern, Joggern und Picknickwilligen besonders hoch im Kurs.
Am Freitag, den 13. stehen alle wieder in ihren Ständen bzw. KuMi ödet sich im Halbdunkel seiner Lebensberatungsbude an, da sich ohnehin kaum einer für sein Konzept Leben im Konjunktiv interessiert. Alex' Stofftiere Sammy, Ecki, Steffi und Timo mischen die Gegend auf - Sammy und Ecki versuchen, Leuten beim Picknick auf der Wiese am Hang hinter der Realschule immer wieder heimlich Käseküchelchen zu klauen, Timo als Biber nagt an Zweigen aller Art herum und Steffi gleitet mit ihrem Gleitschirmchen durch den Schlosspark, wobei sie aus der Luft auch noch die Enten im Teich füttert.
Bis 12 Uhr mittags stand die Sonne hoch am Himmel, doch dann tauchen immer mehr Quellwolken auf, die turmhoch in die Atmosphäre wachsen und ab 12.30 Uhr die Sonne komplett verdunkeln. KuMi grübelt, ob es ein Gewitter geben könnte. Gleichzeitig stellt er Überlegungen an, ob er seine Lebensberatungs-Bude mit einem Blitzableiter ausstatten sollte und ob sich das gut machen würde. Er kommt zu dem Schluss, dass man das ja mal machen könnte...
Steffi landet bei ihrer Namensvetterin und ihrer Mutti mit ihrem Gleitschirmchen, um sich zu ihren plüschigen Freunden zu gesellen. Sammy und Ecki versuchen, eine Honigmelone zum Stand ihrer Mutti zu transportieren, sodass für Außenstehende nur noch eine Frucht mit plüschigen Beinen zu erkennen ist, die rumnöhlt. Auch sie schaffen es rechtzeitig in Steffis und Alex' Stand, bevor von Südwesten her der erste bedrohlich tiefe Donner zu vernehmen ist - zwar noch nicht besonders laut, aber hörbar. Sammy nöhlt rum. Marina, die bis dato noch kleine Fröschlis am Teich angestupst hat, damit sie auf dem Spazierweg nicht versehentlich von Joggern, Spaziergängern oder Radfahrern platt gemacht werden, rennt schleunigst zu ihrem Stand zurück. Die Skelette an Alex' Stand tanzen, Thomas' tanzende Tulpen strecken die Teufelsforke in den Himmel und nutzen die Donner als Hintergrundmusik, um Extrem-Headbanging zu machen. Thomas ist erschüttert, nicht nur wegen des aufziehenden Gewitters, sondern auch wegen seiner ausflippenden tanzenden Tulpen. Steffi - also nicht die plüschige, sondern die menschliche - macht sich Sorgen ob der bleigrauen Wolkenfront, die rötlich bis violett schimmert, sodass sie das betretene Gesicht macht. Besucher des Schlossparks verlassen diesen schleunigst, denn die Donner werden lauter, was die tanzenden Tulpen zum Jubeln bringt. Vom Westerberg her sind erste Blitze zu sehen. Die Intervalle zwischen Blitz und Donner werden kürzer, die Blitze liefern eine irre Lasershow in den Wolken. KuMi denkt sich, man könnte ja mal Zuflucht im Auto suchen, verschließt seine Lebensberatungsbude und rennt wie von der Tarantel gestochen zu seinem Auto, das in der Nähe auf den Parkstreifen an der Schlossstraße abgestellt ist - der Faradysche Käfig ist doch wesentlich sicherer als sein Büdchen ohne Blitzschutz, denn im Gegensatz zu den anderen hat er seinen Stand ja noch nicht mit einem Blitzableiter versehen...
Die Skelette tanzen Can-Can angesichts der immer lauter werdenden Donner, die zusehends etwas von Kanonenschlägen haben, dabei zeigen sie die Teufelsforke, genau wie Thomas' tanzende Tulpen. Die Taschenkrebse stimmen ein schauriges Lied an, das bei einigen StandinhaberInnen kurzzeitig Übelkeit auslöst.
Schließlich setzt der Regen ein - es ist jedoch kein handelsüblicher Regen, nein, die Tropfen sind blutrot und prasseln auf alles hernieder, sodass die Büdchen, Sträucher und Bäume sehr bald eine blutrote Farbe annehmen. Die Bäume sehen aus, als wenn sie aus der Rinde bluten und Mengen von Blut von ihren Blättern auf den Boden tropfen. Steffi macht das betretene Gesicht, Sammy nöhlt rum. Ecki kräht entsetzt, Hamsterdame Steffi guckt dezent woanders hin und nagt an einem Kräcker, während Biber Timo sich durch nichts und niemanden beim Verzehr seiner Äste stören lässt. Der menschliche Timo trinkt drei Flaschen Kölsch auf Ex und Hopp, dann macht er ein Bäuerchen, das aber im Prasseln des Blutregens unter geht. Marina sorgt sich um die Fröschlis am und im Teich. Von den Enten-Schutzhütten am Teich ist ein ärgerliches Gequake zu vernehmen. Thomas dreht unruhige Pirouetten und jammert nach Alex. Der ist wiederum leicht übel, genau wie Renate und Uli. KuMi guckt in seinem Auto blöd aus der Wäsche, weil sein Wagen allmählich die Farbe von silber auf blutrot wechselt und seine Windschutzscheibe so aussieht, als wenn er damit mitten durch einen Schlachthof gefahren wäre.
Nach fünf Minuten ist der Spuk vorbei, sodass insbesondere die tanzenden Tulpen und die Skelette sehr enttäuscht sind, sich aber noch an der blutroten Farbe in ihrer Umgebung erfreuen. Es folgt noch ein Schauer, diesmal aber mit normalem Regen, der die rote Farbe zum Glück von allen Sträuchern, Bäumen und Ständen abwäscht - das kommt bei einigen makaberen Gestalten weniger gut an. Das Gewitter mit seinen rot-grauen Wolken zieht weiter Richtung Altenessen. Die Leute und Stofftiere atmen erleichtert auf, genau wie die übrige Flora und Fauna in ihrer Umgebung.
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