Heute Vormittag habe ich Linda im Krankenhaus in Werden besucht, denn sie bekommt ja derzeit ne Chemo aufgrund ihres Lupus, der gerade ihre Nierenleistung ziemlich reduziert hat, und um kleine Gerinnsel im Hirn und der Nasenscheidewand aufzulösen. Mit ihr liegt Dete im Zimmer, eine nette junge Türkin.
Ich hab ja nu auch schon einiges mit Ärzten er- und überlebt - von nicht für voll nehmen über Ignoranz bis hin zum im Nebel stochern war schon so ziemlich alles dabei :o/. Linda und Dete konnten davon auch ein Liedchen trällern. Dete bekam eines Tages wie aus heiterem Himmel rasende Kopfschmerzen und suchte deshalb ein Krankenhaus auf - anstatt mal auf Blutgerinnsel im Kopf zu untersuchen (wo sich auch tatsächlich eins befand), wurde ihr gesagt, das ist alles de Psyche und sie soll sich nicht so nen Stress machen, dann hätte sie auch keine Kopfschmerzen. Ihre Hinweise darauf, dass sie solche Kopfschmerzen noch nie hatte und dass sie an einem APS leidet, wurden schlichtweg ignoriert - scheiße, wenn man als Arzt entweder unfähig ist und/oder keinen Bock hat zu arbeiten...*grummel*.
Auch Lindas Sehstörungen wie Flimmern, totaler Sehverlust, Schwäche im linken Arm usw. wurde von diversen Ärzten nicht ernst genommen, denn: Dat is ja alles de Psyche! Darauf, dass zwei kleine Gerinnsel im Hirn für solche neurologischen Ausfälle verantwortlich sein könnten, ist zunächst niemand gekommen, stattdessen wurde sie als Spinnerin und Psycho abgestempelt; den Stempel könnten sich die betreffenden Ärzte mal selbst aufdrücken, haha. Linda ist daran echt bald verzweifelt, dass kein Arzt sie für voll genommen hat. Zum Glück ist es ja in der Rheumatologie in Werden viel besser gelaufen und da ist sie ja auch in guten Händen, wie ich ja auch aus eigener Erfahrung weiß.
Mir hat zwar noch kein Arzt direkt je an den Kopf geworfen, dass das alles de Psyche ist, aber ich kenne diese Odyssee ja auch - und angeblich war ja immer alles in Ordnung *reiher*. Mein Hörsturz war stressbedingt (war er leider nicht - und was die Schwachmaten auch nicht wissen oder nicht wissen wollten: ich bin relativ stressresistent), ne Menière-Krankheit sollte ich angeblich auch haben, es ist normal, dass man nach tiefen Venenthrombosen keinen Fußpuls mehr hat und plötzlich sollte ich auch noch ne chronische Polyarthritis haben (diese Fehldiagnosen hätten mir Ende 2010, Anfang 2011 fast das linke Bein gekostet) und temporär verwaschene Sprache ist offenbar nach Meinung eines früheren Arztes des Philippusstiftes auch normal bzw. wenn auf dem CT nix zu sehen ist, ist da auch nix, denn: das ist ja alles de Psyche! *KILL*Wenn ich den vorgenannten Arzt letztes Jahr im Juni, als ich mit Doppelbildern und Schwindel in die Notaufnahme vom Philipp gebracht wurde, in der Notaufnahme gehabt hätte, hätte ich wahrscheinlich nach nem anderen Arzt geschrien. Das war ja zum Glück nicht notwendig, denn im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen hat mein Stationsarzt mich ja für voll genommen und wurde auch schon hellhörig, als ich unsere Unterhaltung mit dem Hinweis eröffnete, dass ich an einem Antiphospholipid-Syndrom leide. Er war auch der Erste und Einzige, der Mikro-Einschläge in meinem Hirnstamm entdeckt hat - einfach, weil er mal über seinen Tellerrand hinaus geblickt hat und meine MRT-Aufnahmen mit der Lupe nach möglichen Ursachen abgesucht hat anstatt wie viele seiner Berufskollegen zu spielen "Was ich nicht sehe, ist nicht da.". Wenn alle Ärzte mal so fit und umsichtig gewesen wären wie er, wäre mir sicherlich einiges erspart geblieben - der Hörsturz, der Gefäßverschluss im linken Bein in der Arteria femoralis inkl. OP, die TIA im Juni 2011. Im Gegensatz zu manchen Ärzten hat er mich aber auch ernst genommen anstatt das alles auf die Psycho-Schiene zu schieben und dafür bin ich ihm bis heute dankbar. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich heute wahrscheinlich immer noch eine TIA nach der anderen - und es wäre immer noch alles nur de Psyche! KILL!!!!
Auch mein neuer Hausarzt, seines Zeichens Internist, ist sehr umsichtig, zumal er auch weiß, dass ich öfter ganz übel mit manchen seiner Berufskollegen auf die Nase gefallen bin. Er weiß natürlich auch von meiner Krankheit und hat deshalb im Februar mal andere Organe nach Mikro-Embolien abgesucht. In der Milz hat er tatsächlich mehrere gefunden, was ja auch Sinn macht, da die Milz ja verbrauchte (rote) Blutkörperchen recycelt. Auch jetzt, wo ich vorübergehend wegen geplanter Zahnextraktion kein Marcumar nehmen darf, um den INR runter zu kriegen, ist er so schlau, mir jeden Tag zwei Heparin-Spritzen zu verordnen anstatt täglich nur eine (wie sonst üblich), denn er wollte, genau wie ich, dass wir gerinnseltechnisch auf der sicheren Seite sind. Heute Morgen war mein INR auf 2,5 abgesunken, sodass ich mir auch vereinbarungsgemäß die erste Clexane-Spritze gesetzt habe - das hat gut geklappt *freu*. Heute Abend folgt dann die zweite.
Ich krieg jedesmal nen Kackreiz darauf, dass ich die Ärzte auf meine Krankheit hinweise, die nun mal mit ner erhöhten Thromboseneigung einher geht, aber dass da trotzdem kaum jemand geguckt hat - mein Stationsarzt der B2 im Philipp, mein Internist und mein Rheumatologe mal ausgenommen, also nix mit "Das ist ja alles de Psyche!". Linda und Dete haben damit ja auch ihre Erfahrungen gemacht *grummel*.
Natürlich sind Ärzte auch nur Menschen, und Menschen machen Fehler, aber die Arroganz und Ignoranz, mit der manche Patienten behandelt werden, macht einen sprachlos. Es wird doch keiner gezwungen, Arzt zu werden; in Deutschland gilt nach wie vor die freie Berufswahl. Wenn jemand natürlich nur Arzt wird aus Gründen von Prestige und Finanzen oder weil er das ganze Leben mit nem schwülstigen Arztroman verwechselt, in dem Krankenschwestern und/oder Patientinnen rottenweise in seinen Armen dahin schmelzen, dann kommt da so ein Kack mit Tunnelblick raus.
Ich weiß auch, da jedes Ding immer zwei Seiten hat, dass es auch bescheuerte Patienten und Angehörige gibt, die mehr wissen als jeder andere Mensch auf diesem Planeten und die schon anonym im Internet rumheulen, wenn das Essen nicht der Qualität eines 4-Sterne-Restaurants entsprach oder keine Parkplätze direkt am Krankenbett vorhanden sind, aber auch auf Seiten der Ärzte gibt es genug Schwachmaten - und wenn man gar nicht mehr weiter weiß oder keinen Bock hat mal nachzuforschen, dann ist es eben alles de Psyche! :o/Manche Mediziner schaffen es wirklich noch, mit mangelnder menschlicher und fachlicher Kompetenz die Auftragskiller arbeitslos zu machen :o).
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