Gestern Abend saß ich friedlich vor dem Fernseher, mein Deckenfluter brannte und Slayer räkelte sich nebenan in der Küche gemütlich in seinem Käfig herum, wenn er nicht gerade Fitness-Training im Laufrad absolvierte, hamsterte oder seine Pappröhre auseinander nahm. Ich schaute mir im TV auf 3Sat die komödiantische Nibelungen-Inszenierung am Wormser Dom an, bei der u. a. Christoph Maria Herbst ("Stromberg"), Nina Petri und Gustav Peter Wöhler mitgewirkt haben.
Um 23.33 Uhr schaltete sich plötzlich wie von Geisterhand mein Fernseher aus, mein Digital-Receiver war jedoch noch an. Ich schaltete den Fernseher wieder ein und zwei Minuten später war es zappenduster: Fernseher aus, Licht aus, Straßenbeleuchtung aus- zack, war der Strom wech! Ich orientierte mich mittels meines erleuchteten Handy-Displays in der stockfinsteren Wohnung und sah, dass überall die totale Finsternis herrschte - auf der Schweriner Straße und den angrenzenden Straßen wie Adelkampstraße, Vosskühlerstraße und Stettiner Straße. Die einzige Lichtquelle war mein Handy-Display und der große Halbmond, der über dem Mühlbachtal stand und in die Küche schien.
Als ich in Slayers Käfig leuchtete, schaute mich der kleine Kerl nur ungehalten an, so als wenn er sagen wollte "Mach doch das Licht an, wenn du mich suchst", aber das ging ja nun mal nicht. Wenig später klopfte es schüchtern an meiner Wohnungstür und ich hörte ein schüchternes "Hallo?". Ich taperte in der Finsternis zur Wohnungstür und öffnete - vor mir stand mein Nachbar, der in der Wohnung schräg über mir wohnt, nur bekleidet mit schwarzem Bademantel und einer Halskette, an der ein Pentagramm prangte (er übt gerne E-Gitarre und hört auch Metal). Wir leuchteten uns gegenseitig mit den Displays unseres Handys an, lachten und kaputt und er fragte, ob ich auch keinen Strom hätte. Diese Frage konnte ich auch nur mit "Nein" beantworten. Seine Besucherin leuchtete von oben mit ihrem Handy in die Dunkelheit, aber dadurch wurde es auch nicht heller.
Nachdem wir uns eine Gute Nacht gewünscht hatten, taperte ich durch die Dunkelheit mit meiner Funzel, um mich bettfertig zu machen, dann legte ich mich hin in der Hoffnung, dass das RWE recht schnell merkt, dass bei uns in der Umgebung Stromausfall ist - nur 500 Meter weiter in der Siedlung Heimatdank gab es nämlich Strom, denn dort waren Fenster erleuchtet. Um punkt halb eins, als ich gerade eingeduselt war, summte es einmal kurz und der Strom war wieder da - mein Radiowecker auf dem Nachttisch blinkte und nebenan im Wohnzimmer brannte auch wieder Licht. Auch die Straßenbeleuchtung funktionierte wieder. Nachdem ich alle elektrischen Geräte ausgeschaltet hatte, habe ich mich wieder hingelegt und erst mal ausgeschlafen.
Während des Stromausfalls sah man auf der Voßkühlerstraße große Glühwürmchen in Form von Taschenlampen - wahrscheinlich wollten die Leute in der Finsternis noch irgendwie heil in ihre Häuser und Wohnungen kommen. Irgendwie war die Zeit der fehlenden Elektrizität auch düster-romantisch (schade, dass ER nicht da war...!), aber machte einem zugleich auch bewusst, wie selbstverständlich Elektrizität für uns ist.
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